Orthodoxie: Moskau bricht mit Patriarchat von Alexandrien

10. November 2019 in Aktuelles


Wegen Anerkennung der neuen "Orthodoxen Kirche der Ukraine" durch Patriarch Theodoros II. wird Name des Patriarchen in den Patriarchalgottesdiensten der russisch-orthodoxen Kirche nicht mehr genannt.


Moskau-Kairo (kath.net/ KAP)
Die Anerkennung der neuen "Orthodoxen Kirche der Ukraine" durch Patriarch Theodoros II. von Alexandrien und ganz Afrika führt nun auch zum Bruch zwischen dem Patriarchat von Moskau und dem von Alexandrien. Die Anerkennung mache es für Patriarch Kyrill von Moskau unmöglich, den Namen des alexandrinischen Patriarchen weiterhin in der Liturgie zu kommemorieren, wurde vom Moskauer Patriachat am Freitagnachmittag laut der Stiftung "Pro Oriente" mitgeteilt.

Die Nachrichtenagentur "Interfax" zitierte den stellvertretenden Leiter des Außenamts der russisch-orthodoxen Kirche, Erzpriester Nikolaj Balaschow: "Die russisch-orthodoxe Kirche ist durch die Berichte über die Entscheidung von Patriarch Theodoros, Epifanij (Dumenko) als Oberhaupt der 'Orthodoxen Kirche der Ukraine' anzuerkennen und seinen Namen in den Ehrenlisten der Kirche von Alexandrien zu nennen, zutiefst betrübt. Das bedeutet, dass der Name des Patriarchen von Alexandrien bei den Patriarchalgottesdiensten der russisch-orthodoxen Kirche nicht länger genannt werden kann".

Die Kirche von Alexandrien steht in der orthodoxen Rangordnung an zweiter Stelle hinter dem Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel. Ihr Patriarch Theodoros II. kommemorierte am Freitag bei einem Gottesdienst in Kairo überraschend erstmals das Oberhaupt der umstrittenen eigenständigen orthodoxen Kirche der Ukraine, Epiphanius. Zugleich veröffentlichte die Kirche ein Schreiben über die Aufnahme der eucharistischen Gemeinschaft. Traditionell erinnern die Oberhäupter der orthodoxen Landeskirchen in ihren Messen an die übrigen Oberhäupter. Die Streichung eines Namens aus der Liturgie gilt als schwere Strafe.

Theodoros II. ist das dritte orthodoxe Kirchenoberhaupt, das sich mit über Warnungen des orthodoxen Moskauer Patriarchats hinwegsetzt und die neue ukrainische Kirche anerkennt. Der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I., hatte die im Dezember 2018 in Kiew gegründete Kirche bereits im Januar anerkannt. Im Oktober folgte Erzbischof Hieronymos von Athen und Griechenland. Die große Mehrheit der mehr als ein Dutzend orthodoxen Landeskirchen lehnt dagegen bislang die eucharistische Gemeinschaft mit der eigenständigen ukrainischen Kirche ab.

Wegen der Anerkennung der ukrainischen Kirche beendete Kyrill I. schon am vergangenen Sonntag die eucharistische Gemeinschaft mit dem griechischen Kirchenoberhaupt Hieronymos und untersagte Pilgerreisen in dessen Diözese Athen.

Mit dem Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel brach die russisch-orthodoxe Kirche bereits 2018 aus Protest gegen dessen Unterstützung für die Gründung der von Moskau unabhängigen ukrainischen Kirche. Mit seiner Sanktionspolitik will das Moskauer Patriarchat andere orthodoxe Landeskirchen von der Anerkennung der autokephalen ukrainischen Kirche abhalten.

Die russisch-orthodoxe Kirche sieht im südlichen Nachbarland die ihr unterstehende ukrainisch-orthodoxe Kirche bedroht. Die mit dieser konkurrierende, neue eigenständige (autokephale) Kirche der Ukraine brandmarkt sie als "schismatisch".

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