Zeit für Klarheit

28. Oktober 2019 in Kommentar


Mehr und mehr zeichnet sich ab, wie der Amazonas zum Hebel wird, um in Westeuropa die zölibatäre Lebensform der Priester und so ganz nebenbei die sakramentale Struktur der Kirche in Luft aufzulösen - Der Montagskick von Peter Winnemöller


Rom (kath.net)
Nun ist sie zu Ende diese lausige Amazonassynode. Es war ein populistisches Spektakel rund um die Synodenaula, das seines gleichen sucht. Aus der Aula selbst dringen ja nach der neuen Synodenordnung nur noch gefilterte Informationen, so dass gesteuert werden kann, was der interessierte Zeitgenosse erfährt. Langeweile regiert. So erlangten Holzfiguren einer angeblichen Andengottheit Skandalniveau und Schlagzeilencharakter.

Die Wirklichkeit blieb dahinter fein verschleiert. Sie wird sich womöglich nur in Fußnoten niederschlagen und katholische Kernthemen von „unten“ weiter auflösen. Der Zölibat steht im Fokus. Er soll weg. Man kann den Beteuerungen deutscher und österreichischer Bischöfe und Kardinäle, wie wertvoll dieser Zölibat denn nun sei, nur wenig Glauben schenken, wenn man die Taten sieht.

Keine Frage, dass allein über das REPAM – Netzwerk viel Rheingold über den Tiber in den Amazonas geflossen ist. Vieles, was auf der Synode gedacht wurde, war von deutschen Hilfswerken vorbereitet. Das geht schon über viele Jahre so.

Nun fließt vom Amazonas offensichtlich das zurück, was man sich erhofft hatte. Der Einführung von viri probati wird sich der Papst nicht verschließen können. Ginge es tatsächlich nur um Notlösungen für einsame Siedlungen am Amazonas, die keine Messe feiern können, wäre das irgendwie einsichtig.

Doch zwischen den Zeilen scheint die Wahrheit auf. Schon vor einem Jahr stellte der Bischof von Osnabrück zudem klar, wenn der Amazonas viri probati bekommt, dann wir auch. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis in Deutschland der Zölibat nur noch eine Theorie ist.

Der Erzbischof von Wien, Kardinal Schönborn, spricht ganz offen von Leutepriestern, die er lieber sähe als Wanderpriester. In Österreich waren Leutepriester zwar, so lange es sie noch gab, nicht verheiratet, doch wer schert sich um solche Kleinigkeiten. Leutepriester wurden abgeschafft, weil sie schlecht ausgebildet waren oft gerade so viel Latein konnten, um eine Messe halbwegs gültig zu lesen, um die Leute zu „versorgen“. Es ist so viel von Klerikalismus die Rede.

Hier findet er sich ganz unverhohlen, in dem erneuten Postulat nach „Leutepriestern“, die dann in neuer Zeit auch verheiratet sein dürfen. Kaum anzunehmen, dass diese indigenen Leutepriester mehr sein werden, als klerikales Fußvolk dritter Klasse.

In Deutschland und Österreich mangelt es an Priestern, weil es an Glauben mangelt. Die Krise der Kirche in unseren Ländern ist eine Krise des Glaubens. In dieser Krise ist die Kirche gerade in Deutschland finanziell so brillant aufgestellt, dass sie sich alles leisten kann, was sie sich wünscht. Dennoch (oder deswegen?) bleibt der Priesternachwuchs aus.

Laientheologen im pastoralen Dienst sind weder ein Ersatz noch im Beruf wirklich glücklich. Was liegt da näher als ihnen auch eine „Weihe zu spendieren“. Ehrenamtliche Funktionäre sind ebenfalls heiße Kandidaten für diese Weihen. Solche Ehrlichkeit wäre mal eine Erleichterung in der von Nebelwolken geschwängerten Diskussion! Der Zölibat soll weg und die Frauen sollen mindestens Diakoninnen werden könne.

Kircheninterner Feminismus macht dem Episkopat deutlich zu schaffen, es reicht nicht mehr, die hauseigenen Feministinnen mit Posten als Leiterinnen von Arbeitsstellen, Generaloberinnen in eleganter Businesskleidung, Professorinnen und Verwaltungsdirektorinnen abzuspeisen. Sie wollen an die Fleischtöpfe klerikaler Macht.

Und es ist keine Frage, der Episkopat möchte ihnen diesen Weg eröffnen. Wir werden es auf dem „synodalen Weg“ sehen, dass das Rheingold gut investiert war und nun reichlich aus dem Amazonas zurückfließt. Wenn Amazonien viri probati bekommt, dann wir auch.

Wenn Amazonien Akolythinnen bekommt, dann wir auch. Die Frage der Diakoninnenweihe wird der nunmehr dritten Kommission übergeben. Es wird so lange geprüft, bis das Ergebnis passt. Auch hier wäre ein höheres Maß an Ehrlichkeit hilfreich. Diakoninnen sind – auch wenn sie theologisch nach wie vor unmöglich scheinen – kirchenpolitisch gewollt.

Mehr und mehr zeichnet sich ab, wie der Amazonas zum Hebel wird, um in Westeuropa die zölibatäre Lebensform der Priester und so ganz nebenbei die sakramentale Struktur der Kirche in Luft aufzulösen. Auch hier wäre ein größeres Maß an Ehrlichkeit sehr hilfreich. Doch man fürchtet scheinbar immer noch den Widerstand der gläubigen, in der Lehr- und Liturgietradition der Kirche verhafteten Katholiken, denen man die vermeintlichen Neuerungen nicht so leicht wird verkaufen können. Auch im Episkopat gibt es Widerstand gegen die faktischen Abrissbirnen der jüngsten Synoden.

Lange werden sich die Nebelkerzen nicht mehr halten können. Es sieht in der Tat danach aus, dass die Frage des sakramentalen Amtes der Kirche die Scheidelinie zwischen Wahrheit und Lüge, zwischen Einheit und Spaltung bildet. Werden bald die Gemeinschaften der Tradition die einzigen sein, die die zölibatäre Lebensform der ausschließlich männliche Priester bewahren? Sollte dies so sein, sind sie künftig endgültig das letzte Sammelbecken der restlichen Gläubigen der Kirche.

Es ist Zeit für Klarheit. Es ist Zeit zu sagen, was man wirklich will und es ist Zeit, den Bischöfen unserer Diözesen und den Kardinälen der römischen Kirche diese Klarheit abzuverlangen.


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