Bildet kleine Glaubenszellen, die sich gegenseitig stützen!

19. Oktober 2019 in Aktuelles


Erzbischof Georg Gänswein bei "9-11-Event" in Frankfurt: In der Kirchengeschichte hat das einfache Volk den Glauben schon öfter gegenüber einem Episkopat durchgetragen - Ein Bericht von Linda Noé aus Frankfurt


Frankfurt (kath.net)
Bei der Begrüßung der Mitfeiernden in der bis auf den letzten Platz gefüllten Deutschordenskirche in Frankfurt erwähnte Kirchenrektor P. Jörg Weinbach seinen im Vorfeld mit Erzbischof Mons. Gänswein geführten e-mail Wechsel. Im Austausch über die Gestaltung der geplante Heilige Messe hatte P. Jörg festgestellt, dass sich die Messbesucher bestimmt über ein Pontifikalamt freuen würden- die Anwesenheit so vieler Gläubigen gäbe ihm nun recht.

Das passende besondere Ambiente dafür bot die gotische Kirche zweifelsohne, und unter den Anwesenden war Einheit im Gebet und Freude über den Besuch des Erzbischofs spürbar.

In seiner Predigt sprach Gänswein über den Tagesheiligen, den Kirchenvater Ignatius von Antiochien, der erste, der den Begriff „katholisch“ für die Kirche verwendet hatte, aus der Sehnsucht nach der Heimat im Himmel lebte und lieber von den Löwen im Circus Maximus zerfleischt werden wollte, als ein Grab unter den Aposteln Rom zu haben- zermahlen zum Mehl für das reine Brot Jesu Christi. „Die apostolische Dimension ist der Kompass für das pilgernde Gottesvolk auf dem Weg zu unserer Heimat im Himmel im ewigen Leben und zu unseren Schwestern und Brüdern wie dem Heiligen Ignatius, die dort auf uns warten.“, schloss Mons. Gänswein.

Anschließend wurde im Rittersaal nebenan das neue Buch aus dem fe-Verlag mit dem Titel „Vom 9/11 des Glaubens“ (Gänswein erklärte auf Anfrage hin später, dass er diesen Titel nicht selbst gewählt hatte), das aus gesammelten Vorträgen, Interviews und Predigten des Erzbischofs besteht, vorgestellt.

Offensichtlich waren beinahe alle Messbesucher mit in den Saal hinübergewechselt, so dass es nicht einmal mehr Stehplätze gab und viele der Übertragung auf dem Flur lauschen mussten.

Im Laufe des Abends zeigte sich, dass Mons. Georg Gänswein tatsächlich „keine Angst vor heißen Eisen“ hat- Verleger Bernhard Müller führte dies in seinem Grußwort darauf zurück, dass Gänswein Sohn eines Schmiedes ist, womit er für Erheiterung unter den dichtgedrängten Menschen sorgte.

Gänswein würde keiner Frage ausweichen, aber dabei immer vermeiden, andere zu verletzen oder zu provozieren. Auch der äthiopische Prinz Asfa-Wossen Asserate, der das Vorwort zum Buch verfasst hat, war anwesend und sprach kurze einleitende Worte darüber, wie viel der Begriff der Wahrheit für den Erzbischof bedeutet, dessen Wappen auch den Spruch „Für die Wahrheit Zeugnis ablegen“ aus Joh 18,37 enthält.

Danach las Gänswein ein Kapitel aus seinem Buch vor. Er hatte dafür eine Predigt ausgewählt, die er 2019 anlässlich der Priesterweihe im Stift Heiligenkreuz im Wienerwald gehalten hatte, und in der es um das „Leuchtturm-sein“ des Priesters geht, dessen Kraft aus der Wahrheit des Evangeliums kommt, aufgrund derer die Menschen fähig werden ihren Kurs zu ändern.

Als vorletzten Programmpunkt des Abends, vor einer Signierung des Buches für die vielen Zuhörer, die sich nimmermüde noch dafür anstellten, stellte sich der Erzbischof zunächst den Fragen, den durchaus wie oben erwähnten „heißen Eisen“ der anwesenden Journalisten.

Gleich die erste Wortmeldung stellte eine mögliche Spaltung der Kirche in den Raum. „Da sei der Herr vor! Ich habe noch nie das Amt des Propheten ausgeübt, ich bin sehr vorsichtig in diese Kerbe zu schlagen. Ich hoffe es nicht“…. „Ich glaube, dass sie nicht der einzige sind, der diese Dramatik erkannt hat und auch so sieht. Ich hoffe nicht, dass sie Recht haben.“ sagte Gänswein.

Auf die Frage, woran die Kirche in Deutschland krankt, erinnerte er an den Brief von Papst Franziskus an deutschen Gläubigen, der vor Ort verschiedene Auslegungen gefunden habe- die Deutschen seien für ihre starke Hermeneutik bekannt! Wer den Atem habe, bis zum Schluss durchzuhalten, könne im Brief des Papstes allerdings seine Sorge erkennen, dass das was nottut, nämlich eine ernstzunehmende Neuevangelisierung und Glaubensvertiefung, hierzulande nicht wirklich angestrengt werde.

Diese sei allerdings das Wichtigste, sonst würde die Enttäuschung in zwei Jahren noch größer sein und „Feuer unterm Dachstuhl“.

Erzbischof Gänswein ermutigte dazu, kleine Glaubenszellen zu bilden, „wie eine Frischzellentherapie“, sich gegenseitig zu stützen, denn dies sei die beste Art und Weise, mit Schwierigkeiten umzugehen.

Selbstbemitleidung bringe gar nichts, auch nicht das Schimpfen auf Andere und das Enttäuschtsein. Die Gläubigen sollten nicht warten, bis bestimmte Initiativen von Oben oder von wo anders kämen, denn da gäbe es in Deutschland eine lange Erfahrung mit dürftigen Früchten.

„Kirche ist nicht nur Derjenige, der ein Amt hat in der Kirche, sondern Derjenige der getauft ist und gefirmt.“ In der Kirchengeschichte habe das einfache Volk den Glauben schon öfter gegenüber einem Episkopat durchgetragen, das „voll auf dem Holzweg“ gewesen wäre- dies sei nicht großspurig gemeint, sondern als geschichtliche Tatsache.

„Nehmen sie das als Einladung, als Bitte, als Antwort.“ Dieser freundliche und direkte Appell des Erzbischofs fand Zustimmung und Beifall unter den Anwesenden im Rittersaal.

Für KATH.NET stellte ich die Frage über die Art und Weise eines guten Umgangs mit dem auch im Buch „9/11 des Glaubens“ angesprochenen Phänomen, dass so genannte „konservative Katholiken“, die unter Benedikt XVI. Gehorsam eingefordert haben, nun vielfach unter Papst Franziskus selbst damit ein Problem zu haben scheinen, was gerade im Internet bis weilen zu einem sehr harten Ton unter den Gläubigen führt. „Wenn sie damit meinen, dass es Katholiken gibt, die mit dem Papst Schwierigkeiten haben, oder mit dem Kurs, oder der Person, sage ich ihnen ganz einfach: Papst Franziskus ist der Nachfolger Petri, Vicarius Christi. Ob einem bestimmte Dinge gefallen oder nicht. Wenn man in die Papstgeschichte hineinschaut: es gibt eine gewaltige Buntheit unter den Päpsten, und es gibt natürlich Menschen, die sich auch an ihm stoßen, weil sie den Eindruck haben sie werden vielleicht nicht ernst genommen oder gar lächerlich gemacht. Das kann ich aber nicht bestätigen, das lehne ich ab, das ist nicht so. Es ist oft eine Form der Vermittlung, und da will ich auch nicht auf die Presse schimpfen“ stellte Erzbischof Gänswein klar. „Ich möchte jene Christen, Katholiken, Menschen, bitten, die sich schwertun nach Papst Benedikt: es ist ein ganz anderer Typus, das weiß ich besser als vielleicht jeder hier.“

„Manchmal muss man einfach auch darum ringen, sich nicht selbst Hindernisse aufzubauen, wenn einem das oder das, manchmal auch Oberflächliches, nicht gefällt. Papst Franziskus ist der Nachfolger Petri, der nach Lukas die Brüder, nehmen wir auch die Schwestern dazu, im Glauben stärken soll.

Darum geht es, und das tut er. Da würde ich mich auch nicht ins Boxhorn jagen lassen. Es stimmt, es gibt sie im Internet: die Gifterei steckt nur die andere Seite an und es wird dagegen gegiftet. Nicht ein Gramm Glaube wird dadurch erzeugt, nicht ein Funken an Glaubensfreude springt da. Und dann gibt es im Leben des Christen auch das Leid.“

Erzbischof Gänswein erinnerte daran, dass es immer um die Nachfolge Christi gehe, die man sich manchmal so oder so vorstelle, aber dann käme vielleicht etwas ganz anders. Es sei wichtig, den Mut zu haben, das Kreuz, das was einen drückt, was einem schwer fällt, anzunehmen- dies sei ein Akt des Glaubens. „Ich sage diesen Menschen auch gerne: bitte beten sie auch für den Papst! Wir beten auch jeden Tag in der Messe für den Papst. Wenn wir das nicht tun oder bewusst ausschließen, dann sind wir selbst Spaltpilze, oder werden zu Spaltpilzen. Gott bewahre.“ Auf eine Folgefrage eines Kollegen ergänzte Erzbischof Gänswein noch, dass eine nüchterne, objektive, klare, unerschrockene Berichterstattung ohne Messerwetzen das beste Gegenmittel sei.

Gänswein selbst sehe im Blick auf die Kirche in Deutschland immer auch eine große Zahl von treuen Katholiken, auch wenn Funktionäre glauben würden, das große Wort zu haben. Diese seien aber nicht der Lautsprecher der Mehrheit der Katholiken. Man müsse sich trotzdem mehr dessen bewusst werden, Sauerteig zu sein. „Wenn sie Sauerteig sind, gemeinsam mit anderen, sind sie auf dem richtigen Weg. Die kleine Herde darf nicht verwirrt werden, man darf sich auch nicht verwirren lassen. Ich kann sie nur ermutigen. Das, was sie im Glauben empfangen haben, ist viel stärker als das, wo auf den Glauben mit Dreck geschmissen wird. Es mag etwas hängen bleiben, aber der Glaube ist stärker.“

Der offizielle Teil des Abends schloss mit diesen ermutigenden Worten, mit dem gemeinsamen Gebet und dem Segen des Erzbischofs.

MEGA-BUCHTIPP von kath.net für 2019:

Vom Nine-Eleven unseres Glaubens Gebundenes Buch von Georg Gänswein (Autor), Asfa-Wossen Asserate (Vorwort)

Hardcover, 216 Seiten
2019 Fe-medienverlag
ISBN 978-3-86357-244-0
Preis Österreich: 18.30 EUR

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Erzbischof Gänswein und Linda Noé von kath.net


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Foto: (c) Michael Hesemann


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