Bagdad: Weltmission-Gottesdienst von Ausschreitungen überschattet

6. Oktober 2019 in Weltkirche


Liturgischer Auftakt zum "außerordentlichen Monat der Weltmission" mit chaldäischem Patriarchen Sako - chaldäische Katholiken von islamischen Fundamentalismus, Unruhen und Säkularisierung konfrontiert.


Bagdad (kath.net/ KAP)
Auch in der irakischen Hauptstadt Bagdad wurde der von Papst Franziskus für diesen Oktober proklamierte "außerordentliche Monat der Weltmission" mit einer liturgischen Feier in der Josephskathedrale eröffnet. Dem Gottesdienst stand der chaldäisch-katholische Patriarch Kardinal Louis Raphael Sako vor. In seiner Predigt unterstrich er, dass die missionarische Berufung auch den Kirchen der apostolischen Tradition im Nahen Osten innewohnt. Die Feier wurde allerdings von den aktuellen Unruhen im Irak überschattet.

Die Zahl der Toten bei den Protesten gegen die Regierung im Irak ist laut aktuellen Medienberichten auf 46 gestiegen. Allein 16 Menschen seien in Bagdad getötet worden. Bei den Zusammenstößen mit Demonstranten setzte die Polizei scharfe Munition ein. Aus den Reihen der Demonstranten wurde zurückgeschossen. Hunderte Menschen wurden verletzt, darunter auch Sicherheitskräfte. Die Proteste richten sich gegen die hohe Arbeitslosigkeit, Misswirtschaft und Korruption. Um die Lage zu beruhigen, verhängte die Regierung in mehreren Städten Ausgangssperren.
Für die Katholiken in Bagdad sei es wegen der Demonstrationen und wegen der Ausgangssperre nicht leicht gewesen, an der Feier in der Kathedrale teilzunehmen, berichtete Kardinal Sako im Gespräch mit der katholischen Nachrichtenagentur "AsiaNews". Aber es gehe darum, die Botschaft deutlich zu machen, dass jeder Christ auch ein Apostel ist, der die Aufgabe hat, die "gute Nachricht" des Evangeliums zu verbreiten. Im Kontext der irakischen Realität sei es besonders wichtig, auch die "Freude des Evangeliums" zu verkünden und die Auswirkungen der Werte des Evangeliums auf die Gestaltung der Beziehungen zu den "anderen", vor allem auch zu den Muslimen, erlebbar zu machen.

Die chaldäischen Katholiken seien tagtäglich mit verschiedenen Herausforderungen konfrontiert, angefangen vom islamischen Fundamentalismus. Aber das sei in der ganzen Geschichte seiner Kirche so gewesen, erinnerte Sako: "Unsere Väter haben dem widerstanden, ohne den Glauben oder die Hoffnung zu verlieren. Das müssen auch wir tun". Eine andere Herausforderung sei die Säkularisierung, die nur auf die Wirtschaft und das Geld schaue und die Gesellschaft der spirituellen Werte entledigen wolle. Auch hier hätten die Christen eine "besondere Mission": "Sie müssen gerade auch dort, wo sie Minderheit sind, die Nächstenliebe praktisch leben, nicht nur in Worten, sondern auch durch den Alltag im Familien- und Berufsleben".

Die Muslime seien oft sehr beeindruckt von dieser Nächstenliebe und Offenheit, sagte der Patriarch. In diesem Zusammenhang hätten die getauften und gefirmten, aber nicht geweihten Christen als "aktive Mitglieder" der Kirche eine besondere Aufgabe. Deswegen habe die chaldäisch-katholische Synode auch Laien mit vollem Stimmrecht aufgenommen. "Wenn der Papst sagt, dass wir Getaufte Missionare sind, dann spricht er nicht vom Klerus, sondern von jedem Christen, jeder und jede ist berufen, Missionar zu sein", betonte Sako.

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