Umfrage: Christen haben positives Image, Muslime nicht

28. September 2019 in Österreich


Aktuelle Umfrage: Mehrheit der Bevölkerung in Österreich besonders kritisch gegenüber dem Islam


Salzburg (kath.net/KAP) Die Mehrheit der Bevölkerung ist überwiegend positiv oder neutral zu Christen, Buddhisten und Atheisten eingestellt; Juden und Hindus werden kritisch betrachtet, auf besonders viel Ablehnung stoßen Muslime. Zu diesem Ergebnis kommt die 2018 durchgeführte "Soziale Survey Österreich"-Umfrage der Universitäten Wien, Graz, Linz und Salzburg (SSÖ), an der 1.200 Menschen teilnahmen. So gehört für die Mehrheit der Befragten der Islam nicht zu Österreich, 45 Prozent wollen, dass die Rechte von Muslimen eingeschränkt werden. Deutlich wurde auch, dass Geschlecht und Religiosität islamkritische Einstellungen beeinflussen: Frauen sind demnach islamkritischer eingestellt als Männer, wohingegen tief religiöse Menschen eine tolerantere Sichtweise vertreten als "Abergläubische".

"Religiosität scheint sogar vor Vorurteilen zu schützen", sagte Studienautor Wolfgang Aschauer von der Universität Salzburg wörtlich im Ö1-"Morgenjournal" am Donnerstag. "Abergläubischen" Menschen attestierte er eine größere Anfälligkeit für Verschwörungstheorien. Er sehe keinen Konflikt zwischen Religionen, sondern Spannungen zwischen Kulturen.

Während 38 Prozent der Befragten positiv gegenüber Atheisten oder Menschen ohne religiöses Bekenntnis eingestellt sind, sind es nur 31 Prozent gegenüber Juden und 33 Prozent bei (in Österreich marginal vertretenen) Hindus. Gegenüber Muslimen haben nur 25 Prozent eine positive Sichtweise, viel häufiger sind negative Bewertungen. Starke Unterschiede zeigen sich dabei nach Altersgruppen, Bildung und Einkommen: Personen über 75 Jahre, Lehrabsolventen und Personen in niedrigen Einkommenskategorien sehen den Islam am kritischsten, so die Studienautoren.

Vorurteile gegenüber Islam am stärksten

Eine Mehrheit der Befragten (70 Prozent) denkt, dass der Islam nicht in die westliche Welt passt; etwa zwei Drittel sehen das Tragen eines Kopftuchs als Symbol der Unterdrückung muslimischer Frauen und finden, dass dies in Schulen verboten werden sollte. Laut Aschauer sind negative Urteile gegenüber Muslimen somit im Vergleich zu anderen religiösen oder zugewanderten Gruppen am stärksten. Den Grund der verbreiteten islamkritischen Einstellungen sieht Aschauer - wie er sagte - im politischen und medialen Diskurs der letzten Jahre, in dem Muslime besonders kritisch betrachtet wurden.

Die Autoren des SSÖ bewerten die Ergebnisse als "Tendenzen des Ethnozentrismus", die auch mit diskriminierenden Haltungen einhergehen könnten. Damit steige jedoch die Gefahr, dass die in Österreich lange etablierte Religionsfreiheit von Muslimen Einschränkungen erfahren könnte.

Das Umfrageprojekt der Partneruniversitäten Wien, Graz, Linz und Salzburg verwendete zur näheren Betrachtung der Einstellungen gegenüber Muslimen elf Indikatoren. Die Zielsetzung der verwendeten Skala war, Ängste vor Terrorismus zu erheben und auf Wahrnehmungen einer kulturellen Bedrohung Bezug zu nehmen. Sätze wie "Muslime müssen sich in Österreich an unsere Kultur anpassen", "Der Staat soll islamische Gemeinschaften beobachten" und "Muslime stellen keine kulturelle Bereicherung dar" erhielten dabei die höchste Zustimmung von den Befragten.

Kirchenbezogene Spiritualität verliert an Bedeutung

Die "SSÖ" befragte ihre Teilnehmer auch zur Häufigkeit des Gottesdienstbesuches oder persönlichen Erfahrungen mit "alternativen Spiritualitäten". So haben laut Umfrage nur 20 Prozent Teil der Befragten Vertrauen in die Kirche und auch kirchenbezogene Religiosität verliert an Bedeutung. Fast die Hälfte findet, dass die Kirche in Österreich zu viel Macht hat. Zwei Drittel der 1.200 Befragten gaben trotzdem an, dass die Religion in "schwierigen Lebensphasen und persönlichen Krisensituationen" nützlich sein kann.

Immer mehr Verbreitung finden hingegen "alternative Körper- und Bewusstseinsübungen" wie Yoga und Tai Chi. So gaben etwa 15 Prozent an derartige Praktiken in den letzten zwölf Monaten ausgeübt zu haben; mit Esoterik wie Wahrsagerei oder Astronomie kommen hingegen deutlich weniger Menschen in direkten Kontakt.

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