Erzbischof: Katholiken in Bangladesch eine doppelte Minderheit

22. September 2019 in Weltkirche


"Unser Dienst ist nicht nur geistlich, sondern stark verbunden mit Gerechtigkeit, Frieden, Menschenrechten und Bildung", berichtet Chittagongs Erzbischof Costa im Kathpress-Interview über die Rolle der Kirche in seinem Heimatland.


Wien-Dhaka (kath.net/ KAP)
Die katholische Kirche wird im muslimisch dominierten Bangladesch für ihr Engagement im Bildungs- und Gesundheitsbereich geachtet. Im Alltag aber ist die kleine Minderheit der Katholiken in weiten Teilen des Landes Diskriminierungen ausgeliefert und muss um die Anerkennung ihrer Rechte kämpfen. Darauf hat Erzbischof Moses M. Costa aus Chittagong im Interview der Nachrichtenagentur Kathpress in Wien hingewiesen. Christen befänden sich in Bangladesch in einer doppelten Minderheitensituation. Benachteiligt würden sie nicht nur als religiöse Minderheit. Die Mehrheit der Christen gehöre auch Volksgruppen mit indigenen Wurzeln an, die in wenig entwickelten Regionen in großer Armut leben. Für ihr Überleben ist die kleine katholische Ortskirche auf Unterstützung aus der Weltkirche angewiesen.

In der Verfassung Bangladeschs sind ethnische und religiöse Minderheiten und ihre Rechte nicht explizit erwähnt. Christen müssen Benachteiligungen bei der Arbeitssuche hinnehmen oder werden Opfer von Landraub, kritisieren Hilfsorganisationen immer wieder. In ganz Bangladesch führe die katholische Kirche 500 Schulen und ermögliche so 100.000 Schülern, die Mehrheit davon Muslime, eine Ausbildung, berichtete auch Erzbischof Costa. Gleichzeitig würden in Regionen, wo es keine katholischen Schulen gibt, christliche Schüler aus den indigenen Stämmen nicht in staatlichen Schulen aufgenommen.

"Unser Dienst in der Kirche ist daher nicht nur geistlich, sondern stark verbunden mit Gerechtigkeit, Frieden, Menschenrechten und Bildung", erklärte Costa. Man versuche den Menschen mit Bildungsmaßnahmen, Gesundheitsversorgung und Entwicklungsprojekten zu helfen. Ebenso leiste die Kirche Lobbyarbeit oder bezahle Anwälte in Landrechtsstreitigkeiten, damit die Christen ihre Rechte verteidigen können. "Unsere Mission ist es, schwache Menschen stark zu machen", so der Erzbischof.

Christen leben in entlegenen Dörfern

Der 68-jährige Costa, der sich derzeit zu einer Vortragsreise und Besuchen bei Hilfswerken wie "Kirche in Not" in Europa aufhält, wurde 2011 nach mehreren Jahren als Bischof von Dinajpur an die Spitze der Diözese Chittagong berufen. Papst Franziskus erhob Chittagong wenige Monate vor seinem Besuch in Bangladesch 2017 zur Erzdiözese.

Etwas mehr als 30.000 Katholiken unter einer Bevölkerung von mehr als 20 Millionen zählt die Erzdiözese auf einem Gebiet, das etwa so groß ist wie die Bundesländer Wien, Niederösterreich und Burgenland zusammen. Zwölf Pfarren gibt es, die meist jeweils mehr als 50 Dörfer in teils schwer zugänglichen Regionen umfassen. Für sie sind 14 Diözesan- und 10 Ordenspriester aktiv. In manchen besonders abgelegenen Dörfern im Bergland östlich der Metropole Chittagong gebe es nur alle paar Jahre eine Messe mit einem Priester.

"Ich könnte weit mehr Pfarren gründen, aber wir haben die Priester nicht", schildert Erzbischof Costa, der selbst der Ordensgemeinschaft der Kongregation vom Heiligen Kreuz angehört, im Kathpress-Gespräch. Die Kirche konzentriere sich bei ihrer Evangelisierungsarbeit auf die örtlichen indigenen Volksgruppen, die offen seien für den christlichen Glauben. "Die große Frage ist, wie kann ich die Menschen erreichen? Ich brauche Leute, die in die Dörfer kommen", so der Erzbischof.

"Eine Kapelle ist eine sehr große Sache"

Costa hofft auf Neupriester, die selbst aus den indigenen Minderheiten stammen, und hat dafür zuletzt mit Unterstützung von Hilfswerken ein Priesterseminar mit 30 Plätzen errichtet. Auch setzt er auf die stärkere Ausbildung von Katechisten - und zwar männlichen wie weiblichen. Immer mehr Mädchen gingen in Bangladesch zur Schule, stellte Costa erfreut fest. Junge Frauen seien auch an der Arbeit als Katechistin interessiert, "aber sie brauchen eine entsprechende Ausbildung". Eine der Ideen des Erzbischofs ist daher der Bau einer Bildungseinrichtung für diesen Zweck.

Hilfe etwa von "Kirche in Not" bekommt die Erzdiözese Chittagong auch bei der Errichtung von Kapellen und anderen kirchlichen Gebäuden. "Wir brauchen Orte, an denen die Gläubigen zusammenkommen können, zum Beispiel für Katechismusunterricht." Besonders wichtig sei für die örtlichen Katholiken der Bau von Kapellen, schildert Costa: "Auch wenn die Menschen sehr arm sind und selbst keine angemessene Unterkunft haben, fragen sie immer als erstes, ob wir eine Kapelle bauen können. Eine Kapelle ist eine sehr große Sache für unser Volk." ("Kirche in Not"-Spendenkonto IBAN: AT71 2011 1827 6701 0600 oder Online-Spende unter www.kircheinnot.at)

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