Hongkongs Kardinal ruft zu Sondergebeten auf

20. August 2019 in Weltkirche


Katholiken sowie protestantische Christen beteiligen sich an den Demonstrationen in der chinesischen Sonderverwaltungszone.


Hongkong (kath.net/pl) „Da unsere lokalen sozialen Unruhen jetzt ein kritisches Stadium erreicht haben, appelliert Kardinal John Tong an die Gläubigen, besondere Gebete für Hongkong zu sprechen.“ Dieser Gebetsaufruf findet sich auf der Homepage des Bistums der chinesischen Sonderverwaltungszone. Dann folgen zwei Vorschläge: Jeden Freitag noch intensiver für das Wohlergehen der Hongkonger Gesellschaft zu beten, indem Werke der Buße oder Wohltätigkeit aufgeführt werden (z. B. Teilnahme an einer Messe, eucharistische Anbetung, Fasten, Kreuzweg und Dienen für die Armen und Bedürftigen). Außerdem an der Eucharistiefeier für das Wohlergehen von Hongkong teilzunehmen, die am 23. August 2019 mit Kardinal John Tong Hon und konzelebrierenden Priester gefeiert wird.

Kardinal Tong, emeritierter Bischof von Hongkong und derzeit Administrator des Bistums, hatte die Regierung gebeten, das Auslieferungsgesetz vollständig abzuschaffen und eine unabhängige Untersuchung des exzessiven Einsatzes von Gewalt durch die Polizei in Hongkong durchzuführen, schildert die „Catholic News Agency“.

Edwin Chow, der Vorsitzende des Hongkonger Verbandes katholischer Studenten, teilte CNA diese Woche mit, dass er Katholiken und anderen Christen eine größere Rolle in Hongkong zukommen lassen möchte anhaltende Proteste gegen die Regierung aus Angst vor einer Niederschlagung durch die chinesischen Behörden. „Für diese Bewegung ist es eine große Chance für die Katholiken und [protestantischen] Christen, miteinander zu kooperieren.“ Gegenüber CNA wies Chow darauf hin, dass die Christen – unter ihnen Katholiken – zu Beginn der Proteste eine wichtige Rolle spielten. So hörte man anfangs während der Demonstrationen Hymnen wie „Sing Hallelujah to the Lord“ auf den Straßen. Inzwischen hat sich die Rolle der Christen allerdings verringert, was nach Chows Einschätzung auch daran liegt, dass die Proteste „aggressiver und radikaler“ geworden seien, möglicherweise auch als Reaktion darauf, dass die chinesische Regierung selbst nach den beiden Junidemonstrationen mit mehr als einer Million Teilnehmern immer noch nicht auf die Forderungen der Demonstranten reagiert habe.

Chow erkläuterte gegenüber CNA weiter, dass die Drohung mit dem Auslieferungsgesetz für Katholiken wichtig sein sollte. Die Katholiken befürchten, dass die Wiedereinführung und Verabschiedung des Gesetzes die Religionsfreiheit ernsthaft beeinträchtigen und der chinesischen Regierung die zusätzliche Erlaubnis einräumen wird, Christen zu verhaften und nach Festlandchina zu überführen, wenn sie sogenannte „Verbrechen“ gegen das Festland begehen. Er erinnerte an einen Fall im Jahr 2001, als Hongkonger Bibeln auf das chinesische Festland brachten und dafür verhaftet wurden.

Bereits vergangene Woche hatte Chow erläutert, einige Demonstranten hätten herausgefunden dass sich verdeckte Polizisten in der Menge befanden. Die Regierung könne diese Strategie nutzen, um ein „Gefühl des Terrors“ zu erzeugen, so dass die Demonstranten sich nicht mehr vertrauen und gespalten seien, sagte er.

Henry Au, ein Unternehmer, der im Vorstand der irischen Handelskammer für Hongkong tätig ist und die Demonstrationen ebenfalls unterstützt, berichtete, dass ältere Katholiken tragbare WiFi-Hotspots für die Demonstranten gekauft hätten. Denn die Polizei beschlagnahme oft die Handy und nutze die Fotos als Beweismittel, außerdem helfen Telekommunikationsunternehmen der Regierung, die Handynummern aufzuspüren. Durch die tragbaren WiFi-Hotspots können die Demonstranten geschützt werden.

Nach Darstellung der CNA leben in Hongkong rund 581.000 Katholiken, dies entspricht rund 8 Prozent der Bevölkerung. Hongkonger haben derzeit erheblich mehr Freiheiten als Festlandchinesen, dies beinhaltet auch den vollen Zugang zum unzensierten Internet.

Foto: Symbolbild


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