Mit der Sonne bekleidet

15. August 2019 in Jugend


Die Jugendkolumne von kath.net - Diese Woche ein Beitrag von Dubravka Križić


Rom (kath.net)
In einem italienischen Marienlied heißt es: „Du bist so schön wie die Sonne, Du bist weißer als der Mond, und die schönsten Sterne sind nicht so schön wie du.“

Diese Zeilen erinnern an die Darstellung der Frau in der Offenbarung: die Frau auf einer Mondsichel stehend, von Sternen gekrönt und mit der Sonne bekleidet (Offb 12). Es klingt fast wie ein Traum – eine Sehnsucht nach Schönheit und Herrlichkeit. Das Lied geht in diesem Tone weiter: „Wenn alles in sich zusammenfällt und die Stimme der Tränen nicht schweigt, dein Blick bringt Frieden und Harmonie in des Herzens Tiefen.“

Es ist der Blick einer Mutter, die ihre Kinder kennt und den Schmerz erkennt, den sie in ihren Herzen tragen. Sie weiß wie sie die Stimme der Tränen verstummen lässt und wonach und nach wem sich ihre Kinder sehnen. Es sind diese Marienlieder, die ein tiefes Wohlempfinden und ein Zuhause schaffen für und in uns. Wo sie gegenwärtig ist, da schafft sich ein wahres Heim. Wie eine Mutter ihr Kind in den Schlaf wiegt, wiegt Maria unsere Herzen in Frieden und Ruhe. In den vielen Marianischen Litaneien wird deutlich wie reichlich und tief die Gegenwart Mariens ist. Es gibt so viele Weisen wie wir sie beschreiben können, so viele Sehnsüchte, die wir in ihr erfüllt finden. Ein Teil der Litanei zum heiligsten Herzen Mariä beschreibt Maria zum Beispiel wie folgend:

Du Herz, das der ewige Vater von allen Herzen zur Liebe seines eingeborenen Sohnes erkor, bitte für uns.

Du Haus, das die Weisheit Gottes sich zur Wohnung erbaute.
Du feurige, vom Heiligen Geist selbst entzündete Lampe, die ewig vor dem Thron der allerheiligsten Dreifaltigkeit leuchtet.

Du verschlossener Garten, worin Jesus, die schönste Blume, blühte.
Du Herz der neuen Eva, durch die wir die Frucht des ewigen Lebens empfingen.

Du besiegelte Quelle der göttlichen Geheimnisse. Du Rose der hochheiligsten Dreieinigkeit.
Du Stern, der aus Jakob aufstieg, und der Sonne der Gerechtigkeit voranging. Du Gefäß der göttlichen Gnaden.

Sie ist das Herz, das Haus, die Rose, der Stern, die Sonne, die Quelle, der Garten, das Gefäß und so vieles mehr. Litaneien sind wahrlich geschrieben wie Liebeslieder an jemanden, der so schön ist, dass Worte nicht ausreichen um diese Schönheit ganz auszusprechen und zu umfangen. Und so wirkt Maria wirklich wie ein Traum, eine tiefe fast unwirkliche Sehnsucht.

In dem Buch „The World´s First Love“ beschreibt Fulton Sheen den Ursprung dieses Traumes wie folgt: „Ein kleiner Architekt ist im Herzen des Menschen am Werke, Skizzen der idealen Liebe zu zeichnen, zusammengefügt von Menschen denen das Herz begegnet, die Bücher, die das Herz liest, den Hoffnungen und den Tagträumen, denen es nachgeht, mit der tiefen Sehnsucht, dass es eines Tages dieses Ideal mit seinen eigenen Augen sehen und mit seinen Händen berühren wird. Das Leben ist erfüllend, wenn dieser Traum wahr wird und als eine Person erscheint, in der alles was man liebt verkörpert ist.“

Das Ideal der wahren Liebe ist dem Menschen ins Sein geschrieben. Wie oft suchen wir die Erfüllung dieser wahren Liebe in irdischen Dingen? Der Mensch irrt in der Welt herum und sucht nach diesem Ideal an falscher Stelle. Dieser Traum bleibt ein bloßer Traum, wenn wir seinen Ursprung in irdischen Dingen suchen. Jedoch wird er zur Wahrheit, wenn wir auf Maria schauen. „Dein Gesicht erinnert an Deinen Sohn“, so steht es in dem italienischen Marienlied. Sie ist so schön, dass, wenn wir sie lieben, wir auch Christus lieben. Die Schönheit in ihr ist letztendlich die Signatur Ihres Sohnes. Und durch sie, die schöner ist als die schönsten Sterne am Himmelszelt, finden wir den Weg zu Ihm – der Person, in der all unsere tiefsten Sehnsüchte und Träume wahr werden.


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