Wunder sind in der katholischen DNA!

24. Juni 2019 in Weltkirche


Ein kath.net-Exklusiv-Interview mit dem neuseeländischen Pastor Chris Gore, Co-Leiter der berühmten Bethel Church in Kalifornien - Warum Katholiken oft schneller geheilt werden - Von Linda Noé


Linz (kath.net/ln)
Chris Gore ist Pastor, ursprünglich aus Neuseeland, heute im Leitungsteam der Bethel Church in Kalifornien, wo er seit 2011 Leiter der so genannten „Healing rooms“, zu deutsch Heilungsräume, ist. Er ist verheiratet und hat drei erwachsene Töchter. Chris Gore reist rund um die Welt, lehrt, hat schon bei unzähligen Menschen um Heilung gebetet und dabei viele Wunder erlebt, die teilweise auch medizinisch dokumentiert sind. Auch in verschiedenen katholischen Kirchen vor allem in Frankreich und Polen ist er gern eingeladener Gastsprecher, so hat seine eigene Erfahrung mit Katholiken und dem Thema Heilung.

KATH.NET: Können Sie uns erzählen, was „Healing rooms“ sind und wie Sie als Pastor selbst dazu gekommen sind, sich so intensiv mit dem Thema Gebet um Heilung auseinanderzusetzen?

CHRIS GORE: Die „Heilungsräume“ in Bethel sind Räume, wo Menschen die krank sind hinkommen können und für sie gebetet wird, und sie geheilt werden können. Wir machen das jeden Samstag seit über 17 Jahren. Meine Leidenschaft für Heilung zu beten kam aus meinen persönlichen Umständen. Als ich zwölf Jahre alt war, hatte meine Mutter Krebs und starb vor meinen Augen einen sehr schmerzhaften Tod. In dieser Zeit las ich im Markusevangelium, dass man den Kranken die Hände auflegen soll und sie dann geheilt werden. Ich erinnere mich daran, wie ich zu Gott gebetet habe und damit gerungen: „das ist entweder nicht wahr, oder die Kirche ist Heuchelei“. Gott hat mir in diesem Gebet geantwortet, dass Sein Wort Wahrheit ist. Ich habe also meine Mutter verloren und der Schmerz darüber hat mich dazu gebracht verstehen zu wollen, warum es in der Kirche heute so wenig Heilungen gibt, wo doch die Bibel klar sagt, dass wir den Kranken die Hände auflegen sollen und sie dann gesund werden. Es heißt ja nicht einmal, dass sie „vielleicht“ gesund werden. Es war also ein Weg für mich: wie kann ich zur Erfüllung dieser Verheißung kommen?

KATH.NET: Sie sind auch Buchautor von Büchern wie „In Gottes Heilungskraft leben“. Wenn Sie lehren, legen Sie viel Wert darauf zu sagen, dass Jesus ALLE heilte, die zu ihm kamen. Offensichtlich, wenn wir für kranke Menschen beten, ist das nicht so. Was glauben Sie, ist das Hindernis- ist es ein Problem mit unserem Glauben?

CHRIS GORE: Ich würde nicht notwendigerweise sagen, dass es ein Problem des Glaubens ist. Ich glaube, dass mehrere Gründe gibt, warum wir oft keinen Durchbruch sehen, einer davon ist schlechte Theologie. Wir beten als Christen Gebete wie „Gott, wenn es dein Wille ist, dass sie geheilt wird...“ In Jakobus 5,15 heißt es, dass das gläubige Gebet den Kranken retten und der Herr ihn aufrichten wird. Heilung ist Gottes Wille. Wir bauen unsere Lehre manchmal auf unsere Erfahrung und auf unseren Zweifel auf, anstatt auf das Wort Gottes. Wenn jemand nicht geheilt wird, sagen wir „es war nicht Gottes Wille“. Es geht aber auch nicht um unseren eigenen großen Glauben. Niemand ist je zu Jesus gekommen und hat gesagt: sieh, ich habe großen Glauben, also kann ich jetzt geheilt werden. Niemand ist je zu Jesus gekommen und hat gesagt: ich denke ich habe jetzt genug Glauben, jetzt kannst Du mich in den Dienst nehmen.Im zweiten Petrusbrief heißt es gleich zweimal, dass wir in der Gnade und Erkenntnis des Herrn Jesus Christus wachsen sollen. Ich schlage also vor, dass wir den Glauben sozusagen als ein „Nebenprodukt“ der Erkenntnis der Natur des Vaters verstehen. Die meisten Menschen werden anfangen sich anzustrengen, wenn ich sage sie brauchen Glauben, und dann wird es auf einmal eine Sache der Selbstbeobachtung. Sie bemühen sich und versuchen Glauben aus sich herauszutrommeln. Für mich ist das nicht Glaube, für mich kommt Glaube aus der Ruhe, und die muss daraus kommen, dass wir wissen, wer Gott ist, was ist Sein Charakter, Seine Natur. Er ist der liebende Vater, Jesus ist das Ebenbild des Vaters. Das Bild des unsichtbaren Gottes. Wenn wir wissen wollen wie Gott ist, müssen wir also nur Jesus anschauen. Es ist nicht so, dass Gott mich krank gemacht hat, um mir eine Lektion zu erteilen, und Jesus heilt mich.Dann hätten wir ein geteiltes Haus.
Ich glaube also schon, dass Heilung etwas mit Glauben zu tun hat, aber wessen Glaube ist es? Unsere Position als gläubige Christen ist es, dass unsere Identität in Christus ist, dass wir in Christus sind. Dann beginnen wir aus der Beziehung Jesu zum Vater heraus zu wirken. Die meisten Christen kennen leider ihre Identität nicht, also beten wir und betteln dass Gott etwas tut, was er bereits getan hat. Ich glaube also nicht, dass Gott im Himmel sitzt und entscheidet, wen er heilen wird und wen nicht. Im Wort Gottes heißt es, dass Jesus alle unsere Sünden und unsere Krankheiten auf sich genommen hat.

KATH.NET: Als Katholiken kennen wir große Heilige wie Terese von Lisieux, die schwer krank war, oder Maximilian Kolbe, der stellvertretend für einen anderen Mann gestorben ist. Wenn man über sie liest, sieht man, dass ihr Leiden große Frucht getragen hat. Römer 8,17 spricht auch davon, dass wir mit Christus leiden, um auch mit ihm verherrlicht zu werden.


CHIS GORE:
Meine Frage ist, wie kann ich das Leiden einer Krankheit mit Jesus teilen, wenn er niemals krank gewesen ist? Ich glaube natürlich, dass es dieses Element gibt, mit Christus zu leiden. Ja, ich leide Verfolgung für das, für was ich stehe. Ich leide mit Christus jeden Tag. Christus hatte viel Leid, dadurch dass er verfolgt wurde, daran habe ich Anteil. Aber wo steht in der Bibel, dass wir Krankheit als Teilhabe am Leiden Christi sehen müssen? Erleide ich persönlich Verluste? Ja, ich habe erst gestern einen Menschen verloren, der mir sehr wertvoll war und für den ich gebetet hatte, er ist gestern gestorben. Aber die Abwesenheit des Wunders definiert nicht die Natur Gottes. Wir erleiden einen Verlust und sagen, Gott wollte denjenigen bei sich haben, er hat ihn genommen. Dabei hat die Krankheit das getan. Es ist ein Unterschied ob ich sage, Gott hat jemanden genommen, oder Gott war da um ihn mit weit offenen Armen zu empfangen. Bei diesem Mann gestern bin ich auch ganz sicher, dass er direkt in die Arme Gottes gekommen ist, aber das heißt nicht, dass Gott ihn genommen hat. Da ist offensichtlich eine Spannung zwischen dem, was mir durch Christus an Fülle gegeben worden ist, und dem, in was ich tatsächlich wandle. Ich spreche in meinem Buch „In Gottes Heilungskraft leben“ darüber, dass meine Tochter seit der Geburt schwer geistig und körperlich behindert ist, sie ist im Rollstuhl. Aber diese Situation definiert nicht, wie Gott ist.

KATH.NET: Glauben Sie, dass ein Leiden, wie es auch Ihre Tochter trägt, wenn man es in der richtigen Gesinnung und mit Liebe trägt, Frucht tragen kann?

CHRIS GORE: Absolut! Aber lass uns nur eine Sache klar verstehen: Gott hat nicht die Krankheit geschickt, um uns eine Lektion zu erteilen, sondern er hat Jesus geschickt, damit er der Krankheit eine Lektion erteilt! Wenn wir das nicht verstehen, werden wir, wenn wir Krankheit und Verlust erleiden, am Ende Gott beschuldigen. In der Bibel heißt es in Johannes 10,10, dass der Feind kommt um zu töten, zu stehlen und zu zerstören, und Jesus kommt, um Leben in Fülle zu geben! Alle Umstände durch die wir gehen, müssen denen zum Guten dienen, die Gott lieben. Wenn ich also meine Augen auf Jesus richte, den Urheber und Vollender unseres Glaubens, wird jede Prüfung durch die ich gehe zu etwas Schönem werden. Im Falle meiner Tochter, die 22 ist, Charlotte ist ihr Name: Gott hat ihr Leid nicht erlaubt um mir eine Lektion zu erteilen, aber wenn ich meine Augen auf Jesus gerichtet halte, kann ich dir sagen: es gibt niemanden auf dieser Welt, der mir mehr über Liebe beigebracht hat als sie, niemanden, der mir mehr beigebracht über Ausdauer, Glaube und Liebe, Geduld und Freundlichkeit. Sie hat mir mehr über Jesus beigebracht als jeder andere Mensch. Aber es ist nicht so, dass Gott sich überlegt hat: ich werde dich krank machen, dann werden sie so reagieren- das klingt wie Manipulation. Gott spielt nicht ein Schachspiel in dem er uns auf dem Spielfeld herum zwingt. Das ist nicht freier Wille, das ist nicht ein Gott der Liebe. Ich lebe also in dieser Spannung in der ich keinen Durchbruch für meine Tochter sehe, aber ich glaube weiter und bete mit ihr jeden Morgen und jeden Abend. Aber wenn ich beginne Gott zu beschuldigen, wirkt es zerstörerisch. Ich könnte nicht mehr für andere beten, so dass sie geheilt werden. Wie wir heute mit unserer Enttäuschung umgehen, bestimmt die Frucht, die wir morgen sehen.

KATH.NET: Sie haben gesagt, dass sie nach wie vor jeden Tag für ihre Tochter beten. Was denken sie über Menschen, die Heilungsgebet empfangen haben, keine oder keine vollständige Heilung erlebt haben, und dann wieder zu einem Gebet gehen, wo ihnen dann gesagt wird, sie hätten bereits Gebet empfangen und womöglich nur zu wenig Glauben?

CHRIS GORE: Oh nein, wir würden für jemand wieder und wieder beten. Da passiert Zerstörung im Leib Christi, wenn wir jemandem sagen, dass er nicht geheilt wurde, weil er zu wenig Glauben hatte. Wir ermutigen Menschen, öfter Gebet zu empfangen, wir wollen gemeinsam mit Gott stehen damit wir Durchbruch erleben... Sogar Jesus hat zweimal für einen blinden Mann gebetet. Wenn wir nur eine partielle Heilung sehen, oder der Krebs kommt nach einer Zeit zurück, und wir sagen, du kannst kein Gebet mehr bekommen, dann praktizieren wir „Schuld und Beschämung“ weil derjenige dann denkt „es muss etwas falsch sein mit mir“. Medizinische Wissenschaft wird auch bestätigen, dass Schuld und Beschämung krank macht. Die Menschen tragen so viel davon, und dann trauen sie sich vielleicht nicht in die Kirche zu kommen, weil sie Sorge haben, dass ihnen dort gesagt wird, sie wären krank, weil sie gesündigt haben. So war Jesus aber nicht, er ist den Menschen dort begegnet, wo sie waren. Er hat nicht gesagt: ich heile dich nicht, weil du Sünde hast, oder weil nicht die richtige Zeit dafür ist, oder du zu schlimm gewesen bist. Wir „benehmen uns nicht anständig“ in ein Wunder hinein. Ich mache das seit zwanzig Jahren, und so viele Menschen im Leib Christi versuchen, sich so gut zu benehmen, dass sie ein Wunder verdienen, weil sie glauben dass es an ihrer Leistung liegt, ob sie geheilt werden können. Ich bekomme dauernd e-mails wie „ich habe mein Leben lang geraucht und jetzt habe ich Krebs, also glaube ich, dass Gott mich nicht heilen kann, weil es meine eigene Dummheit war“. Bei Heilung geht es aber nicht darum, wie gut wir sind oder wie schlecht, sondern wie gut GOTT ist. Wenn wir das nur verstehen würden, dann würden wir beginnen in der Fülle dessen zu leben, die Jesus uns anbietet und die Kraft der Heilung sehen, die durch unser Leben fließt.

KATH.NET: Als Sie in diesem Jahr in Salzburg waren, waren sie mit der katholischen Loretto Gemeinschaft, und Sie haben dort gesagt, dass Ihrer Erfahrung nach Katholiken oft schneller geheilt werden, Ist das wirklich so, und wenn ja warum?

CHRIS GORE: Das ist meine Beobachtung dazu - man kann es annehmen oder nicht. Ich habe bei einer Zahl von großen katholischen Konferenzen gedient, wie in Frankreich und Polen. Als Katholik nimmt man an der Heiligen Messe teil und glaubt an die Transubstantiation. Ihr seht in jeder Messe ein Wunder. Es ist also im katholischen Bekenntnis, an Wunder zu glauben. Also glaube ich, es ist kein schwerer Schritt für Katholiken, an die Heilungskraft Gottes zu glauben, denn das ist es, was ihr immer gelehrt wurdet. Wenn ich zum Beispiel in eine charismatische oder eine Pfingstkirche komme, scheint es mir manchmal dass ich mehr Zeit brauche um sie zu überzeugen, dass Jesus immer noch lebt. In meiner Beobachtung kann ich also in einer katholischen Kirche mit Menschen beten und eine riesige Anzahl an Wundern sehen, weil es einfach wie in eurer DNA ist! Es mag sein, dass ihr es nicht so gewohnt seid, physische Wunder zu sehen, aber ihr habt Heilige, die in dieser Kraft gelebt haben, so wie die, die du bereits erwähnt hast.

KATH.NET: Wenn jemand sich bisher vielleicht sich noch nie damit auseinander gesetzt hat, dass Jesus heute noch heilt, skeptisch ist, oder sich weiter dafür interessiert, das auch erleben möchte, was empfehlen Sie?

CHRIS GORE: Ein guter Anfang ist, in der Bibel zu lesen und einfach für Leute zu beten. Gott beim Wort zu nehmen, zu glauben, dass das Wort wirklich wahr ist: du kannst Menschen die Hände auflegen und sie werden geheilt werden. Und wenn das Wunder nicht passiert, ändere nicht deine Theologie, so dass sie deiner Erfahrung entspricht. Wir müssen unsere Erfahrung dem Wort Gottes entgegenstrecken. Als ich damit begonnen habe, habe ich nicht viele Früchte gesehen. Also habe ich Bücher gelesen, bin in das Wort Gottes eingetaucht, bin dort hingegangen wo Menschen darüber gelehrt haben, um zu verstehen, warum sie Heilungen sehen und ich nicht. Als ich meine innere Überzeugung zu diesen Dingen geändert habe, habe ich begonnen, Frucht zu sehen. Ich lebe jetzt seit zwanzig Jahren in diesem Dienst. Gerade letzte Woche habe ich sieben medizinische Befunde bekommen von Menschen mit Krebs im Endstadium, die geheilt worden sind - sechs die im selben Gebetstreffen gewesen sind. Das ist nicht das, was ich immer und überall sehe, aber es ist das, wonach ich mich ausstrecke, weil Jesus mein Vorbild darin ist, wie ich den Kranken dienen soll. Es gibt keinen einzigen Fall in der Bibel in dem jemand zu Jesus kommt und nicht geheilt wurde. Wir müssen beginnen als Christen, Salz und Licht, Heilung für die Welt zu sein. Menschen lieben und ihnen dienen.
Ich lade jeden der Interesse hat, herzlich ein, mir zum Beispiel auf facebook zu folgen. Ich stelle dort auch Zeugnisse online von Heilungen. Ich liebe es, Menschen zu ermutigen.

Das AUDIO-Interview mit Chris Gore in englischer Sprache





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