Eucharistie – Kausalprinzip der Kirche

16. Mai 2019 in Aktuelles


Benedikt XVI. – Licht des Glaubens: ohne die Eucharistie erlöschen der Glaube und die Hoffnung, und die Liebe erkaltet. Die Sendung der Kirche getragen von der Gegenwart Christi. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) „Aus der Eucharistie, der unergründlichen Quelle der göttlichen Liebe, könnt ihr die Kraft schöpfen, die notwendig ist, um die anderen zu Christus zu bringen, um täglich Zeugen der Liebe und der Solidarität zu sein und um die Güter, die die Vorsehung euch gewährt, mit den Brüdern zu teilen, denen es am Notwendigsten mangelt.“

Evangelium vom Donnerstag der vierten Osterwoche (C):
„Amen, amen, ich sage euch: Der Sklave ist nicht größer als sein Herr und der Abgesandte ist nicht größer als der, der ihn gesandt hat. Wenn ihr das wisst – selig seid ihr, wenn ihr danach handelt. Ich sage das nicht von euch allen. Ich weiß wohl, welche ich erwählt habe, aber das Schriftwort muss sich erfüllen: Der mein Brot isst, hat seine Ferse gegen mich erhoben. Ich sage es euch schon jetzt, ehe es geschieht, damit ihr, wenn es geschehen ist, glaubt: Ich bin es. Amen, amen, ich sage euch: Wer einen aufnimmt, den ich senden werde, nimmt mich auf; wer aber mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat“ (Joh 13,16-20).

Benedikt XVI., nachsynodales Apostolisches Schreiben „Sacramentum caritatis, 14:

Eucharistie – Kausalprinzip der Kirche

Durch das eucharistische Sakrament nimmt Jesus die Gläubigen in seine „Stunde“ hinein; auf diese Weise zeigt er uns die Bindung, die er zwischen sich und uns, zwischen seiner Person und der Kirche beabsichtigte. Tatsächlich hat Christus selbst im Kreuzesopfer die Kirche gezeugt als seine Braut und seinen Leib. Die Kirchenväter haben ausgiebig meditiert über die Beziehung zwischen dem Ursprung Evas aus der Seite des schlafenden Adam (vgl. Gen 2,21-23) und dem der neuen Eva, der Kirche, aus der geöffneten Seite Christi, der im Schlaf des Todes versunken war: Aus der durchbohrten Seite – erzählt Johannes – floß Blut und Wasser heraus (vgl. Joh 19,34), ein Symbol der Sakramente. Ein kontemplativer Blick „auf den … den sie durchbohrt haben“ (Joh 19,37) bringt uns zum Nachdenken über die kausale Verbindung zwischen dem Opfer Christi, der Eucharistie und der Kirche. In der Tat: „Die Kirche lebt von der Eucharistie“. Da in ihr das erlösende Opfer Christi gegenwärtig wird, muß man vor allem erkennen, daß sich „ein ursächlicher Einfluß der Eucharistie … an den direkten Ursprüngen der Kirche“ zeigt. Die Eucharistie ist Christus, der sich uns schenkt und uns so fortwährend als seinen Leib aufbaut.

Darum ist in der eindrucksvollen Wechselwirkung zwischen der Eucharistie, welche die Kirche aufbaut, und der Kirche selbst, welche die Eucharistie vollzieht, die Erstursache jene, die in der ersten Formulierung ausgedrückt ist: Die Kirche kann das Mysterium des in der Eucharistie gegenwärtigen Christus eben deshalb feiern und anbeten, weil zuerst Christus selbst sich ihr im Kreuzesopfer geschenkt hat. Die Möglichkeit der Kirche, die Eucharistie zu „verwirklichen“, ist ganz und gar verwurzelt in der Selbsthingabe Christi an sie. Auch hier entdecken wir einen überzeugenden Aspekt der Formulierung des heiligen Johannes: „Er hat uns zuerst geliebt“ (vgl. 1 Joh 4,19).

So bekennen auch wir in jeder Feier den Vorrang der Gabe Christi. Der kausale Einfluß der Eucharistie auf den Ursprung der Kirche verdeutlicht schließlich das nicht nur chronologische, sondern auch ontologische Zuvorkommen seiner Liebe, mit der er uns „zuerst geliebt“ hat. Er ist in Ewigkeit derjenige, welcher uns zuerst liebt.

Aus der Ansprache Benedikts XVI. bei der Versammlung zum Abschluss der diözesanen Pastoralvisitation im Markusdom zu Venedig, 8. Mai 2011:

Habt keine Angst, gegen den Strom zu schwimmen, um Jesus zu begegnen, in die Höhe zu streben, um seinen Blick zu kreuzen. (...)

Die Sendung der Kirche trägt Frucht, weil Christus wirklich unter uns anwesend ist, ganz besonders in der heiligen Eucharistie. Seine Gegenwart ist eine dynamische Gegenwart, die uns ergreift, um uns zu den Seinen zu machen, um uns ihm ähnlich zu machen. Christus zieht uns zu sich, er läßt uns aus uns selbst herauskommen, um uns eins zu machen mit ihm. Auf diese Weise fügt er uns auch in die Gemeinschaft der Brüder ein: Die Gemeinschaft mit dem Herrn ist immer auch Gemeinschaft mit den anderen.

Daher hängt unser geistliches Leben wesentlich von der Eucharistie ab. Ohne sie erlöschen der Glaube und die Hoffnung, und die Liebe erkaltet. Ich ermahne euch daher, für die Qualität der Eucharistiefeiern immer besser Sorge zu tragen, besonders der sonntäglichen Eucharistiefeiern, damit der Tag des Herrn in ganzer Fülle gelebt wird und die täglichen Ereignisse und Tätigkeiten erleuchtet.

Aus der Eucharistie, der unergründlichen Quelle der göttlichen Liebe, könnt ihr die Kraft schöpfen, die notwendig ist, um die anderen zu Christus zu bringen, um täglich Zeugen der Liebe und der Solidarität zu sein und um die Güter, die die Vorsehung euch gewährt, mit den Brüdern zu teilen, denen es am Notwendigsten mangelt.

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