Nigeria: ‚Christen werden getötet wie Hühner’

8. Mai 2019 in Weltkirche


Erzbischof Ndagoso: Der Konflikt zwischen Moslems und Christen im Nordwesten des afrikanischen Landes hat nicht nur religiöse Ursachen. Die internationale Gemeinschaft soll der Regierung helfen, Frieden und Sicherheit im Land zu ermöglichen.


Kaduna (kath.net/LSN/jg)
„Die Christen werden getötet wie Hühner.“ Mit diesen dramatischen Worten beschrieb Matthew Man-Oso Ndagoso, der Erzbischof von Kaduna, die Lage der Christen im Nordwesten von Nigeria. Er rief die internationale Gemeinschaft, die bis jetzt wenig Engagement gezeigt hat, dazu auf die nigerianische Regierung zu unterstützen.

In den letzten Monaten seien hunderte Christen getötet und ganze christliche Dörfer zerstört worden, sagte Erzbischof Ndagoso in einem Telefoninterview mit LifeSiteNews am 26. April. Darüber hinaus seien Tausende geflohen. Die Regenzeit habe begonnen. Die christlichen Dorfbewohner würden aus Angst vor Entführungen und Mordanschlägen nicht zu ihren Höfen zurück kehren um mit der Aussaat zu beginnen.

Der Konflikt zwischen den christlichen Dorfbewohnern und den radikal-muslimischen Fulani sei nicht nur religiös begründet, erläuterte Ndagoso. Die Fulani seien Hirten, die oft nomadisch leben würden. Die Konflikte zwischen ihnen und den sesshaften Christen und Anhängern der traditionellen Naturreligion würden bis in die Kolonialzeit zurück reichen und seien nie gelöst worden.

Die Führung der Provinzen im Nordwesten des Landes, in welchen sich die Diözesen seiner Kirchenprovinz befinden, sei seit der Unabhängigkeit Nigerias stets in der Hand von Moslems gewesen, die wenig oder nichts gegen die Angriffe auf die Christen unternommen hätten. Die Situation sei von „Ungerechtigkeit und Straflosigkeit“ geprägt. Durch die bevorzugte Behandlung der Moslems werde der ursprünglich ethnische und kulturelle Konflikt zu einem religiösen geworden, sagte der Erzbischof.

Die Verfassung Nigerias schütze die Religionsfreiheit und bevorzuge keine Glaubensgemeinschaft. Im Nordwesten Nigerias, wo 98 Prozent der Bevölkerung Moslems sind, habe die Scharia das staatliche Recht verdrängt. Im Westen des Landes sei die Situation wesentlich besser. Hier würden Moslems und Christen zahlenmäßig etwa gleich stark sein. Die Alphabetisierung sei hier sehr hoch. In diesem Landesteil würden Moslems und Christen friedlich miteinander leben, betonte Ndagoso.

Die erste Pflicht jedes Staates sei der Schutz des Lebens und des Eigentums seiner Bürger. Dies sei im Nordwesten Nigerias derzeit nicht gewährleistet. Erzbischof Ndagoso rief die internationale Gemeinschaft dazu auf, seiner Regierung dabei zu helfen, Frieden und Sicherheit im ganzen Land sicher zu stellen.



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