Sri Lanka - Kardinal verliest in TV-Messe Papst-Solidaritätsbrief

6. Mai 2019 in Weltkirche


Franziskus schrieb Brief an Bischöfe Sri Lankas - Kirchen weiterhin geschlossen - Zusammenstöße zwischen Muslimen und Christen in Negombo


Vatikanstadt-Colombo (kath.net/KAP) In einem von Kardinal Malcolm Ranjith (Colombo/Sri Lanka) bei einem Fernsehgottesdienst verlesenem Papstbrief hat Franziskus den Terror als eine "unsägliche Beleidigung des heiligen Namens Gottes" verurteilt. Ranjith verlas den Brief am Sonntag am Schluss der Messe und sagte, er habe ihn vor zwei Tagen erhalten. Er bete zum Herrn, dass "die vom Hass verhärteten Herzen sich seinem Willen nach Frieden und Versöhnung unter all seinen Kindern beugen mögen", so der Papst.

In seinem Schreiben versichert der Papst die durch die Attentate getroffenen christlichen Gemeinschaften in Sri Lanka seiner Nähe und seines Gebetes: "Gemeinsam mit den Anhängern aller Religionen und mit den Männern und Frauen guten Willens in aller Welt, drücke ich mein Entsetzen über diese unsägliche Beleidigung des heiligen Namens Gottes aus." Gleichzeitig verleiht er seiner Hoffnung Ausdruck, die Gläubigen des Landes sich in ihrer Trauer gegenseitig stützen und das unerschütterliche Vertrauen in die Versprechen Jesu bewahren mögen: "In dem Bewusstsein der Wunde, die der gesamten Nation zugefügt wurde, bete ich gleichermaßen dafür, dass alle Einwohner Sri Lankas entschlossen in ihrem Vorhaben seien, dafür einzutreten, soziale Harmonie, Gerechtigkeit und Frieden zu fördern", so Franziskus in seinem Brief, in dem er auch den katholischen Bischöfen seine Solidarität zusichert.

In Sri Lanka blieben die Kirchen auch am zweiten Sonntag nach den Osterattacken geschlossen. Die Katholiken versammelten sich vor den TV-Geräten, um die Messe mit Kardinal Ranjith mitverfolgen zu könnem. Am Montag blieben erneut die katholischen Schulen geschlossen. Unterdessen wurden 200 islamische Prediger des Landes verwiesen.

Die Attentate am Ostersonntag waren Regierungsangaben zufolge von einer lokalen islamistischen Terrorgruppierung begangen worden, auch wenn sich der selbst ernannte Islamische Staat (IS) im Anschluss beeilt hatte, selbst die Verantwortung für die blutigen Terrorakte auf drei Kirchen (zwei katholisch, eine protestantisch) und zwei Hotels zu übernehmen. 257 Menschen sind bislang auf der Liste der Todesopfer zu verzeichnen, darunter etwa 50 Kinder, rund 500 wurden teils schwer verletzt. Aus Sicherheitsgründen hatte der Kardinal Ranjith am Wochenende verfügt, dass die Kirchen seiner Erzdiözese nach wie vor geschlossen bleiben.

Trotz der Schließung der Kirchen begaben sich am Sonntag einige Menschen zu den vom Terror betroffenen Gotteshäusern, um dort Kerzen für die Opfer der Attentate anzuzünden. Unterdessen zeigen sich Kirchenvertreter besorgt: "Die Gläubigen durchlaufen ein spirituelles Trauma aufgrund des Ausfalls der Messe, der Eucharistie, der Versammlung zum Gebet an seinem Ort. Es ist eine Tragödie", zitierte die Agentur AFP einen lokalen Priester.

Priester besuchen die Verletzten

Doch trotz der Schließung der Gotteshäuser bleibt die katholische Gemeinschaft laut "Vatican News" (Montag) geeint. Viele Menschen verabreden sich in der Familie oder im Freundeskreis, um wenigstens vor dem Fernseher an der Messe teilzunehmen oder gemeinsam mit lokalen Priestern zu feiern. Diese besuchen aktuell die einzelnen Gemeinschaften, gehen in die Spitäler zu den Verletzten oder Kranken und bemühen sich, Hoffnung und Trost zu spenden.

Wie das Innenministerium am Sonntag verlauten ließ, habe man angesichts der "aktuellen Situation des Landes" entschieden, "die Einschränkungen für Visa von religiösen Lehrern zu verschärfen". 200 Imame müssten das Land verlassen. Die Regierung in Colombo befürchtet, dass ausländische muslimische Hassprediger die Gläubigen des Landes dazu anstiften könnten, weitere Attentate zu begehen.

In der Stadt Negombo kam es am Sonntag zu Auseinandersetzungen zwischen Christen und Muslimen. Mehrere Fahrzeuge wurden laut Austria Presse Agentur beschädigt. In der Stadt nördlich von Colombo waren am Ostersonntag in einer Kirche mehr als hundert Menschen bei einem Selbstmordattentat getötet worden. Bei den Angriffen auf insgesamt drei Kirchen sowie drei Luxushotels waren zusammengenommen 257 Menschen gestorben, etwa 500 weitere wurden verletzt.

Der IS reklamiert die Anschläge für sich, die Regierung macht die Islamistengruppe National Thowheeth Jama'ath (NTJ) für die Anschläge verantwortlich, glaubt aber, dass sie Unterstützung aus dem Ausland hatte.

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