Die halbe Wahrheit ist oft eine ganze Lüge

25. April 2019 in Spirituelles


"Wer hat nicht schon in unseren Medien beobachtet, wie oft viel Richtiges und Wahres gesagt und geschrieben wird, dabei aber wesentliche Aspekte der ganzen Wahrheit – bewusst oder unbewusst – ausgelassen wurden?" Von Stefan Fleischer


Grenchen (kath.net/sf) Wer hat es nicht schon erlebt, dass er in einer Diskussion keine Argumente fand, weil das, was gesagt wurde eigentlich richtig und wahr war, aber eben nur die halbe Wahrheit? Wer hat nicht schon in unseren Medien beobachtet, wie oft viel Richtiges und Wahres gesagt und geschrieben wird, dabei aber wesentliche Aspekte der ganzen Wahrheit – bewusst oder unbewusst – ausgelassen wurden? Und wer wird, wenn er ehrlich ist, nicht zugeben müssen, dass auch er immer wieder in die Versuchung gerät all das weg zu lassen, was seine eigene «Wahrheit» anzukratzen droht? Dabei ist uns doch allen mehr oder weniger bewusst, dass – wie einmal ein Aphoristiker formulierte – die halbe Wahrheit oft eine ganze Lüge ist.

Das ist nun einmal in unserer Welt so. Ob es früher besser war weiß ich nicht. Dass es heute oft sogar System hat, bewusst eingesetzt wird, das glaube ich beobachten zu müssen. Leider können wir das auch bis in unsere Kirche hinein beobachten. Wie sehr wird heute Gottes grenzenlose Liebe, seine bedingungslose Barmherzigkeit gepredigt. Und das ist unbestrittenermaßen wahr und richtig. Wenn dann aber dabei die andere Seite der Medaille vergessen geht, oder gar bewusst weggelassen wird, so kann auch daraus eine krasse Lüge werden. Wenn früher nicht selten der gleiche Fehler mit umgekehrtem Vorzeichen gemacht wurde, wenn bei der Verkündigung der Gebote Gottes und der letzten Dinge Gottes Liebe und Barmherzigkeit zu kurz kamen, so ist das doch kein Grund, nun den anderen entgegengesetzten Fehler zu verfallen.

Wenn wir heute von einem Paradigmenwechsel von gottzentriert zu menschzentriert sprechen müssen, so hängt das nicht zuletzt mit diesem Ausschlag des Pendels von einem ins andere Extrem zusammen. Oder müssten wir vielleicht sagen, dass dieser Paradigmenwechsel das Pendel in die andere Richtung ausschlagen lässt? Wie dem auch sei. Ich bin je länger je mehr überzeugt, dass nur der ganze Gott der wahre Gott ist und dass deshalb nur der ganze Glaube der wahre Glaube sein kann.

„Katholisch“ heißt allumfassend. Bemühen wir uns also zuerst einmal selber, Gott so groß und vielseitig – wenn ich einmal dieses Wort benutzen darf – zu sehen wie er tatsächlich ist. Bemühen wir uns unseren Glauben möglichst umfassen, möglichst ganz zu kennen und zu leben.

Dann werden wir Gott immer tiefer, umfassender begreifen und erfahren. Dann werden wir auch leichter Zweifel und Anfechtungen widerstehen können. Und nicht zuletzt wird dann unsere Verkündigung in Wort und Beispiel viel glaubwürdiger, weil die Menschen dann merken, dass wir sie nicht mit Halbwahrheiten zu ködern versuchen, sondern ihnen jenen verkünden, der von sich sagen kann: «Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.

kath.net Buchtipp
Gottesbeziehung heute
Gedanken und Erfahrungen
Von Stefan Fleischer
Paperback, 184 Seiten
2015 Books on Demand
ISBN 978-3-7392-0045-3
Preis 15.50 EUR

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Foto: Stefan Fleischer



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