Stift Wilhering: Komponist Balduin Sulzer verstorben

11. April 2019 in Österreich


Das Werkverzeichnis des im 88. Lebensjahr verstorbenen Zisterzienserpaters umfasst rund 420 Titel - Sulzer war u.a. Gründer und musikalischer Leiter des Linzer Musikgymnasiums


Linz (kath.net/KAP) Der oberösterreichische Komponist, Musikpädagoge und Pater des Zisterzienserstiftes Wilhering, Balduin Sulzer, ist in der Nacht auf Mittwoch 87-jährig gestorben, wie die "Oberösterreichischen Nachrichten" vermeldeten. Sulzers Werkverzeichnis umfasst rund 420 Titel, darunter drei Opern, neun Symphonien, eine Passion, zwölf Instrumental-Konzerte, Klavier- und Kammermusik, Lieder und Chormusik. Nach mehrjähriger Tätigkeit als Musikpädagoge, Korrepetitor und Domkapellmeister prägte er vor allem das von ihm gegründete Musikgymnasium Linz, wo unter seiner Leitung das Linzer Jeunesse-Orchester und der Mozartchor Linz entstanden. Ein Absolvent des ersten Jahrganges war etwa der international renommierte Dirigent Franz Welser-Möst.

"Unorthodoxe Lehrmethoden, der Wille, alles zu geben, und ein Schalk, der immer im Nacken sitzt und alle zum Lachen verleitet: das ist Balduin Sulzer", hieß es in einem Beitrag in der Linzer "KirchenZeitung" anlässlich des 85. Geburtstags Sulzers vor rund zwei Jahren. Seine Spezialität seien schräge Töne, Kompositionen mit Witz, Tiefgang und überraschenden Wendungen gewesen.

Franz Welser-Möst würdigte den Jubilar in der selbigen Ausgabe der "KirchenZeitung" als "außergewöhnlichen Lehrer, weil er in jedem seiner Schüler die Individualität sah und die teilweise noch verborgenen Talente mit unorthodoxen Methoden, Wortgewalt und Humor gefordert und gefördert hat". Das habe dem Zisterzienser eine "einzigartige Verehrung seiner Schüler auch als Mensch" eingebracht.

Balduin Sulzer, Taufname Josef, wurde am 15. März 1932 in Großraming geboren. Im Alter von zehn Jahren kam er nach Linz auf das Gymnasium und sang als Ministrant im Linzer Dom in der "Domschola" unter Domkapellmeister Josef Kronsteiner. Nach der Matura trat er 1949 in Wilhering in den Zisterzienserorden ein, studierte in Linz, Wien und Rom u.a. Kirchenmusik. 1955 wurde Sulzer zum Priester geweiht und arbeitete danach mehrere Jahre als Musikpädagoge an diversen Gymnasien, dann als Korrepetitor am Linzer Brucknerkonservatorium und als Domkapellmeister. Sulzer war Gründer und musikalischer Leiter des Linzer Musikgymnasiums, wo er von 1974 bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1997 wirkte. Seither lebte und arbeitete er im Stift Wilhering.
Exemplarische Aufführungen gab es u.a. mit dem London Philharmonic Orchestra, dem Sendai Philharmonic Orchestra, den Philharmonischen Orchestern von Kiel und Erfurt, dem Kammerorchester Stockholm, dem Brünner Kammerorchester, dem Bruckner Orchester Linz und dem Wiener Kammerorchester. Für sein kompositorisches Schaffen und seine pädagogische Tätigkeit erhielt Sulzer zahlreiche Auszeichnungen, u.a. den Würdigungspreis der Republik Österreich. Zuletzt wurde ihm - sichtlich bewegt und unter Standing Ovations des Publikums - im Rahmen der Eröffnung des Brucknerfestes 2017 der Ehrenring des Linzer Brucknerhauses überreicht.

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