Keine Fakenews: Papst würdigt öffent.-rechtl. Rundfunk in Deutschland

4. April 2019 in Deutschland


Papst weist Intendanten der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten in Deutschland auf besorgniserregende Entwicklung hin: Anfechtung des Rechtes auf Leben, Vormarsch der Euthanasie, Verneinung der sozialen Gleichheit…, Verstoß gegen Gewissensfreiheit


Bonn-Vatikan (kath.net/DBK) Papst Franziskus hat heute (Donnerstag, 4. April 2019) die Arbeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks gewürdigt. In einer Audienz für die Intendanten der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten in Deutschland und eine ökumenische Delegation unter Leitung von Kardinal Reinhard Marx und Landesbischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm, hob der Papst hervor, dass dieses Treffen der „Ausdruck des lebendigen Dialogs zwischen den Kirchen und dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk und Fernsehen in Deutschland“ sei. Gespräch schaffe Verständnis und öffne Horizonte, so Papst Franziskus. „Ich ermutige Sie in Ihrem Einsatz, dafür zu sorgen, dass es Fakten statt Fake News, Objektivität statt Gerücht, Differenzierung statt oberflächlicher Schlagzeile gibt.“ Seit einiger Zeit erlebe die Welt eine besorgniserregende Entwicklung: „Anfechtung des Rechtes auf Leben, Vormarsch der Euthanasie, Verneinung der sozialen Gleichheit, mangelnde Integration, Verstoß gegen die Menschenwürde und gegen die Gewissensfreiheit. Die öffentlich-rechtlichen Medien haben hier die verantwortungsvolle Aufgabe, für das hohe Gut der menschlichen Freiheit und Würde entschieden Stellung zu beziehen“, sagte Papst Franziskus.

In seiner Begrüßung würdigte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten als vertrauensvolle Partner in der Zusammenarbeit mit der katholischen und evangelischen Kirche. „Ohne den öffentlich-rechtlichen Rundfunk wäre unsere Gesellschaft ärmer“, sagte Kardinal Marx. Die Intendanten der Sendeanstalten garantierten einen notwendigen Qualitätsjournalismus. „Sie fragen kritisch und auch unbequem nach, aber haben immer die wesentlichen Werte einer pluralen und freien Gesellschaft vor Augen. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist mit seiner freien Berichterstattung ein wichtiger Pfeiler für die Sicherung unserer Demokratie.“ Ausdrücklich dankte Kardinal Marx für die seit Jahrzehnten verlässliche Kooperation mit den Sendern, was sich unter anderem durch die Präsenz der verschiedenen Sendeformate zeige.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm, äußerte sich dankbar für die ökumenische Audienz mit Papst Franziskus. „In Zeiten, wo das Miteinander von Staaten immer schwieriger und von nationalistischen Einzelinteressen geprägt wird, braucht es das gemeinsame Zeugnis von Christinnen und Christen. Wir Christen können ein Wärmestrom dort sein, wo sich menschliche Kälte breit zu machen droht. In diesem Geist erlebe ich immer wieder die Begegnungen mit meinem Bruder in Christus, Papst Franziskus“, erklärte Bedford-Strohm nach der Audienz.

Die Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz und der EKD treffen mit den verantwortlichen Medienbischöfen einmal im Jahr zu einem ökumenischen Spitzengespräch mit den öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten zusammen. Auf dem Programm in Rom stehen bis morgen weitere Gespräche mit Kurienvertretern im Vatikan. Zuletzt hatte das Spitzengespräch in Rom vor zehn Jahren stattgefunden.

kath.net dokumentiert die Ansprache von Papst Franziskus anlässlich der Audienz der Teilnehmer des Spitzengesprächs zwischen Kirchen und öffentlich-rechtlichem Rundfunk am 4. April 2019 im Vatikan

Sehr geehrte Damen und Herren,
es ist mir eine Freude, Ihre Delegation der Deutschen Bischofskonferenz, der Evangelischen Kirche in Deutschland und der öffentlich-rechtlichen Medien in Deutschland zu begrüßen. Ich danke Herrn Kardinal Reinhard Marx für die Worte, die er auch im Namen von Herrn Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm an mich gerichtet hat.

Ihr Treffen ist Ausdruck des lebendigen Dialogs zwischen den Kirchen und dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk und Fernsehen in Deutschland. Gespräch schafft Verständnis und öffnet Horizonte; das Zusammenkommen bildet den Raum für einen freien und offenen Austausch von Informationen, Meinungen und Analysen. Das kommt den Menschen in Ihrem Land zugute. Ich ermutige Sie in Ihrem Einsatz, dafür zu sorgen, dass es Fakten statt Fake News, Objektivität statt Gerücht, Differenzierung statt oberflächlicher Schlagzeile gibt.

Seit einiger Zeit erleben wir in der Welt eine besorgniserregende Entwicklung: Anfechtung des Rechtes auf Leben, Vormarsch der Euthanasie, Verneinung der sozialen Gleichheit, mangelnde Integration, Verstoß gegen die Menschenwürde und gegen die Gewissensfreiheit. Die öffentlich-rechtlichen Medien haben hier die verantwortungsvolle Aufgabe, für das hohe Gut der menschlichen Freiheit und Würde entschieden Stellung zu beziehen. Und die Kirchen unterstützen Sie bei diesem Dienst, da ihnen die Sendung Christi aufgetragen ist, der zu den Menschen gekommen ist, „damit sie das Leben haben und es in Fülle haben“ (Joh 10,10).

Ich danke Ihnen allen für Ihre Arbeit. Sie haben als Journalisten die Menschen im Blick und wollen dazu beitragen, dass ihr Leben lebenswert ist und bleibt. Ich hoffe, bei Ihrem Dienst fehlt nie das Gute, fehlen nie die vielen guten Botschaften, über die es zu berichten lohnt und die Hoffnung schenken. Möge der Herr Ihr Tun mit seinem Segen begleiten. Und, bitte, vergessen Sie nicht, für mich zu beten.


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