Umweltschutz mutiert immer erkennbarer zur Ersatzreligion

20. März 2019 in Kommentar


EKD-Mitglied und Grünen-Spitzenpolitikerin Göring-Eckardt meint jetzt sogar: Die 16-jährige Klimaaktivistin Greta Thunberg erinnere sie an den Propheten Amos - Kommentar von Petra Lorleberg


Duisburg (kath.net/pl) „Mich erinnert Greta an die Stelle aus dem Prophetenbuch Amos, wo es heißt: Sie hassen den, der im Tor Recht spricht, und verabscheuen den, der die Wahrheit sagt.“ Das sagte Katrin Göring-Eckardt, Grünen-Spitzenpolitikerin, Bundestagsabgeordnete und Mitglied der EKD. Das zitiert die Homepage des „Evangelischen Kirchenkreises Duisburg“. Die Politikerin, die ihr Studium der evangelischen Theologie seinerzeit nicht abgeschlossen hatte, vertrat weiter, dass Propheten nicht etwa weit in die Zukunft blickten, sondern die Gegenwart genauer beobachteten als andere und deshalb dann die Wahrheit „sehr entschieden, sehr kundig und sehr klug“ aussprächen. Göring-Eckardt äußerte sich auch zuversichtlich, dass diese klimaaktiven Schüler ihr Schulziel trotz häufigerem Schwänzen des Unterrichts das Unterrichtsziel erreichen würden, dafür bekam die Kanzelrednerin in der Duisburger evangelischen Salvatorkirche spontanen Applaus der Anwesenden. Nach Angaben des „Evangelischen Pressedienstes“ (edp) sprach Göring-Eckardt auch von einem „Wunder“: Die „Fridays for Future“ seien „ein Wunder des Engagements“.

Die 16-jährige schwedische Schülerin Greta Thunberg initiierte (nach offizieller Lesart) die Klimaproteste, die die Schüler und ihre Helfer offenbar nur an Schultagen zu organisieren imstande sind, nicht etwa an schulfreien Samstagen oder Sonntagen. Dank starker Medienprotektion entwickelten sich diese Proteste bereits in mehreren Ländern. Der Hype um die Schülerin erreicht inzwischen ungeahnte Höhen: vor wenigen Tagen wurde die junge Schwedin bereits für den Friedensnobelpreis nominiert. Unklar ist derzeit, ob wirklich Greta Thunberg die Schülerproteste entwickelte, oder ob sie vielmehr selbst von einflussreichen Kräften als geeigneter Sympathieträger protegiert wird.

Kritische Stimmen befürchteten auch schon vor Göring-Eckharts Parallelisierung Thunbergs mit einem alttestamentlichen Propheten, dass eine religiöse Überhöhung Thunbergs stattfinden könnte. In den sozialen Netzwerken finden sich schon seit einiger Zeit Bemerkungen, die Thunberg spöttisch als Jeanne D´Arc des Klimaschutzes titulieren, weiter wird dort gewitzelt, man sei froh, dass der 16-Jährigen wenigstens noch nicht die Jungfrau Maria erscheine.

Außerdem fragen kritische Stimmen, ob eine solche Juvenilisierung der Klima- und Umweltschutzfrage nicht vielmehr diesen absolut ernstzunehmenden Anliegen abträglich wären.

Insgesamt fügt sich eine solche beginnende religiöse Überhöhung einer 16-jährigen Schülerin leider allzugut in das aktuell moderne kirchliche Verständnis von Klima- und Umweltschutz mit ein. Der biblische Auftrag, die Schöpfung zu bewahren und zu pflegen, mutiert sowohl in der evangelischen wie in der katholischen Kirche immer erkennbarer zur Ersatzreligion. Damit sind diese Anliegen allerdings in Gefahr, ausgerechnet die wirklich praktizierenden katholischen und evangelischen Christen als Unterstützer zu verlieren, also eine Personengruppe, die tatsächlich dazu bereit ist, für das Befolgen von Gewissensentscheidungen auch persönliche Opfer zu bringen.

Man könnte übrigens auch die Mahnung davor, den wichtigen Klima- und Umweltschutz zur Ersatzreligion zu gestalten, als eine Mahnung im Sinne alttestamentlicher Propheten verstehen. Die Propheten spachen sich ja immer kraftvoll gegen eine Vereinnahmung Gottes aus. Dafür finden sich derzeit zwar keine Mehrheitsmeinungen, aber im Gegensatz zu Thunberg teilt unsere Einschätzung dieses Schicksal mit den alttestamentlichen Propheten, bei denen sich ja die öffentliche Zustimmung keineswegs stapelte.

Sollte man vielleicht „Propheten“, denen die Mainstreammedien zujubeln, besser zunächst eher skeptisch gegenüber stehen?

Hätte sich Greta Thunberg übrigens mit derselben Vehemenz kritisch dazu geäußert, in welchen Mengen in unserer Kultur ungeborene Kinder getötet werden, würde ihr Konterfei garantiert nicht die Titelseiten großer Zeitungen schmücken. Obwohl das Tötungsverbot ein biblisches und christliches Grundanliegen ist, wie man uns in anderen Zusammenhängen (die politisch gerade mehr en vogue sind) gern in Erinnerung ruft.

Symbolbild: Alttestamentliche Prophetengestalt



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