Der Marmor der Scala Santa

19. März 2019 in Spirituelles


Rom: Treppenstufen der Heiligen Treppe sind Pilgern erstmals seit 1723 wieder im Originalzustand zugänglich – Bewegend: Die Knie vieler Christen haben im Laufe der Jahrhunderte tiefe Spuren in den Marmor gegraben – VIDEO – Von Petra Lorleberg


Rom (kath.net/pl) Millionen frommer Pilger haben tiefe Spuren im Marmor der Scala Santa in Rom hinterlassen. Die Treppe bei der Lateranbasilika, die nach historischer Tradition von der Kaiserin Helena, der Mutter des römischen Kaisers Konstantin, um 326 n.Chr. von Jerusalem nach Rom gebracht worden war, ist Teil des Weges, auf dem Jesus seinen Kreuzweg gegangen war. Pilger haben im Laufe der vielen Jahrhunderte die Treppe in tiefer Andacht auf ihren Knien benutzt und bleibende Spuren hinterlassen, die Aushöhlungen sind derart tief, dass man sie beispielsweise als Weihwasserbecken benutzen könnte. Nun wurden die Treppenstufen von ihrer schützenden Holzverkleidung befreit und können vorübergehend im Originalzustand benutzt werden. Erstmals seit 1723 werden die Marmorstufen damit wieder den Gläubigen zugänglich gemacht, berichtete die britische katholische Wochenzeitung „The Tablet“. Unter den Stufen fanden sich viele Zettel und Briefe, die offenbar von Gläubigen mit Bitt- oder Dankgebeten dort abgelegt worden waren.

Es bewegt mich nicht zum ersten Mal, solche Spuren von unseren Ahnen im Glauben zu finden. Da ist die Schleifspur einer Kirchentür auf einem Bodenstück der Konstantinsbasilika (Vorgängerbau des Petersdoms), die mir aus den Resten unter dem Petersom im Herz geblieben ist. Auch in anderen Kirchen finden sich solche Abnutzungserscheinungen, die mir die ganz normalen Alltagschristen, sozusagen die "Otto-Normal-Pilger" in solchen Kirchen nahebringen: Beispielsweise sind beim berühmten Labyrinth auf dem Fußboden der Kathedrale von Chartres die Steine des Hauptweges merklich ausgetreten.

In einer Zeit, in der die katholische Kirche hierzulande den Aspekt der Gemeinschaft – „communio“ – betont, ja überbetont, möchte man dazu einladen, diese „communio“ auch quer durch die Zeiten zu suchen und sich innerlich mit jenen Christen zu verbinden, deren Knie oder Füße die tiefen Spuren frommen Glaubens in den Marmor gegraben haben, diese Gläubigen, denen die Kirche immer bereitwillig ihre Pforten geöffnet hat. Bei der Scala Santa stößt man dabei vielleicht sogar direkt auf das Geheimnis des für uns leidenden und sterbenden Heilands...

Erstmals seit fast 300 Jahren: Die Marmorstufen der Heiligen Treppe in Rom sind aktuell wieder ohne Schutzverkleidung zugänglich (engl.)


Foto (c) Catholic News Service/Screenshot


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