Politiker Gysi: "Verteidige Papst häufig gegenüber Katholiken"

20. März 2019 in Deutschland


Früherer deutscher Spitzenpolitiker der "Linken" in "miteinander"-Interview: Gegenwärtig haben allein die Religionen die Kraft, "grundlegende Moral- und Wertvorstellungen allgemeinverbindlich in der Gesellschaft zu prägen"


Wien (kath.net/KAP) Der frühere deutsche linke Spitzenpolitiker Gregor Gysi hat sich als Fan von Papst Franziskus zu erkennen gegeben: Trotz aller Kritik, die er am Papst in Fragen der Sexualmoral, des Umgangs mit Homosexualität oder den Missbrauchsfällen anbringen müsse, so sei Franziskus "mit seinen immer wieder geäußerten Positionen zum Frieden und seiner Bedrohung und zu den sozialen und ökologischen Folgen kapitalistischen Wirtschaftens ein wichtiger Impulsgeber für die gesellschaftliche Entwicklung". Das hat Gysi - gegenwärtig Fraktionsvorsitzender der Europäischen Linken - in einem Interview in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift "miteinander" betont. Angesichts dessen müsse er den Papst sogar "häufig gegenüber Katholiken verteidigen", so der Politiker.

Gysi, der sich selbst als nicht-gläubig bezeichnet, würdigt in dem Interview den Wert der Religionen für die Regeneration von Wert- und Moralvorstellungen in der Gesellschaft: So sehe er zur Zeit nur die Religionen in der Lage, "grundlegende Moral- und Wertvorstellungen allgemeinverbindlich in der Gesellschaft" prägend zur Geltung zu bringen. Die Linke habe ihre Kraft in dieser Hinsicht spätestens seit dem Ende des real existierenden Sozialismus "für längere Zeit verwirkt"; die Rechte ordne indes Wert- und Moralvorstellungen den wirtschaftlichen Imperativen unter - "der Markt aber kann keine Moral- und Wertvorstellungen hervorbringen".

Keinen Zweifel lässt Gysi daran, dass es eine starke Linke in Europa "als Gegenüber zu den Rechtsaußen" brauche: Weder die Globalisierung noch die ökologische Frage oder die eskalierenden kriegerischen Konflikte lassen sich laut Gysi schließlich "mit dem extremen nationalen Egoismus a la Trump, Orban oder Strache beantworten". Allerdings brauche es dazu eine neue linke Kraft, da die bisherigen linken Kräfte "historisch versagt" haben.

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Foto Gregor Gysi (c) © Ralf Roletschek/Wikipedia, CC BY 3.0


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