Tschechien: Kardinal Duka reichte Anzeige wegen Missbrauchs ein

8. März 2019 in Weltkirche


Nach TV-Interview mehrerer Personen, die Priestern Missbrauch vorwerfen - Prager Erzbischof stand zuletzt wegen angeblicher Bagatellisierung von Missbrauchsfällen in der Kirche in der Kritik


Prag (kath.net/KAP) Der Vorsitzende der Tschechischen Bischofskonferenz, der Prager Erzbischof Kardinal Dominik Duka, hat eine Strafanzeige gegen unbekannt wegen sexuellen Missbrauchs eingereicht. Der böhmische Primas reagierte damit laut einer aktuellen Erklärung auf dem offiziellen Kirchenportal "Cirkev.cz" auf eine Sendung des öffentlich-rechtlichen Senders CTV vom vergangenen Sonntag. Darin hatten drei Personen ausgesagt, als Kinder von Priestern sexuell missbraucht worden zu sein.

Er habe die Anzeige erstattet, weil es notwendig sei, dass die Polizei überprüfe, "ob diese Straftaten tatsächlich begangen worden sind, und wenn ja, dass die Schuldigen zur Rechenschaft gezogen werden", so Kardial Duka. Auch aus Sicht des Kirchenrechts und der Lehre der römisch-katholischen Kirche handle es sich um "Handlungen, die nicht toleriert, geschweige denn vertuscht oder verschwiegen" werden dürften.

Der Prager Erzbischof stand in den vergangenen Tagen öffentlich wegen angeblicher Bagatellisierung der Missbrauchsfälle in der Kirche in der Kritik, weil er in einem Interview mit dem italienischen Sky-TV am Rande des jüngsten Kinderschutz- und Antimissbrauchs-Gipfels in Rom von einer "teilweisen Hysterie" gesprochen hatte. Er habe sich dabei auf die "Medialisierung" eines konkreten "ziemlich problematischen Falles einer erwachsenen Person" bezogen, stellte Duka nun in seiner Erklärung fest. Details wolle er nicht preisgeben, um die betroffene Person nicht zu schädigen. Er stehe aber dazu, dass derartige Fälle "ein dankbares Thema für viele Journalisten und mitunter auch Juristen" seien. Warum dies so sei, überlasse er "den Lesern zur Überlegung", so der Prager Erzbischof.
In der Tschechischen Republik sprächen Regierungsunterlagen von rund 700 Missbrauchsfällen jährlich, in der katholischen Kirche des Landes habe man aber nur zehn Fälle in den vergangenen 30 Jahren verzeichnet, fügte der Kardinal hinzu. In den meisten der Fälle seien die Strafen mangels vollständiger Beweise zudem nur bedingt verhängt worden.

In diesem Zusammenhang beharre er auf der Unschuldsvermutung, so Duka weiter. Er verwies auf den jüngst bekannt gewordenen Fall eines in Tschechien wirkenden polnischen Ordenspriesters. Dieser war 2011 von der katholischen Kirche wegen sexuellen Missbrauchs eines Ministrantens suspendiert worden, Mitte Februar entschied ein staatliches Gericht, er sei zu Unrecht verurteilt worden. "Das Leben eines solchen Menschen liegt in Trümmern", mahnte Duka; man solle "weder auf der einen noch auf der anderen Seite Opfer kreieren".

Die tschechischen Bischöfe hätten schon vor Jahren Richtlinien erarbeitet, nach denen Bischöfe und Ordensobere verpflichtet seien, "jeden Fall in der kürzest möglichen Zeit den untersuchenden Organen der Polizei bekanntzugeben", so der Kardinal weiter. Ausdrücklich bedankte sich der Vorsitzende der Tschechischen Bischofskonferenz sowohl bei der Justiz als auch bei der Polizei. Die Zusammenarbeit mit beiden verlaufe seit vielen Jahren "auf hohem fachlichem Niveau, das die tiefsten und innersten Seiten des Menschen respektiert und die notwendige Diskretion bewahrt, damit die Opfer und ihre Familien nicht noch mehr traumatisiert werden".


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Foto Kardinal Duka (c) Erzbistum Prag


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