Die Sintflut heute

19. Februar 2019 in Aktuelles


Franziskus in Santa Marta: die Schwächsten sind es, die die Rechnung für das ‚Fest der Kriege’ zahlen, das die anderen feiern. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Papst Franziskus kommentierte in seiner Predigt bei der heiligen Messe in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“ am Dienstag der sechsten Woche im Jahreskreis die erste Lesung von der Sintflut aus dem Buch Genesis (Gen 6,5-8; 7,1-5.10).

Die Sintflut und die Kriege von heute: Franziskus zeichnete eine Linie der Kontinuität zwischen dem, was im Buch Genesis gesagt werde, und den aktuellsten Nachrichten, und er erinnerte an das Leiden der hungernden und verwaister Kinder, der Schwächsten, der Armen, die „die Rechnung für die Feste“ bezahlten. Der Papst forderte dazu auf, ein Herz zu haben, das dem Herzen Gottes ähnle und in der Lage sei, sich zu ärgern, zu trauern, vor allem aber ein Bruder mit den Brüdern zu sein, ein Vater mit den Kindern: „ein menschliches und göttliches Herz“.

Franziskus setzte dabei zwei Akzente. Er ging auf den Schmerz Gottes angesichts der Boshaftigkeit der Menschen und auf dessen Reue: „der Herr sah, dass auf der Erde die Bosheit des Menschen zunahm und dass alles Sinnen und Trachten seines Herzens immer nur böse war. Da reute es den Herrn, auf der Erde den Menschen gemacht zu haben, und es tat seinem Herzen weh“. Er sei ein Gott, der Gefühle habe, er sei nicht „abstrakt von reinen Ideen“ und er „leidet“. Das sei das Geheimnis des Herrn:

„Die Gefühle Gottes, Gottes, des Vaters, der uns liebt – und die Liebe ist eine Beziehung –, doch er ist fähig, wütend zu werden, zu zürnen. Es ist Jesus, der kommt und uns das Leben mit dem Leiden des Herzens gibt, alles... Aber unser Gott hat Gefühle. Unser Gott liebt uns mit seinem Herzen, er liebt uns nicht mit Ideen, er liebt uns mit seinem Herzen. Und wenn er uns liebkost, liebkost er uns mit dem Herzen, und wenn er uns schlägt, wie ein guter Vater, schlägt er uns mit seinem Herzen, er leidet mehr als wir“.

Es sei dies „eine Beziehung von Herz zu Herz, eines Kindes zu einem Vater, der sich öffnet, und wenn er in seinem Herzen trauern kann, werden auch wir vor ihm trauern können“. Es „ist dies keine Gefühlsseligkeit, das ist die Wahrheit“. Der Papst erklärte, dass die heutigen Zeiten denen der Sintflut nicht unähnlich seien. Es gebe die Probleme, die Katastrophen der Welt, die Armen, die Kinder, die Hungernden, die Verfolgten, die Gefolterten, „die Menschen, die im Krieg sterben, weil sie Bomben werfen, als handle es sich um Bonbons“:

„Ich denke nicht, dass unsere Zeiten besser sind als die Zeiten der Sintflut, ich glaube nicht: die Katastrophen sind mehr oder weniger dieselben, die Opfer sind mehr oder weniger dieselben. Denken wir zum Beispiel an die Schwächsten, an die Kinder. Die Anzahl der hungernden Kinder, der Kinder ohne Ausbildung: sie können nicht in Frieden aufwachsen. Ohne Eltern, weil sie von den Kriegen hingemetzelt wurden... Kindersoldaten... Denken wir nur an diese Kinder“.

Die Gnade, um die man bitten müsse, unterstrich der Papst abschließend, bestehe darin, „ein Herz wie das Herz Gottes zu haben, ein Herz, das dem Herzen Gottes ähnelt, ein Herz eines Bruders mit den Brüdern, eines Vaters mit den Kindern, eines Kindes mit den Vätern. Ein menschliches Herz, wie das von Jesus, ist ein göttliches Herz“:

„Da ist das große Unglück der Sintflut, da ist das große Unglück der heutigen Kriege, bei denen die Rechnung für das Fest von den Schwachen, den Armen, den Kindern und denjenigen bezahlt wird, die keine Mittel haben, um voranzukommen. Denken wir, dass der Herr in seinem Herzen traurig ist, und nähern wir uns dem Herrn und reden wir mit ihm: ‚Herr, schau dir diese Dinge an, ich verstehe dich’. Trösten wir den Herrn: ‚Ich verstehe dich und ich begleite dich’, ich begleite dich im Gebet, in der Fürbitte für all diese Unglücke, die die Frucht des Teufels sind, der das Werk Gottes zerstören will“.

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