'Das größte Geschenk': Kino wurde bei Premiere zum Beichtstuhl

25. Jänner 2019 in Österreich


Ex-Terrorist O'Doherty und Regisseur Cotelo kamen zu restlos ausverkaufter Österreich-Erstvorführung in Wien - 7 Priester hörten Beichte


Wien (kath.net/KAP) Der christliche Kinofilm "Das größte Geschenk", der sich dem Thema der Vergebung widmet, war bei seinem Österreich-Start am Donnerstagabend in mehrfacher Hinsicht eine Premiere: Im Village Cinema Wien-Mitte wurde nach der restlos ausverkauften Vorstellung - ein zweiter Kinosaal musste wegen des Andrangs eröffnet werden - von sieben Priestern das Sakrament der Versöhnung angeboten. Im Eingangsbereich wurden dafür nach Rücksprache mit dem Kinobetreiber Stühle aufgestellt. Viele Kinobesucher hätten das Angebot angenommen, teilten die Organisatoren im Anschluss mit.

Der Film des spanischen Regisseurs Juan Manuel Cotelo spürt der Frage nach, wie Konflikte durch Vergebung überwunden werden können. Im Stil des Doku-Dramas wechselt dabei eine fiktive Rahmenhandlung im Stil einer Western-Komödie mit wahren Lebensgeschichten von Tätern und Opfern des kolumbianischen Bürgerkrieges, des Genozids in Ruanda, der Terroranschläge der ETA und IRA sowie auch von Familien, in denen nach Trennung oder Gewalt Versöhnung gelang.

"Wer aus dem Kino geht, soll nicht nur Zeuge dieser Geschichten geworden sein, sondern aus ihnen auch Impulse für sein eigenes Leben bekommen", erklärte Cotelo im Anschluss an die Vorstellung bei einem Filmgespräch. Vor allem für Menschen, die nicht vergeben oder nicht um Vergebung bitten können, habe er "Das größte Geschenk" gedreht. Der Film solle eine Einladung sein, es doch zu tun. Aus den zahlreichen im Film wiedergegebenen Interviews sei ihm klar geworden, "dass bei jedem Happy End Gott mitspielt".

Stargast der Österreich-Premiere war Filmdarsteller Shane O'Doherty, der seit seinem 15. Lebensjahr der IRA angehört hatte und 21-jährig zu einer vielfachen lebenslänglichen Haftstrafe verurteilt worden war. Er gilt als Einziger der nordirischen Terrorgruppe, der seine Mitgliedschaft zurücklegte und zudem auch die Angehörigen und Überlebenden der von ihm verübten Auto- und Briefbombenanschläge um Vergebung bat, was er in zahlreichen persönlichen Briefen wie auch öffentlich tat.

Seine Reue sei "Folge des Lesens der Evangeliums und eines Buches von Pater Pio" gewesen, berichtete O'Doherty in Wien. Die Bibelstelle "Wenn du also deine Opfergabe zum Altar bringst und es fällt dir dort ein, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, dann geh und versöhne dich zuerst mit ihm" habe ihm keine Ruhe gelassen. In seiner Haftzeit - im Film erzählt er, die Gefangennahme habe ihm Nachdenkzeit geschenkt - kam in ihm der Wunsch auf, "mein Leben von Grund auf zu verändern". Dieser sei stärker gewesen als die jahrelange Kritik an seiner Reue durch die Gefängnisleitung, die Medien und auch der britischen Regierung und auch als die Morddrohungen, die er dafür von früheren IRA-Kollegen bekam. Einzig der Ortsbischof unterstützte ihn. So studierte er Philosophie und Theologie und veröffentlichte Bücher, darunter "Keine Bomben mehr".

Der Film "Das größte Geschenk" läuft derzeit im Village Cinema Wien-Mitte, in den Cineplexx-Kinos Wiener Neustadt, Salzburg, Innsbruck und Wörgl, im Geidorf Kunstkino Graz sowie auch in Villach, Oberpullendorf, Illmitz und Lustenau. Weitere Spielorte werden bei entsprechender Nachfrage von Interessenten unter www.dasgroesstegeschenk.com angefragt.

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