Ist die Kirche auf dem Holzweg? – Der breite und der schmale Weg

25. Jänner 2019 in Spirituelles


"Gott hat nicht mehr jenen zentralen Stellenwert, auf welchen sich früher Verkündigung und Liturgie, ja das ganze Leben der Kirche und des einzelnen Christen zu stützen bemühten." Gedanken eines Nichttheologen. Von Stefan Fleischer


Grenchen (kath.net/sf) „Geht durch das enge Tor! Denn das Tor ist weit, das ins Verderben führt, und der Weg dahin ist breit und viele gehen auf ihm. Aber das Tor, das zum Leben führt, ist eng und der Weg dahin ist schmal und nur wenige finden ihn.“ Mt 7,13-20

Dass wir Christen unterwegs sind, das weiß wohl jeder regelmäßige Kirchgänger. Die Frage aber, die wir uns meines Erachtens viel zu wenig stellen, ist, wohin denn dieser Weg führen soll. Doch ohne diese Frage dürfte es recht schwierig sein jene andere, auch nicht ganz unbedeutende, Frage zu beantworten, ob wir denn auf dem richtigen Weg sind, oder nicht.

Im heute so sehr verpönten vorkonziliaren Denken war die Antwort klar: "Wir sind auf Erden um Gott zu dienen und einst in den Himmel zu kommen." So ist es wenigstens in meinem Gedächtnis hängen geblieben. Sie nennt klar das Ziel, den Himmel. Was der Himmel ist, war klar, das ewige Leben bei Gott. Und wer einen einigermaßen guten Religionsunterricht genossen hatte, der wusste, dass Gott zu dienen bedeutete, nach seinen Geboten und Weisungen zu leben und ihm in allem die Ehre zu erweisen.

Wenn man versucht jene Verkündigung zusammen zu fassen, welche wir heute vielerorts in der Katechese und den modernen Diskussionen erleben, so ist man versucht zu formulieren: "Wir sind auf Erden um gute Menschen zu sein, unseren Mitmenschen zu helfen, und eine bessere Welt aufzubauen, welche einst, am Ende der Zeiten, zur Vollendung gelangen wird." In dieser Denkweise aber fehlt etwas ganz entscheidendes, nämlich Gott. Nein, nicht dass nicht mehr an Gott gedacht und von ihm gesprochen würde. Aber er hat nicht mehr jenen zentralen Stellenwert, auf welchen sich früher Verkündigung und Liturgie, ja das ganze Leben der Kirche und des einzelnen Christen zu stützen bemühten. Überspitzt gesagt, der moderne Christ von heute braucht Gott, weil und wann er ihn braucht. Doch zuerst geht es einmal um ihn selbst, um sein Wohlbefinden.

In einer solchen "Spiritualität" – wenn man das noch so nennen will – spielt dann auch der Weg, den wir gehen, nicht mehr die gleiche, entscheidende Rolle. Jeder Lebensentwurf, welcher zur Verbesserung des eigenen Lebens und der allgemeinen Lebensbedingungen beiträgt, ist richtig. Jede Art der Gottesbeziehung, welche dies alles fördert, ist gleichwertig. Und das Ziel, jene heile Welt, von der wir träumen, liegt zwar noch in weiter Ferne, aber der Gott unserer Träume wird das in seiner unendlichen Liebe und grenzenlosen Barmherzigkeit schon richten.

Und dann kommt da dieser Jesus von Nazareth und sagt: "Geht durch das enge Tor! Denn das Tor ist weit, das ins Verderben führt, und der Weg dahin ist breit und viele gehen auf ihm. Aber das Tor, das zum Leben führt, ist eng und der Weg dahin ist schmal und nur wenige finden ihn." Ob wir heute nicht vielleicht doch auf dem Holzweg sind? Ob nicht auch uns heute der Prophet wieder zurufen muss: "Kehrt um zu ihm, Israels Söhne, / zu ihm, von dem ihr euch so weit entfernt habt!"? (Jes 31,6)


kath.net-Buchtipp
Heiligkeit für Anfänger
Ein Wegbegleiter
Von Stefan Fleischer
Taschenbuch, 156 Seiten
2011 BoD
ISBN 978-3-8448-0949-7
Preis 12.40 EUR

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Foto Stefan Fleischer



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