P. Wallner: Seelsorge in Europa lebt von Kirchen des Südens

20. Jänner 2019 in Österreich


Missio-Nationaldirektor: Junge Kirchen Asiens und Afrikas "Antidepressivum für müde gewordene Christenheit Europas" - In Europa verliere Religiöses immer mehr an Prägekraft - Missio "mehr als eine weltliche Hilfsorganisation".


Wien-Würzburg (kath.net/ KAP)
Priester aus den jungen Kirchen Asiens und Afrikas werden für die Seelsorge in Europas Diözesen immer wichtiger. "Unsere Seelsorge wäre nicht mehr möglich ohne diese jungen Kirchen", sagte der Nationaldirektor der "Päpstlichen Missionswerke" Österreich (Missio Austria) P. Karl Wallner in der Wochenzeitung "Die Tagespost" (17. Jänner). Die Kirchen Asiens und Afrikas könnten so zu einem "Antidepressivum für die müde gewordene Christenheit Europas" werden. "Mission ist keine Einbahnstraße", zeige sich somit laut dem Ordensmann.

Die Ist-Situation in Europa empfindet der Nationaldirektor als bedrückend. "Ja, wir haben den Vorteil, dass das Christentum in die Kulturgenetik der Völker Europas eingetragen ist." Doch das Religiöse verliere an Prägekraft. Das Kulturchristentum sei also noch vorhanden, allerdings wachse eine innere Distanz zum Christentum. Daraus resultiere, "dass Menschen zwar kulturell christentümlich geprägt sind, aber weit entfernt sind von echter christlicher Gläubigkeit". Vielerorts schäme man sich des Christseins und es habe sich der "common sense" etabliert, gegen die Kirche zu sein.

Sorge bereitet dem Zisterzienserpater aus dem Stift Heiligenkreuz auch, dass in Europa die Verkündigung des Glaubens viel zu wenig funktioniere. "Wir haben viele Institutionen, aber wir bringen das nicht mehr hervor, was das 'Produkt' der Evangelisierung sein sollte, nämliche gläubige Christen." In Europa sei das Bedürfnis, den eigenen Glauben weiterzugeben und "andere anzustrahlen mit dem Licht, das uns anscheint", vielerorts verloren gegangen. Mission liege allerdings in der Natur der Kirche. "Wenn das Wesen der Kirche im Missionarisch-sein besteht, dann verwest die Kirche, wenn sie auf ihr Wesen vergisst."

Der Fokus der "Päpstlichen Missionswerke" liege laut Wallner zwar auf den Kirchen in den Ländern des Südens, "aber wir müssen uns auch um die Kirche in Österreich kümmern, indem wir hier den Blick öffnen für die jungen Kirchen. Indem wir Verbindungen in Form von Pfarr-Partnerschaften herstellen und für die Not der jungen Kirche sensibilisieren, transportieren wir Weltmission als Paradigma für die missionarische Haltung schlechthin." Insofern könne die heimische Kirche von den jungen Kirchen des Südens lernen. "Dort wird das Christentum als Religion der Freiheit, der Emanzipation und der Moderne wahrgenommen - anders als bei uns in Europa."

Dem Auftrag des Papstes entsprechend, will P. Wallner "Missio" in Österreich nicht nur als Hilfsorganisation etablieren, die in sozialen Notlagen hilft. Als kirchliches Hilfswerk eine bloß ökologische und soziale Agenda zu verfolgen, halte er sogar für gefährlich. "Wir sind kein weltliches Hilfswerk, sondern arbeiten für das Reich Gottes, das nicht von dieser Welt ist." Die "Päpstlichen Missionswerke" müssten deshalb bei ihrem Spezifikum bleiben, "bei der Verbindung von Gebet, Spiritualität, Gottvertrauen, Verkündigung, Sensibilisierung für die Weltkirche", also "sozial helfen, ökologisch handeln, Armut bekämpfen und missionarisch motivieren".

Die in mehr als 140 Ländern bestehenden "Päpstlichen Missionswerke" sind ein Zusammenschluss von vier großen Missionsinitiativen: dem "Päpstlichen Werk der Glaubensverbreitung" (gegründet 1822 in Lyon von Pauline Jaricot), dem "Päpstlichen Missionswerk des Apostels Petrus" (gegründet 1889 in Caen von Jeanne Bigard), der "Päpstlichen Missionsvereinigung" (gegründet 1916 von P. Paolo Manna) sowie dem "Päpstlichen Kindermissionswerk" (gegründet 1843 in Paris von Bischof Charles de Forbin-Janson).

In Österreich gibt es die "Päpstlichen Missionswerke" seit 1922. Die Nationaldirektion hat ihren Sitz in Wien und eine Vertretung in jeder der neun Diözesen, wo der jeweilige Diözesandirektor vom dortigen Bischof ernannt wird. (Infos: www.missio.at)

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