'Innerlich über das Gehörte fast ein bissl erschüttert'

15. Jänner 2019 in Österreich


Erzbischof Lackner nach 1. Tag der Visitation zu Schwarz-Vorwürfen: "Ich will keinem Bischof eine Botschaft ausrichten. Ich könnte mit solchen Vorwürfen nicht leben."


Klagenfurt (kath.net/KAP) Erzbischof Franz Lackner hat in seiner Funktion als Apostolischer Visitator der Diözese Gurk-Klagenfurt eine positive Bilanz nach einem ersten Gespräch mit der interimistischen Diözesanleitung unter Administrator Engelbert Guggenberger gezogen. Beim Zusammentreffen am Montag in Klagenfurt sei "viel wahrzunehmen und auszuräumen" gewesen, er sei "innerlich über das Gehörte fast ein bissl erschüttert" gewesen, teilte der Salzburger Erzbischof der "Kleinen Zeitung" (Dienstagausgabe) mit. Es sei erfolgreich an einer Vertrauensbasis gearbeitet worden. Nachdem das Gurker Domkapitel und auch er selbst "mit großen Bedenken ins Gespräch gegangen" waren, sei nun "Erleichterung" da, sagte Lackner.

Bei dem "ausführlichen und sehr ehrlichen" Gespräch sei ein "Minimalkonsens, der niemanden überfordert" gefunden worden: "Wir alle wollen uns ehrlich der Wahrheit stellen." Einige Befürchtungen seien ausgeräumt und Sorgen klar beantwortet worden, berichtete der Erzbischof. Lackner zitierte Bischof Benno Elbs, Mitglied des Visitationsteams, der beim Gespräch gesagt habe: "Wir fahren nicht durch Lawinengebiete nach Kärnten, um dann Schönfärberei zu machen." Das gelte für alle im Team.

Auf die Frage, ob Bischof Alois Schwarz angesichts der schwerwiegende Vorwürfe gegen ihn sein Amt in St. Pölten für die Zeit der Visitation nicht ruhend stellen sollte, antwortete Erzbischof Lackner: "Das geht kirchenrechtlich nicht so einfach. Ich will keinem Bischof eine Botschaft ausrichten. Ich könnte mit solchen Vorwürfen nicht leben." Einen Appell richtete Lackner aber an jene, die ihren Kirchenaustritt vom Ausgang der Visitation abhängig machen: "Man soll nicht austreten." Er habe Verständnis für Ärger und Enttäuschung, sagte gleichzeitig sein Bemühen um volle Wahrheit zu.

Im Zentrum des Austauschs mit der Kärntner Diözesanleitung, an dem das gesamte Visitationsteam teilnahm, standen der Visitationsauftrag und die weitere Vorgangsweise. Der Erzbischof werde sich - wie er ankündigte - in Rom dafür einsetzen, dass der Rohbericht über die Visitationsergebnisse der Kärntner Kirchenleitung zur Stellungnahme zugestellt wird. "Ob der Schlussbericht öffentlich wird, das ist mit Rom abzuklären."

Visitationsauftrag reicht bis 2008 zurück

Bereits am Montagabend hatte Heidi Zikulnig als Presseverantwortliche des Visitators gegenüber "Kathpress" den an Erzbischof Lackner ergangenen Visitationsauftrag erläutert. In den Blick soll die Situation in der Diözese Gurk als Ganzes genommen werden, wobei die Zeit von 2008 bis einschließlich der gegenwärtigen Sedisvakanz geprüft wird. Lackner habe festgehalten, dass sämtliche Unterlagen und Prüfberichte, die vom Diözesanadministrator und vom Domkapitel erarbeitet wurden, auch vom Visitationsteam berücksichtigt werden.

Was die Zeit seit Juli 2018 betrifft, so gehe es dabei um die Frage, ob innerhalb der Sedisvakanz das kirchenrechtliche Neuerungsverbot gemäß Kanon 428 des Kirchengesetzbuches (CIC) eingehalten wurde. "Während der Sedisvakanz darf nichts verändert werden", hält dazu das Kirchenrecht fest. Damit ist es einem Diözesanadministrator "untersagt, irgend etwas zu tun, was eine Beeinträchtigung der Diözese oder der bischöflichen Rechte mit sich bringen könnte", heißt es dazu im CIC.

Zur weiteren Vorgangsweise wurde erklärt, dass das Visitationsteam nun bis 25. und 26. Jänner viele Unterlagen studieren werde. Der Doppeltermin in zehn Tagen sei reserviert für Gespräche mit maßgeblichen Personen und kirchlichen Amtsträgern in Kärnten, Mitte Februar soll es auch einen "Sprechtag mit dem Apostolischen Visitator" geben.

"Faires Gespräch auf Augenhöhe"

Als ein "konstruktives und faires Gespräch auf Augenhöhe" bezeichnete Diözesanadministrator Guggenberger die erste Begegnung des Domkapitels mit dem Visitationsteam am Montagabend gegenüber der Austria Presseagentur (APA). Die Rechte und Pflichten des Diözesanadministrators würden auch während der Visitation uneingeschränkt aufrecht bleiben wie bisher, so Guggenberger zur APA. Weitere öffentliche Stellungnahmen werde es erst nach dem Abschluss der Apostolischen Visitation geben.

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Foto Erzbischof Lackner (c) Erzdiözese Salzburg/Sulzer


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