Weihnachten im Gesicht

23. Dezember 2018 in Spirituelles


Über den Dienst des Lächelns - die Freude und der Glaube, der ins Gesicht geschrieben steht. Gedanken von Andreas Kuhlmann.


Aachen (kath.net)
Die Menschenfreundlichkeit Gottes begegnet uns in Jesus Christus. Gottes Liebe kam vor rund 2000 Jahren auf die Erde herab. Weihnachten werden wir genau dieses Ereignis bestaunen und feiern. Aber es muss auch Spuren in uns und in unserer Umgebung hinterlassen und eine nachhaltige Wirkung haben.

Wir wissen, dass es Gott so will und wir wissen auch, dass es uns oft nicht gelingt. Der Dichter, Arzt und Priester Angelus Silesius hat dieses vielen von uns bekannte und berühmte Wort geprägt: „Wird Christus tausendmal zu Betlehem geboren und nicht in dir, du bliebst noch ewiglich verloren.“

Weihnachten sollte uns zu einer echten Herzensangelegenheit werden, Jesus will in uns leben. Wenn er in uns wirklich lebt, und in diesen Tagen die Freude seiner Geburt in uns lebendig ist, dann wird uns diese Freude anzumerken und anzusehen sein. Die Freude, dass für uns der Erlöser Mensch wurde. Diese Freude dringt uns dann sozusagen durch alle Poren der Haut und steht uns sprichwörtlich im Gesicht.

Das Gesicht ist ein Spiegel unserer Seele. Es gibt Gesichter, die ähnlich eines Pokerface kaum eine Miene verziehen und andere, die wie eine Art Display alles sichtbar machen, was gerade im „Prozessor der Seele“ abläuft. Freude, Humor, Wohlwollen, Interesse, aber auch Missgunst, Eifersucht, Hochmut, Irritation, Langeweile usw. werden für jeden aufmerksamen Beobachter deutlich sichtbar.

Es reizt einen nahezu, einen Blick in diese Seele machen zu können und eine Antwort auf die Frage zu erhalten, was sich da gerade abspielt? Vielleicht gehören wir zu diesen „begabten“ Menschen eines aussagekräftigen Mienenspiels. Aber haben wir unsere Mimik unter Kontrolle bzw. setzten wir sie ein, um der Umgebung – den Mitmenschen – das Leben angenehmer zu machen? Und wenn wir gewöhnlich ein eher ausdrucksloses Gesicht an den Tag legen, können wir mit etwas Anstrengung – aus Liebe – ein Lächeln für andere hervorzaubern.

Der heilige Josefmaria Escrivá sprach oft über den Dienst des Lächelns, nämlich jemanden ein Lächeln zu schenken, ein gutes Gesicht. Denn ein freundliches Gesicht erwärmt das Herz anderer Menschen und schenkt eine gute Portion Lebensfreude. Ein Lächeln erhellt das Leben von Menschen. Natürlich ist es nicht immer leicht zu lächeln und ein gutes Gesicht aufzusetzen.

Das war bei Jesus Christus nicht anderes. Oft verlangt es Überwindung. In der Schrift Der Kreuzweg findet man dazu einen Gedanken des Gründers, der uns helfen kann, das beliebte Familienfest zu einem Freudenfest für alle werden zu lassen: „Je mehr du Christus gehören willst, umso mehr Gnade wirst du empfangen für deine Wirksamkeit auf Erden und für die ewige Glückseligkeit. Aber du musst dich dazu entschließen, den Weg der Hingabe zu gehen: das Kreuz auf deinen Schultern, auf deinen Lippen ein Lächeln und in deiner Seele ein Licht.“ (2. Station, Punkt 3). Lächeln ist dann tatsächlich etwas „Kostspieliges“ und zugleich Wertvolles.

Ja, wenn wir das „frohe Weihnachten“ nicht nur auf Karten lesen und niederschreiben, sondern in uns Raum geben wollen, dann lassen wir am besten das Geheimnis dieses hohen Festes in uns einwirken. Dann werden uns die Menschen diese Freude von unserem Gesicht ablesen können. Friedrich Nietzsches bissig-kritische Bemerkung, dass die Christen so wenig erlöst aussähen, würde Lüge gestraft werden durch uns, die wir tatsächlich glauben, dass mit Jesu Geburt alles in Ordnung gekommen ist und in Ordnung kommen wird – mit dem Immanuel, dem Gott mit uns.

Bringen wir in diesen Tagen unser Gesicht auch immer wieder in Ordnung, trauen wir ihm ein Lächeln zu und gönnen wir den anderen die Freude, uns froh zu sehen.


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