Josef – der stille Mann der Träume

18. Dezember 2018 in Aktuelles


Franziskus in Santa Marta: Josef begleitet in Stille, ohne Geschwätz. Das Träumen nicht verlernen, das die Tür in die Zukunft öffnet. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Der heilige Josef ist der Mann, der in Stille zu begleiten versteht, und er ist der Mann der Träume. Mit diesen beiden Ausdrücken legte Papst Franziskus die Eigenschaften des Josefs fest, dem er die Predigt bei der heiligen Messe in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“ am Montag der Woche vor dem 24. Dezember widmete. Der Papst gedachte dann im Gebet der behinderten Kinder aus der Slowakei, die die Christbaumkugeln angefertigt hatten, die auf dem Altar lagen.

In der Heiligen Schrift kennten wir Josef als „einen rechtschaffenen Mann, der das Gesetz beachtete, einen Arbeiter, demütig, verliebt in Maria“. In einem ersten Moment, angesichts des Unbegreiflichen, ziehe er es vor, zur Seite zu treten, dann aber „offenbart ihm Gott seine Sendung“. So übernehme Josef seine Aufgabe und seine Rolle und begleite das Aufwachsen des Sohnes Gottes „in Stille, ohne zu urteilen, ohne schlecht zu reden, ohne zu schwätzen“:

„Helfen, aufzuwachsen, sich zu entwickeln. So suchte er einen Platz, damit sein Kind geboren werden kann. Er kümmerte sich um es. Er half ihm, zu wachsen. Er lehrte es den Beruf: viele Dinge... In Stille. Nie nahm er das Kind als Eigentum für sich: er ließ es in Stille aufwachsen. Er lässt es aufwachsen: das wäre das Wort, das uns so sehr helfen würde, uns, die wir von Natur aus immer unsere Nase in alles stecken möchten, vor allem in das Leben der anderen. ‚Und warum macht er das? Warum das andere...?’. Und sie fangen an zu schwätzen, zu reden... Und er lässt aufwachsen. Er behütet. Er hilft, aber in Stille“.

Eine weise Haltung, die der Papst vielen Eltern anerkannte: die Fähigkeit zu warten, ohne sofort zu schimpfen, selbst angesichts eines Fehlers. Es sei grundlegend, zu warten zu wissen, bevor man das Wort sage, das in der Lage sei, wachsen zu lassen. Warten in Stille, wie es Gott mit seinen Kindern tue, für die er so viel Geduld aufbringe.

Josef sei dann ein konkreter Mann gewesen, doch mit einem offenen Herz, „der Mann der Träume“, nicht „ein Träumer“:

„Der Traum ist ein privilegierter Ort, um nach der Wahrheit zu suchen, denn dort verteidigen wir uns nicht vor der Wahrheit. Sie kommen und... Und Gott spricht auch in Träumen. Nicht immer, weil es normalerweise unser Unbewusstes ist, das kommt, doch Gott hat sich so oft dafür entschieden, in Träumen zu sprechen. Er tat dies viele Male, in der Bibel sieht man das, nicht? In den Träumen. Aber Josef war der Mann der Träume, doch er war kein Träumer, ja? Es war keiner, der in Fantasien lebte. Ein Träumer ist etwas anderes: das ist einer, der glaubt ... der geht... der in der Luft ist und die Füße nicht auf dem Boden hat. Josef hatte seine Füße auf dem Boden. Aber er war offen“.

Abschließend bat Franziskus darum, die Fähigkeit zu träumen nicht zu verlieren, die Fähigkeit, sich trotz der auftretenden Schwierigkeiten mit Zuversicht für das Morgen zu öffnen:

„Nicht die Fähigkeit verlieren, die Zukunft zu träumen: jeder von uns. Jeder von uns: unsere Familie, unsere Kinder, unsere Eltern träumen. Zusehen, wie ich möchte, dass ihr Leben verläuft. Die Priester auch: unsere Gläubigen träumen, was wir für sie wollen. Träumen, wie die jungen Menschen träumen, die im Träumen ‚schamlos’ sind, und dort finden sie einen Weg. Nicht die Fähigkeit verlieren zu träumen, denn Träumen heißt, die Türen in die Zukunft zu öffnen. Fruchtbar sein in der Zukunft“.

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