Zentralafrika: Kardinal warnt nach Massaker vor weiterer Gewalt

28. November 2018 in Weltkirche


Blutiger Angriff auf Christen in Vertriebenenlager habe viele Menschen traumatisiert, schildert Erzbischof von Bangui nach einem Besuch in der Stadt Alindao - Aus Deutschland stammender Ordensmann: UN versagen bei Flüchtlingsschutz in Zentralafrika


Rom-Bangui (kath.net/KAP) Nach dem Massaker an christlichen Flüchtlingen in der Zentralafrikanischen Republik fordert der katholische Erzbischof von Bangui mehr Aufmerksamkeit der internationalen Gemeinschaft für die anhaltende Gewalt in dem Land. "Wir können nicht schweigen", sagte Kardinal Dieudonne Nzapalainga (Archivfoto) bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Imam von Bangui, Oumar Kobine Layama, am Montag. Das Massaker von Alindao habe viele Menschen im Land traumatisiert, schilderte der Kardinal nach einem Besuch in der Stadt, wo bewaffnete Milizen Mitte November die örtliche Kathedrale sowie ein Vertriebenenlager für Zehntausende christliche Flüchtlinge angegriffen hatten. Bei den Kämpfen wurden nach unterschiedlichen Angaben bis zu 60 Menschen getötet. Auch der Generalvikar der Diözese Alindao kam ums Leben.

Für den Angriff werden Rebellen der "Unite pour la Paix en Centrafrique" (UPS) aus dem muslimisch dominierten ehemaligen Seleka-Milizenbündnis verantwortlich gemacht. Viele der Opfer wurden laut Berichten offenbar erschossen, andere verbrannten in ihren Zelten, als die Rebellen das Lager umstellten. "Ich ging zu meinen toten Brüdern - sie wurden wie Tiere verbrannt", sagte Kardinal Nzapalainga nach Angaben der Nachrichtenagentur AFP. Die Menschen hätten alles verloren. "Ich sah Leute, die auf dem Boden nach den Überresten von verbranntem Reis kratzten", berichtete Nzapalainga.

Bewaffnete Gruppen im Land würden die Bevölkerung terrorisieren und blieben dafür ungestraft, prangerte der Erzbischof von Bangui in einem "Vatican News"-Interview an. Dazu kritisierte er die "Unfähigkeit" zentralafrikanischer Behörden wie auch der internationalen Gemeinschaft beim Schutz der Zivilbevölkerung. "Die Armen und die Kleinen haben auch Rechte. Ihr Leben muss respektiert werden. Hier sind friedenssichernde Maßnahmen notwendig", wurde Nzapalainga zitiert.

Die deutsche Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hatte zuletzt der in der Zentralafrikanischen Republik stationierten UN-Friedenstruppe MINUSCA ein Fehlverhalten beim Massaker von Alindao vorgeworfen. Dies müsse von unabhängiger Stelle untersucht werden, forderte die Organisation. Ein UN-Sprecher verwies darauf, dass die Zahl der Angreifer so groß gewesen sei, dass die vor Ort befindlichen 50 Soldaten die Flüchtlinge nicht hätten verteidigen können.

Auch der deutsche Ordensmann Olaf Derenthal, der Koordinator für Gesundheitsprojekte in der Diözese Alindao ist, warf den Vereinten Nationen Versagen beim Flüchtlingsschutz vor. "Denn die mauretanischen Kontingente der Blauhelmsoldaten machen gemeinsame Sache mit den mörderischen Seleka-Rebellen", sagte er dem deutschen Portal "weltkirche.katholisch.de". Die Soldaten haben seiner Ansicht nach das Flüchtlingslager unzureichend geschützt, als die Milizionäre das Camp angriffen.

Schon vor Monaten habe der Bischof von Alindao in einem Brief auf dieses Problem hingewiesen. Jedoch hätten weder die Regierung noch die UN darauf reagiert. "Das ist ein Verbrechen, das die Vereinten Nationen hätten verhindern können", sagte Derenthal.

Der Ordensmann wolle auf keinen Fall alle Blauhelmsoldaten beschuldigen, betonte er. "Es gibt einige Kontingente, die das tun", sagte er. Das Problem betreffe nicht allein die mauretanischen Soldaten. "Es braucht den Abzug aller falschen Truppen der UNO-Mission Minusca, die gemeinsame Sache mit den Rebellen machen. Man sollte nur noch UN-Blauhelmsoldaten im Land lassen, die ihrer Aufgabe gerecht werden."

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