Sexualkunde: Kirchliches Institut begrüßt "Teenstar"-Prüfung

22. November 2018 in Österreich


Ministerium will alle Anbieter für Sexualpädagogik an Schulen durchleuchten - IEF-Direktor Reinprecht: Zusammenarbeit mit "Teenstar" läuft vorerst weiter, bisher "sehr gute Erfahrungen"


Wien (kath.net/KAP) Das Institut für Ehe und Familie (IEF) der österreichischen Bischofskonferenz hat die genaue Prüfung aller externen Anbieter von Sexualkunde an Schulen - darunter auch der christliche Verein "Teenstar" - durch das Bildungsministerium begrüßt. "Die Stärkung wertorientierter Sexualpädagogik ist Gebot der Stunde", erklärte IEF-Direktor Johannes Reinprecht am Mittwoch gegenüber "Kathpress". Man hoffe auf eine unabhängige und sachorientierte Prüfung und werde bis zum Vorliegen der Ergebnisse mit "Teenstar" aufgrund bisher "sehr guter Erfahrungen" jedoch vorerst festhalten.

Sexualpädagogik sei für junge Menschen wie auch für ihre Eltern ein wichtiges Thema, betonte Reinprecht. Wichtig sei dabei das einfühlsame Herangehensweise mit Rücksicht auf die Entwicklung des Kindes, das Meiden jeder Ideologisierung und Indoktrination und auch die Wahrung des vorrangigen Erziehungsrechtes der Eltern. "Teenstar" erfülle diese Anforderungen aus Sicht des IEF, weshalb es im Auftrag der Bischofskonferenz engen Austausch mit dem sexualpädagogischen Verein gebe. Dieser habe sich dabei laufend daran interessiert gezeigt, sein Angebot zu verbessern, und sei "für konstruktive Kritik dankbar".

Nicht nachvollziehen könne er die derzeit laufenden medialen Angriffe gegen den christlichen Verein, so Reinprecht weiter. "Teenstar leistet einen wichtigen Beitrag für eine wertorientierte und ganzheitliche Sexualpädagogik", so der kirchliche Experte. Der Verein gehe in seiner Arbeit wertebasiert und sensibel vor und suche Antworten auf die tatsächlichen Fragen von Kindern und Jugendlichen. Wie Reinprecht betonte, stehe das IEF dem Ministerium mit seiner eigenen Expertise für Gespräche zum Thema Sexualkunde im schulischen Bereich gerne zur Verfügung.

Prüfung bis Dezember

Am Mittwoch war bekannt geworden, dass das Bildungsministerium derzeit überprüft, ob "Teenstar" und dessen Angebote mit dem Lehrplan bzw. dem Grundsatzerlass zu Sexualpädagogik übereinstimmen. Im Dezember sollen Ergebnisse vorliegen und den Schulen und Bildungsdirektionen kommuniziert werden, teilte Generalsekretär Martin Netzer der Austria Presseagentur (APA) mit. Die bisherige Sichtung habe ergeben, dass "gewisse Inhalte nicht dem Grundsatzerlass widersprechen", weshalb eine weitere Zusammenarbeit in bisheriger Form wohl die Adaption des Konzepts zur Voraussetzung haben werde, so der Ministeriums-Sprecher, ohne dabei Details zu nennen.

Bereits zuvor hatte das Ministerium laut einer parlamentarischen Anfragebeantwortung vom September angeordnet, dass bundesweit alle Sexualkunde-Workshops externer Anbieter bei den Bildungsdirektionen gemeldet werden und diese sofort eingreifen müssen, falls das Angebot den Vorgaben widerspricht oder Qualitätsmängel aufweist. Bei der nunmehrigen Überprüfung - infolge einer Anordnung der Salzburger Landesdirektion - handle es sich nicht um eine "Lex Teenstar", erklärte Netzer: Die generellen Kriterien - wie etwa die altersadäquate Vermittlung der Themen auf aktuellem Stand der Wissenschaft - würden für alle an Schulen tätigen Vereine gelten. Bei der Klarstellung im Dezember werde es darum gehen, wie die Einhaltung der Qualitätskriterien sicherzustellen sei.

Verein: Respekt für sexuelle Selbstbestimmung

In Medienberichten (zuletzt "Falter") war "Teenstar" in den vergangenen Tagen für ein angeblich "ultrakonservatives" christliches Weltbild kritisiert worden. Kritikpunkte waren dabei u.a., dass in den Workshops die Natürliche Familienplanung und der Verzicht auf Sex vor der Ehe propagiert werde, sowie einzelne Aussagen zu Homosexualität und Masturbation.

Seitens des Vereins "Teenstar" selbst hieß es am Mittwoch auf "Kathpress"-Anfrage, die im Wochenmagazin "Falter" zitierten Unterlagen seien veraltet und seit Monaten in Überarbeitung. Hinsichtlich Homosexualität werde bei "Teenstar" jeder Mensch in seiner sexuellen Selbstbestimmung respektiert, auch wenn man an der Tatsache ansetze, "dass jedes Kind biologisch einen Vater und eine Mutter hat und dass sich jedes Menschenleben der Polarität der Geschlechter verdankt".
Im Konzept nehme man darauf Rücksicht, dass nur ein Teil der homosexuell empfindenden Jugendlichen später eine stabile homoerotische Ausrichtung entwickelten. Man vermeide daher, Jugendliche "vorschnell auf eine bestimmte sexuelle Orientierung (z. B. auch Bisexualität) festzulegen oder sie dazu zu ermutigen, sich über ihre erotischen Gefühle zu definieren". Gegenüber Jugendlichen, die die Zugehörigkeit zu einem anderen Geschlecht zum Ausdruck bringen, werde "mit Wertschätzung begegnet" und ihnen "zusammen mit ihren Eltern empfohlen, sich bei subjektiv empfundenen Bedarf für eine Begleitung an die entsprechenden fachlichen Einrichtungen zu wenden".

Zum medialen Kritikpunkt, dass der Verein "keinen Sex vor der Ehe" propagiere, hieß es seitens "Teenstar", Sexualität finde ihre "tiefste Erfüllung als Ausdruck von Liebe in verlässlicher und intimer Beziehung", wozu die Annahme der ganzen Person des Anderen gehöre. Dafür habe sich in allen Zivilisationen der Rahmen der Ehe bewährt. Auch die jungen Menschen hätten das Bedürfnis nach verbindlichen Beziehungen, die einen festen Rahmen für die Entfaltung ihrer Potenziale bilden, weshalb "Teenstar" seinen Teilnehmern die Möglichkeit biete, "sich mit dieser Sicht von Partnerschaft und Familie auseinanderzusetzen".

In den Kursen und Workshops von "Teenstar" würden "alle Verhütungsmethoden ausführlich besprochen", und zwar hinsichtlich ihrer Verlässlichkeit wie auch der Auswirkungen auf Körper, Psyche, Partnerschaft und Umwelt, so der Verein weiter. "Ebenso wird natürliche Familienplanung nach dem neuesten wissenschaftlichen Stand vorgestellt und von überholten, unzuverlässigen Methoden abgegrenzt (z.B. Kalendermethode). Die konkrete Anwendung wird jedoch nicht gelehrt." Explizit werde darauf hingewiesen, "dass die im Teenstar-Kurs vermittelten Kenntnisse nicht ausreichen, die Methode verlässlich anzuwenden".
Eine bestimmte Verhütungsmethode werde bei Teenstar jedenfalls nicht empfohlen: "Das erworbene Wissen soll die Jugendlichen befähigen, eigenständig verantwortliche Entscheidungen zu treffen", so die Auskunft des Vereins.

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