Asia Bibi dankt Gott für Befreiung

9. November 2018 in Weltkirche


"Vatican Insider" berichtet über ersten Tag der jahrelang zum Tod verurteilten Christin in Freiheit - Außenministerium-Sprecher in Islamabad: Bibi eine freie Frau, bleibt aber vorläufig in Pakistan


Rom-Islamabad (kath.net/KAP) Die pakistanische Christin Asia Bibi, deren Todesurteil wegen Blasphemie in der Vorwoche aufgehoben wurde, hat ihre Freiheit bestätigt. "Dank sei Gott. Gott sei gelobt. Ich bin frei", zitierte "Vatican Insider" am Donnerstagabend erste Worte Bibis nach neun Jahren in der Todeszelle. Das italienische Nachrichtenportal berief sich dabei auf eine nicht namentlich benannte Quelle "aus dem näheren familiären Umkreis" der Frau. Bibi habe den Donnerstag - ihren ersten Tag in Freiheit - "mit ständigen Danksagungen an Gott, der ihre Gebete erhört hat" verbracht, hieß es.
In dem Bericht wird weiter auch der Direktor der Strafbehörde in der Provinz Punjab, Zawar Hussain Warrich, zitiert. Dieser bestätigte die Angaben, wonach die Christin am Mittwochabend ihre Zelle im Frauengefängnis der Stadt Multan verlassen habe und gegen 22 Uhr per Flugzeug in die Hauptstadt Islamabad geflogen. Sie sei in der Folge an einen geheimen Ort gebracht worden, wo sie auch ihren Ehemann Asiq Masih wiedergetroffen hat.

Dies alles habe unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen stattgefunden. Bereits im Gefängnis sei Bibi in Gefahr gewesen: Vor zwei Monate seien zwei Wachebeamten der Haftanstalt in Multan festgenommen worden, da sie ein Attentat gegen die Christin geplant hätten, berichtete "Vatican Insider" unter Berufung auf Quellen aus dem pakistanischen Justizsystem. Ebenfalls aufgrund von Morddrohungen war in der Vorwoche auch Bibis Anwalt Saiful Malook - er ist selbst Muslim - in die Niederlande geflohen.

Erneut dementierte die pakistanische Regierung am Donnerstag, dass Bibi das Land verlassen habe: Außenministeriums-Sprecher Mohamed Faisal erklärte, Asia Bibi sei "eine freie Bürgerin", werde das Land jedoch erst dann verlassen, wenn das Höchstgericht die Berufung gegen ihre Freilassung zurückweise. Mit dieser Erklärung sollten laut "Vatican Insider" jene radikalen Gruppen gebremst werden, die erneut zu Demonstrationen gegen die Freilassung der Christin aufgerufen hatte. Dem Portal zufolge hätten über 50.000 Anhänger der radikalislamischen Partei TLP in den vergangenen Tagen auf Pakistans Straßen die Todesstrafe Asia Bibis eingefordert.
Bibis Fall hatte internationale Aufmerksamkeit erregt. Die fünffache Mutter war 2009 als erste Christin in Pakistan wegen Beleidigung des Islam angeklagt und zum Tode verurteilt worden. Sie bestreitet die Vorwürfe. Im Juli 2015 ordnete ein Gericht die vorläufige Aussetzung der Vollstreckung der Todesstrafe an. Am 31. Oktober hob das Oberste Gericht Pakistans das Todesurteil auf. Dies führte zu massiven und tagelangen Protesten der radikalislamischen Partei Tehreek-e-Labbaik Pakistan (TLP). Nach der Zusicherung der Regierung, eine Revision des Urteils nicht zu blockieren und ein Ausreiseverbot für Asia Bibi zu verhängen, beendete die TLP zunächst die Proteste, drohte für den Fall des Bruchs des Abkommens jedoch mit einer "Revolution".

Bibis Ehemann Ashiq Masih hatte am Dienstag über das Hilfswerk "Kirche in Not" Italiens Regierung um Hilfe für eine Ausreise aus Pakistan und um Asyl gebeten. Italiens Regierung erklärte, die Christin aufnehmen zu wollen, und auch der italienische Parlamentsausschuss für auswärtige Angelegenheiten beschloss am Donnerstag einstimmig eine Resolution zum Schutz Bibis. "Mit diesem Entschluss versichert das italienische Parlament, die Anstrengung der internationalen Gemeinschaft und den ernsthaften und konstruktiven Einsatz der italienischen Regierung für eine positive Entwicklung dieser Angelegenheit zu unterstützen", erklärte die Ausschussvorsitzende Marta Grande.

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