Junger Iraker berichtet bei Jugendsynode über Christenverfolgung

16. Oktober 2018 in Weltkirche


Papst Franziskus empfing 26-jährige Safa al-Abbia nach mit großem Applaus bedachter Rede bei der Jugendsynode und gab ihm eine Botschaft der Hoffnung für die Jugend an Euphrat und Tigris mit


Vatikanstadt (kath.net/KAP) Papst Franziskus hat einen jungen irakischen Gasthörer bei der im Vatikan tagenden Jugendsynode überraschend in der Casa Santa Marta empfangen und ihm eine Botschaft für die jungen Christen im Irak mitgegeben. Der 26-jährige Zahnarzt Safa al-Abbia musste vorzeitig nach Hause zurückkehren, um seine krebskranke Mutter zu betreuen. Der junge Iraker, der Mitglied der chaldäisch-katholischen Kirche ist, hatte den Wunsch geäußert, vor seiner Abreise noch den Papst grüßen zu dürfen, Papst Franziskus stimmte sofort zu.

Fotos von der herzlichen Begegnung, die bereits am Samstag stattfand, wurden auf dem offiziellen Twitter-Account der Synode (@Synod2018) verbreitet. Franziskus überreichte dem jungen Iraker laut Medienberichten einen Rosenkranz für die Mutter und gab ihm eine Botschaft für die jungen Christen des Zweistromlandes mit: Er trage die jungen Christen an Euphrat und Tigris ständig im Herzen und sei sich ihres großen Leids bewusst. Zugleich ermutigte der Papst die jungen Christen im Irak, Vertrauen in die Zukunft zu haben und sich durch die schmerzliche Vergangenheit und die harte Gegenwart nicht entmutigen zu lassen. Christus gehe mit ihnen.

Safa al-Abbia war am vergangenen Donnerstag in der Synodenaula mit seinem Bericht über die vielen Märtyrer aufgefallen, die in den letzten 15 Jahren im Irak wegen ihres Glaubenszeugnisses für Christus den Tod erlitten haben. Für die irakische Jugend seien heute "der Frieden, die Stabilität und das Recht auf ein Leben in Würde" die größten Herausforderungen. Abschließend rief der junge Iraker zum Gebet für alle Christen auf, die unter Verfolgung leiden, nicht nur im Irak. Und er brachte den Herzenswunsch vieler junger Christen an Euphrat und Tigris zum Ausdruck, "dass wir eines Tages den Papst bei uns, in unserer Heimat, sehen". Nach Angaben von Synodenmitarbeitern war der Beitrag von Safa al-Abbia die bisher am meisten mit Applaus bedachte Rede bei der Synode.
Im Gespräch mit "Vatican News" sagte der 26-Jährige, es sei ihm darum gegangen, darauf aufmerksam zu machen, dass es im Irak viele großartige junge Christen gibt, die trotz der "traurigen und oft erbärmlichen Lebensbedingungen" einen "starken Glauben leben und bezeugen". Was die jungen Christen im Irak wollten, sei einfach "unter würdevollen Bedingungen" in ihrem Land leben zu können. "Betet für uns, wir beten auch für euch", appellierte er an die jungen Christen in den Ländern, in denen es keine Verfolgung gibt.
Flucht vor dem IS

Auch ein weiterer junger Christ aus dem Irak, von dem die Nachrichtenagentur "Aleteia" nur den Vornamen Aziz angab, berichtete den versammelten Synodenteilnehmern von seiner Flucht vor Angehörigen der Terrormiliz IS. Aziz lebt heute in Frankreich, studiert und sagt, dass es ihm gelungen sei, den IS-Leuten zu vergeben. "Ich bin nicht hier, um euch schreckliche Geschehnisse zu erzählen, sondern um euch zu sagen, dass mich Jesus Christus gerettet hat", stellte er fest.

Aziz hatte in einer Kleinstadt der Ninive-Ebene das Leben eines normalen 18-jährigen geführt, die Familie hatte ein Haus, er ging zur Schule und war ein guter Sportler. Dann kamen die IS-Terroristen, Militär und Polizei flüchteten. Aziz und seine Angehörigen wurden wie alle Christen vor die Alternative gestellt: Bekehrung zum Islam, Zahlung der Dschizya (Sondersteuer für Christen im klassischen Islam) oder Tod. Die Familie flüchtete nach Erbil, in die Hauptstadt der autonomen kurdischen Region.
In der Synodenaula herrschte laut "Aleteia" Schweigen und tiefe Betroffenheit, als der junge Christ berichtete, wie er die Angst der Leute miterlebte, die nicht nur alle Besitztümer, sondern auch alle Sicherheiten verloren hatten, das Weinen und die Verzweiflung der Vertriebenen und Flüchtlinge, die im Freien übernachten mussten. In berührender Weise schilderte Aziz, wie er zu verstehen begann, dass er sich nicht in das Leid vergraben dürfe. Er begann an Jesus am Kreuz zu denken, wie es ihm ergangen ist: "Und dann habe ich mich ganz ihm anvertraut und beschlossen, dass ich diesen gegenwärtigen Augenblick für ihn leben werde." Aziz kümmerte sich in der Folge um jesidische Jugendliche, die traumatisiert waren, weil sie mitansehen mussten, wie die IS-Terroristen in ihrem Heimatdorf die Männer töteten und die Frauen vergewaltigten.
Nach zwei Monaten beschlossen die Eltern von Aziz, dass die Familie nach Frankreich emigrieren sollte: "Die Franzosen haben uns aufgenommen und uns geholfen. Wir haben gespürt, dass es Gott selbst ist, der durch diese freundlichen Menschen wirkt".

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