Was am Katholizismus so klasse ist: Die Priester!

18. Oktober 2018 in Spirituelles


Haben die Männer nicht eh das Sagen in der Kirche, diese habituellen Unterdrücker? Von Claudia Sperlich


Berlin (kath.net/Blog „Katholisch? Logisch!“/cs) Haben die Männer nicht eh das Sagen in der Kirche, diese habituellen Unterdrücker? Zumindest wenn sie Priester sind? Nein, haben sie nicht und sind sie nicht!

Die Kirche lehrt, der Mensch – nicht nur der Mann, nicht nur die Frau – ist nach Gottes Bild geschaffen, zwar durch die Sünde korrumpiert, aber durch die Gnade immer fähig zur Umkehr. Die Kirche lehrt, was sich daraus ergibt: daß Frauen und Männer die gleiche unzerstörbare Würde innehaben.

Männer haben ihre spezifischen Fähigkeiten und Aufgaben, so wie Frauen die ihren – und dann gibt es noch eine ganze Reihe Dinge, die beiden gleichermaßen aufgetragen sind, insbesondere Gott zu lieben und den Mitmenschen liebevoll, gütig und hilfsbereit entgegenzukommen. Glauben, Gebet und Soziales Engagement sind beiden möglich, sind beiden aufgetragen.

Einige Männer sind zum priesterlichen Dienst berufen. Das ist eine extreme Anforderung, und es ist auch in Ländern ohne nennenswerte Christenverfolgung grundfalsch, diese Aufgabe mit sozialer Sicherheit und Wohlstand zu verwechseln. Ich bin sehr froh, als Frau gar nicht überlegen zu müssen, ob ich vielleicht zu priesterlichem Dienst berufen sein könnte – ich bin es nicht, Dank sei Gott. Ich bin froh um jeden Priester, der seinen Dienst treu versieht, und ich kenne deren genug, um zu sagen: Es ist durchaus nicht ausgeschlossen.

Priester spenden die Sakramente. Das Sakrament der Ehe zwar spenden die Eheleute sich gegenseitig (daß ein Priester dabei ist, für sie und mit ihnen betet und ihnen den Segen erteilt, ist dennoch sinnvoll). Die Taufe spendet in der Regel ein Priester – im Notfall darf das aber jeder tun, der guten Willens ist und die Taufformel kennt und versteht. Die Eucharistie spenden darf auch ein Diakon oder Kommunionhelfer, wenn es sinnvoll ist (z.B. bei sehr großem Andrang oder bei einem Wortgottesdienst mit Kommunionausteilung). Aber das Eucharistische Opfer darf nur der Priester darbringen. Er handelt in der Person Jesu Christi, wenn er die Wandlungsworte spricht. Auch die Beichte hören, die Krankensalbung spenden und die Weihe spenden kann nur ein Priester (im letzten Falle ein Bischof).

Die kirchliche Lehre wird durch Priester weitergegeben. Ich weiß schon, viele meiner katholischen Freunde werden jetzt seufzen: Schön wärs ja! – aber erstens wird sie das tatsächlich immer noch, zweitens würde sie es ohne Priester gewiß bald gar nicht mehr. Die lange Ausbildung zum Priester beinhaltet ein gründliches Studium der Theologie, in dem es nicht zuletzt um Vernunftgründe für den Glauben, um Klarheit über das, was die Kirche ist und soll, geht. Um Jesu Lehre weiterzugeben, braucht es zwar kein Studium, sondern Frömmigkeit und Einsicht (Eigenschaften, die ein Priester notwendig auch haben soll). Aber um die zweitausendjährige Geschichte der Kirche als Geschichte Gottes mit Seiner mystischen Braut zu verstehen, trotz aller Abirrungen, und um sektiererische Bewegungen und Unverbindlichkeit gleichermaßen zu meiden, ist eine gute Ausbildung vorteilhaft.

Eine weitere, wichtige Aufgabe des Priesters ist die Seelsorge. Natürlich sorgt der Priester für die Seelen schon dadurch, daß er die Sakramente spendet, daß er die Messe feiert und daß er – wozu er verpflichtet ist – das Stundengebet pflegt. Aber die Aufgabe der Seelsorge umfasst noch mehr. Er muss auch zuhören, Rat wissen, trösten, in bestimmten Situationen helfen und Hilfe organisieren. Das sind zwar alles Aufgaben, die generell jeder Christ hat, der dazu fähig ist. Aber ein Priester hat auch die Aufgabe, beispielhaft in der Nächstenliebe zu sein. Er ist eine Vertrauensperson, zu der Menschen mit ihren Nöten kommen dürfen.

Daraus folgt auch, daß Priester mit Überforderung und Nerverei umgehen können müssen. Denn natürlich kommen Menschen auch fordernd und unverschämt zum Priester, erwarten mehr als menschenmöglich ist, stänkern beim Pfarrer oder auch beim Bischof über die zu kurzen Rochettes der Ministranten, über den Organisten, der nie ihr Lieblingslied spielt, über die zu lauten Glocken und die zu leisen Predigten (oder umgekehrt), über schlichtweg alles, was sich bemeckern lässt. (An dieser Stelle eine Bitte: Geht einigermaßen schonend mit den Priestern um! Überlegt Euch dreimal, ob dieser oder jener Ärger unbedingt ins Pfarrbüro getragen oder in des Pfarrers Mailbox gesandt werden muss. Habt Nachsicht mit Pfarrern, die ab und zu auch gereizt reagieren.)

Daß in unseren Tagen Priester unzählige Dinge erledigen „müssen“, die gar nicht zum Priesteramt gehören – Verwaltungssachen, Teilnahme an allen möglichen Sitzungen irgendwelcher Grüppchen in der Gemeinde, weil die sonst beleidigt sind etc. – ist ein Übel, und in vielen Fällen könnte das durch bessere Organisation behoben werden, einerseits durch tüchtig helfende Laien, andererseits auch durch das Zutrauen der Priester, daß die Laien das können. Das ändert aber nichts an der Größe des Priesteramtes.

Ohne Priester kann die Kirche eine Zeitlang irgendwie bestehen, wie die Geschichte Japans und Koreas zeigen. Aber Trost und Kraft der Kirche kommen aus den Sakramenten. Wenn es nicht nur eine Zeitlang irgendwie, sondern immer und mit Verve gehen soll, sind Priester nötig.

Ich bin dankbar für jeden Mann, der dem Ruf zum Priesteramt folgt, Jesus Christus zu Mittelpunkt seines Lebens und Dienens macht und auch in Schwierigkeiten treu bleibt. Weil das Priesteramt nicht nur herrlich, sondern auch schwer ist und so wichtig, bete ich auch für Priester. Ich kann es nur empfehlen. Priester dienen Gott und den Menschen – dienen wir ihnen wenigstens gelegentlich durch ein Gebet.


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