Die Sehnsucht nach Jesus vereint

5. Oktober 2018 in Kommentar


Die Welt sehnt sich nach Antworten und wir haben die Antwort: Jesus - BeneDicta am Freitag von Inka Hammond


Augsburg (kath.net
Vor einigen Tagen habe ich mich mit 5 Frauen in Würzburg getroffen. Wir kannten uns nicht alle untereinander, aber uns hat eines von Anfang an verbunden: unsere Sehnsucht nach mehr von Jesus. Und so saßen wir auf einer gemütlichen Eckbank in einer Küche irgendwo in Würzburg und fingen an, uns einander vorzustellen. Es war eine der ehrlichsten, tiefsten, ergreifendsten Vorstellungsrunden, die ich je erlebt habe. Wir weinten, lachten, umarmten einander und ermutigten einander indem wir einfach vom Herzen weg erzählten, was wir mit Jesus erlebten und erleben und wie er uns verändert und in den Wüstenzeiten unseres Lebens trägt und liebt. Wäre das Wochenende da schon zu Ende gewesen – die Anreise wäre es mehr als wert gewesen. Authentizität, Echtheit, Offenheit – das kommt alles in unserer Generation viel zu kurz.

Instagramselfies, die durch einen Filter gejagt werden, malen ein Bild von der perfekten Mutter, der ewig erfolgreichen Karrierefrau, des immer sportlichen Supermans. Die Tränen, die hinter getünchten, aufgepimpten Fassaden geweint werden, trocknet oft niemand. Die Fragen, die Zweifel, die Resignation bleiben oft auf der Strecke im Zeitalter von Social Media. Ich glaube, das ist eine echte Gefahr für echte Beziehungen. Wir verlernen echt zu sein.

Authentisch. Wir wissen nicht mehr, wie wir uns verletzlich machen können. Und dabei ist genau das so wichtig, wenn man Beziehung, Freundschaft leben und erleben will. Das ist nicht immer sauber und geradlinig, das ist auch anstrengend und aufreibend. Ich wünsche mir, das wir wieder mehr Mut haben voreinander zu weinen und miteinander zu lachen. Uns trösten zu lassen und Trost zu spenden.

Ohne, dass ein Smartphone Bildschirm zwischen uns ist.
Denn ich glaube, dass dieses echte, kantige Miteinander ein Eckstein für geistliche Erweckung ist. Wenn wir anfangen unsere Häuser zu öffnen, unsere Küchen, wenn wir uns treffen auf Eckbänken und Wohnzimmersofas, wenn wir uns gemeinsam ausstrecken nach mehr von Jesus – dann passiert etwas. Nicht nur werden wir konfrontiert mit unserem Mangel, unserem Stolz, unserem Unwillen zu vergeben – all den Dingen, die ein liebendes Miteinander schwer machen, nein, wir werden gleichzeitig getröstet, ermutigt und auferbaut. Wir lernen, dass es anderen ähnlich geht wie uns, wir üben uns darin, Vergebung auszusprechen, wir begreifen, dass es alleine einfach nicht geht! Wir brauchen einander, über Konfessionsgrenzen hinweg. Und wenn das in unseren Herzen einsinkt, dass Kirche immer ein Miteinander, nie ein Gegeneinander oder ein Alleinzug ist, dann entsteht ein Raum, wo der Heilige Geist Raum bekommt zu wirken.

Ich denke an die Jünger. Ein zusammengewürfelter Haufen voller unterschiedlicher Charaktere. Der aufbrausende Petrus, der nachdenkliche, sensible Johannes, der zweifelnde, skeptische Thomas. Warum hat Jesus sich nicht einfach nur einen Gefährten geholt oder seinen Dienst einfach im Alleingang getätigt? Warum 12? Warum diese 12?

Ich glaube, dass Jesus Gemeinschaft liebt. Und ich glaube, dass er kein Problem damit hat, Freundschaften zu schließen – auch mit Leuten, die schwierig sind im Umgang, die Dinge sagen, die er rügen muss, die einen Lebensstil haben, den Jesus nicht gutheißt. Aber seine Sehnsucht nach Gemeinschaft ist so viel größer, als all diese Gründe, die unsereins schon längst das Weite hätten suchen lassen. Aber ich denke, es gibt noch einen Grund: Jesus wollte Einheit demonstrieren, wo Einheit scheinbar unmöglich war. Jesus wollte ein Beispiel setzen, was möglich ist, wenn Menschen zusammenkommen, die voller Fehler und voller Mangel sind – aber eine gemeinsame Sehnsucht haben: mehr von Jesus. Mehr zu wissen, wie Nachfolge funktioniert, was es bedeutet, sein Leben hinzulegen, um es zu gewinnen.

Die Sehnsucht nach Jesus vereint und lässt zusammenrücken. Wie sehr bewegt mich das Gebet Jesu: ‚Alle sollen eins sein: Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast.‘ (Johannes 21,17) Gott will mit uns zusammengewürfelten Haufen, die wir seine Nachfolger heute sind, mit all unseren Macken und Unzulänglichkeiten, die Welt überzeugen, dass Jesus der Messias ist. Und das geht nur, wenn wir begreifen, wie sehr wie einander brauchen, um den einen zu verherrlichen, dem alle Ehre gebührt.

Das fängt im Kleinen an. Das fängt damit an, was ich über Glaubensbrüder und Schwestern sage. Ob ich schimpfe oder doch lieber Gutes sage. Gutes wünsche. Segen erbitte. Das fängt damit an, dass ich das Smartphone zur Seite lege und meinem Gegenüber ins Gesicht sehe. Das fängt in unseren Küchen und Wohnzimmern an, wo wir einen Raum schaffen können zum Zusammenkommen, zum zusammen beten, zum ehrlichen, ungeschminkten Austausch. Wo wir anderen die Möglichkeit schenken, sich zu öffnen, ehrlich zu sein, vom Herzen heraus sich mitzuteilen.

Einheit wächst, wo wir über Bundeslandgrenzen und Ländergrenzen hinaus einander in Respekt und Liebe und ohne Vorurteile begegnen. Wo wir miteinander Gott loben, egal welchen kirchlichen Hintergrund wir haben. Die Sehnsucht nach Jesus vereint.

Das nehme ich mit an Eindrücken und Gedanken aus dieser Küche in Würzburg. Wir brauchen einander. Heute mehr denn je. Die Welt sehnt sich nach Antworten und wir haben die Antwort: Jesus. Lasst uns zusammenrücken und gemeinsam beten. Lasst uns Orte und Räume schaffen, wo der Heilige Geist mächtig wirken und Erweckung säen kann. Lasst uns nicht auf das sehen, was trennt, sondern auf das, was uns vereint.

Der Glaube an Jesus Christus, derselbe gestern, heute und in Ewigkeit. Lasst uns die Worte Jesu zu Herzen nehmen: ‚Das ist mein Gebot, dass ihr einander liebt, so wie ich euch geliebt habe.‘ (Johannes 15,12)


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