Experte: Jugendliche brauchen authentische Vorbilder im Glauben

1. Oktober 2018 in Jugend


"JAKOB"-Leiter Gaber: Jugendliche bleiben Sonntagsmesse oft fern, weil diese für sie unverständlich geworden ist - Gaber ortet "großen Bedarf" an Vorbildern und geistlichen Begleitern, die ihre Beziehung zu Christus authentisch vorleben


Wien (kath.net/KAP) Will die Kirche wieder einen Draht zur Jugend bekommen, braucht es "authentische Vorbilder" im Glauben und eine verständliche Verkündigung: Das hat der Leiter der Jugend-Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz "JAKOB", Thomas Gaber, im Gespräch mit "Kathpress" dargelegt. Viele Jugendliche blieben den Sonntagsgottesdiensten fern, "weil für sie die 'Messe' unverständlich geworden ist und die Predigten zu abstrakt sind". Gaber ortet deshalb einen "großen Bedarf" an Vorbildern und guten geistlichen Begleitern, "die ihre Beziehung zu Christus authentisch und glaubwürdig vorleben".

Der Kirche empfiehlt der Experte, zur eigenen Lehre zu stehen. Das Evangelium sei nie zeitgemäß gewesen. Den Ist-Zustand "irgendwie theologisch als zeitgemäße Norm schönzureden", hält er deshalb für den falschen Weg. Gerade angesichts einer Zeit, die junge Menschen mit unrealistischen Erwartungen und einer kulturellen Leere konfrontiere, komme der klar formulierten kirchlichen Lehre eine neue Attraktivität zu.
Auf langer Strecke alleine gelassen werden Jugendliche etwa beim Thema Sexualität. Der gängige Ratschlag "Habt Spaß, aber schaut, dass nichts passiert" sei auf jeden Fall zu wenig. Junge Menschen seien deshalb bereit, sich auf einen anderen Weg einzulassen, so die Einschätzung Gabers. Orientierung könne Kirche hier nur dann bieten, "wenn sie hundertprozentig auf der kirchlichen Lehre steht". Aber gerade im Hinblick auf das gelingende Leben Jugendlicher gebe es im deutschsprachigen Raum keinen innerkirchlichen Konsens.

Glaube beginne allerdings nicht zuerst bei der Moral sondern immer bei einer Begegnung und Freundschaft mit Jesus. Grundauftrag der Kirche sei deshalb - so Gaber - "vom genialen Plan Gottes, den er für jeden Menschen hat, zu erzählen". Insofern sei Kirche kein Dienstleistungsunternehmen, "sondern ein Ort, wo Gott Beziehung mit uns möchte".

Das Christentum in Europa sieht er gerade auf dem Weg "von einer Volks- zu einer Entscheidungskirche". Die Kirche hinke hier allerdings hinterher und gehe immer noch von volkskirchlichen Strukturen aus. Kinder im Religionsunterricht, bei der Erstkommunion oder Firmung zu begleiten, genüge nicht mehr; "das waren klassische Sozialisationsformen der 80er Jahre", so der Experte. Es brauche vielmehr neue kreative Methoden und eine missionarische Kirche, die wieder an Strahlkraft gewinne und die Schönheit des Glaubens repräsentiere.

Anknüpfungspunkte lieferten vor allem kirchliche Bewegungen, die in den letzten Jahren stark angewachsen seien. Das Netzwerk "JAKOB" etwa umfasse aktuell 107 Gruppierungen "und jedes Jahr kommen neue hinzu", berichtete Gaber. Bewegungen hätten etwas Missionarisches und öffneten Türen für eine Gottesbegegnung.

"JAKOB" steht für "Jugend-Apostolate Katholischer Orden und Bewegungen" und ist eine Einrichtung der Österreichischen Bischofskonferenz zur Koordinierung von Jugendorganisationen der Bewegungen und Orden. Offiziell gibt es die Stelle seit 2000, seit 2013 gibt es auch eigene Statuten. Ihre Aufgabe ist es, neues Leben in der Katholischen Kirche zu fördern. Als Koordinierungsstelle versucht "JAKOB", die verschiedenen Bewegungen, Gemeinschaften, Orden, Initiativen und Gebetskreise wahrzunehmen, sie miteinander in Kontakt zu bringen und zu vernetzen (Infos unter: www.jakob.or.at).

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