Papst-Gesandter: Gesunde Marienverehrung in Medjugorje

20. September 2018 in Österreich


Tausende bei Medjugorje-Gebet im Wiener Stephansdom mit Erzbischof Hoser, Kardinal Schönborn und Seher Ivan Dragicevic


Wien (kath.net/KAP) Der päpstliche Gesandte für Medjugorje, Erzbischof Henryk Hoser, hat sich positiv über den Wallfahrtsort in Bosnien-Herzegowina geäußert. Die dort anzutreffende Marienverehrung sei "gesund und heilig", sagte er am Donnerstagabend im Wiener Stephansdom vor rund viertausend Gläubigen, die sich zum Friedensgebet versammelt hatten. Das zum elften Mal stattfindende Treffen unter Patronanz von Kardinal Christoph Schönborn steht in enger Verbindung mit Medjugorje. Auch einer der Seher des Ortes, die bezeugen, seit 1981 täglich die Muttergottes zu sehen, gab dabei ein Glaubenszeugnis.

"Wir warten noch auf die Entscheidung der Kirche über die Erscheinungen, von denen in Medjugorje erzählt wird", sagte Hoser, der bis im Vorjahr die Erzdiözese Warschau-Praga leitete. Papst Franziskus habe ihn in den von jährlich über zwei Millionen Gläubigen aufgesuchten Wallfahrtsort gesandt, "um den Empfang für die Pilger besser aufzubauen und zu entwickeln", erklärte der polnische Geistliche.

Die Jungfrau Maria habe das Leben Jesu, jedoch auch die Kirche in ihrer gesamten Geschichte begleitet, hob der Papst-Gesandte hervor. Erkennbar sei dies auch daran, dass die erste Basilika Jerusalems, jedoch auch die meisten großen mittelalterlichen Kathedralen Europas der Gottesmutter geweiht seien. "In letzter Zeit wird ihre Anwesenheit jedoch immer stärker und intensiver", sagte Hoser, mit Verweisen auf die Marienerscheinungen in La Salette, Rue du Bac in Paris, Lourdes, Fatima, Banneux und Kibeho.

Verwandlung im Beichtstuhl

Die Spiritualität von Medjugorje, wo Maria als "Königin des Friedens" verehrt wird, beruhe auf fünf "Felsen", berichtete der Erzbischof. Zunächst sei dies der Rosenkranz, dessen Gebet den Menschen zum Nachdenken über das Leben Jesu anrege und darin das eigene Leben sowie jenes der Kirche entdecken lasse. Weiters auch die lebendige Erfahrung der Begegnung mit Jesus in der Eucharistie, sowie das Fasten, das in Medjugorje am Mittwoch, Freitag und in der vorösterlichen Fastenzeit praktiziert wird. Beim Evangelium als nächste wichtige Säule gehe es darum, es in seiner vollen Radikalität wahrzunehmen und zu leben statt nur die gefälligen Szenen und Worte Jesu auszuwählen.

Als letztes nannte Hoser die Beichte, werde doch Medjugorje "Beichtstuhl der Welt" genannt. Tatsächlich sei man in dem herzegowinischen Marienort täglich Zeuge der Verwandlung von Menschen, die nach jahrzehntelanger schlechter Vergangenheit und tiefem Fall "wirklich auferstehen". Oft heilten Ängste, Depressionen und Verwundungen des Herzens, und Menschen fänden den Frieden. "Die wahre Frucht von Medjugorje sind die, die verwandelt hinausgehen in die Welt", so der Papst-Gesandte. Wem viel vergeben werde, der zeige auch viel Liebe, verwies Hoser auf das Tagesevangelium der Begegnung Jesu mit der Sünderin im Haus des Pharisäers. Bei der Statue des auferstandenen Christus in Medjugorje, an der die Pilger lange Schlangen bildeten um den Bronzefuß zu umarmen, wiederhole sich dieselbe "eucharistische Geste".

Hoser zelebrierte im Rahmen des fünfstündigen Friedensgebetes einen Gottesdienst gemeinsam mit Kardinal Christoph Schönborn, dem Linzer Altbischof Ludwig Schwarz, einem Bischof aus Kamerun und mehreren Dutzend Priestern.

"Schule ohne Urlaub"

Zuvor gab es eine Reihe von Glaubenszeugnissen, darunter auch von einem der sechs "Seher-Kinder" von Medjugorje, des nun bereits 53-jährigen Ivan Dragicevic. Seit Beginn an rufe die Gottesmutter stets zum Gebet für den Frieden im Herzen, in der Familie und in der Welt auf, wobei eines das andere bedinge, sagte Dragicevic über die von ihm seit 1981 täglich erlebten übernatürlichen Begegnungen. Maria wolle den Menschen durch die Bibel und das gemeinsame Gebet in der Familie zu Jesus führen, in dem Friede, Freude, Liebe und das Leben zu finden seien.

Das Gebet sei eine "Schule, in die es jeden Tag zu gehen gilt, ohne dass es jemals Urlaub gibt", betonte Dragicevic. Wer ein Gebetsleben pflege, öffne sich für Gottes Gnadengeschenke und könne zum "Zeichen des lebendigen Glaubens" werden. Am Anfang des Gebetes müsse jedoch die Liebe zu Gott stehen, da man erst mit ihr immer Zeit für das Gebet finden werde. Sich von Gottes Liebe zu entfernen und nicht an ihn zu glauben, sei hingegen die "größte Krise der Welt".

Werke der Barmherzigkeit

Die aus Italien stammenden Missionare P. Enrico Porcu und P. Antonelli Cadeddu schilderten, wie Medjugorje sie zu ihrem Einsatz für die Bewohner der Favelas in Rio de Janeiro geführt habe. Im Jahr 2000 gründeten sie die Gemeinschaft "Allianz der Barmherzigkeit", um das Evangelium "mit konkreten Werken zu verkündigen" - im Besonderen an Mörder, Drogenhändler, Prostituierte und Travestiten oder verloren geglaubte Jugendliche, sowie Kinder und Notleidende. Das einst völlig mittellose Werk existiert heute in über 60 Gemeinschaften von gemeinsam lebenden Laien in acht Ländern und gibt jährlich umgerechnet 20 Millionen Euro für Essen an Bedürftige aus.

Einen Schlüsselmoment habe die Gemeinschaft erlebt, als die beiden Gründer in Medjugorje der Antwort auf die Frage nach dem Willen Gottes erhalten hätten. Über die "Seherin" Vicka Ivankovic-Mijatovic sei ihnen aufgetragen worden, nicht am Willen Gottes für die Gemeinschaft zu zweifeln, jedoch weiter bei jedem nächsten Schritt im Gebet nach diesem Willen zu forschen, berichteten P. Porcu und P. Caddedu. Es sei der Wille Mariens, kleine Gebetsgruppen zu bilden, deren Programm der Rosenkranz, die Betrachtung der Monatsbotschaften sowie der Austausch über das Evangelium und dessen Anwendung im Leben sei. Wichtig sei auch, "dass das gemeinsame Gebet immer von Werken der Barmherzigkeit begleitet wird", betonten die beiden Ordensleute.

In Medjugorje bekam auch das das in Schottland entstandene Schulernährungsprogramm Mary's Meals seinen Gründungsimpuls. Derzeit ist das Hilfswerk verstärkt im Flutkatastrophen-Gebiet des indischen Kerala aktiv und gibt dort 13.000 Familien Nothilfe, berichtete Österreich-Koordinatorin Clara Brandtner. Weltweit bekommen derzeit 1,36 Millionen Schüler in den ärmsten Ländern der Welt über Marys Meals tagtäglich ein warmes Essen. Immer sei die Ernährung der erste Schritt in Hungergebieten, dann erst folge die Bildung, erklärte sie. In vielen Schulen Österreichs verbreitet ist mittlerweile das Rucksackprojekt von Mary's Meals: Mit Schulartikeln gesammelte Rucksäcke werden dabei über Sammelpunkte containerweise in Ländern wie Liberia oder Malawi verschickt.

Copyright 2018 Katholische Presseagentur KATHPRESS, Wien, Österreich


© 2018 www.kath.net