Römische Priesterweihe durch Kardinal Müller

23. September 2018 in Weltkirche


Am vergangenen Samstag fand in der römischen Kirche Sant'Agnese in Agone an der Piazza Navone eine besondere Priesterweihe statt.


Rom (kath.net/pm)
Die römische Kirche Sant‘ Agnese in Agone war bis auf den letzten Platz gefüllt, als Gerhard Ludwig Kardinal Müller am vergangenen Samstag Michael Sulzenbacher seine Hände auflegte und ihn zum Priester weihte. Zahlreiche Gläubige aus dem Bistum Regensburg waren zur Weihe nach Rom gekommen.

„Ich bewundere – menschlich gesagt – Ihren Mut und – geistlich gesprochen – Ihr Gottvertrauen.“ Mit diesen Worten begann Kardinal Müller seine Predigt bei der Priesterweihe. Denn „in schwieriger Zeit treten Sie an den Weihealtar. Mit Ihrem Adsum sprechen Sie die Bereitschaft aus, Ihr ganzes Sein und Leben Gott zum Opfer darzubringen. Das ist die entscheidende Weichenstellung auf Ihrem irdischen Pilgerweg und eine Stunde der Gnade für das ganze Volk Gottes.“ Um diese Stunde der Gnade mitzuerleben, hatten sich Gläubige aus verschiedensten Regionen in die ewige Stadt aufgemacht. Viele Regensburger waren per Bus nach Rom gekommen. Auch die Region Mühldorf/Altötting war stark vertreten; dort hatte Michael Sulzenbacher lange Zeit eine Pfadfindergruppe geleitet und begleitet. Seit seiner Diakonatsweihe war er in Niederösterreich tätig und hatte sich auch dort in der Jugendarbeit engagiert. Die Jugendlichen ließen es sich nicht nehmen, bei der Priesterweihe „ihres Michaels“ dabei zu sein.

Schon eine halbe Stunde vor Beginn der Weiheliturgie war die Kirche Sant‘ Agnese in Agone an der Piazza Navona voll besetzt. Um 14:30 Uhr begann die heilige Handlung mit dem feierlichen Einzug. Neben Kardinal Müller – er hatte die Weihe für den aus seiner ehemaligen Diözese stammenden Michael Sulzenbacher zugesagt– fanden sich viele befreundete Priester in der Kirche ein, darunter auch Kardinal Brandmüller. Als Vertretung des politischen Landkreises Regensburg war Landrätin Tanja Schweiger anwesend.

In seiner Predigt bezog sich Kardinal Müller immer wieder auf die aktuelle Situation von Kirche und Welt und zog daraus Schlüsse für die Aufgabe des Priesters. Die Kirche gewinne „nicht an Relevanz und Akzeptanz, wenn sie der Welt die Schleppen des Zeitgeistes nachträgt, sondern nur wenn sie ihr mit der Wahrheit Christi die Fackel voranträgt.“ Müller warnte von den „Treibhausgasen der Sünde“ und dem „global warming des Unglaubens“. Dem Neupriester gab er die Mahnung des heiligen Paulus an Timotheus mit auf den Weg: „Fliehe vor der falschen Lehre, sei Diener des Wortes, Verkünder des wahren Glaubens und Kämpfer für die Wahrheit Christi.“ Durch die Weihe erhalte der Priester Anteil an der Vollmacht Christi, um – Kardinal Müller zitierte das II. Vatikanum – „in der Person Christi, des Hauptes der Kirche, mit der Kraft des Heiligen Geistes, die Gläubigen zu lehren, leiten und heiligen.“ Ihren Abschluss fand die Predigt in einem einfachen, aber tiefgründigen Segenswunsch für den Primizianten: „Lieber Mitbruder Michael, wir beten um die Gnade, dass Sie ein guter Priester werden nach dem Herzen Jesu und seiner lieben Mutter Maria. So sei es! Amen.“

Seine erste heilige Messe feierte P. Michael Sulzenbacher am darauffolgenden Tag in der römischen Basilika Santa Maria Maggiore. P. Paul Schindele SJM, der Generalobere der Ordensgemeinschaft, hielt die Primizpredigt. Dabei ging er ganz persönlich auf die menschlichen Gaben und Begabungen des Neupriesters ein, der mehrere Jahre als Sekretär des Generaloberen eng mit ihm zusammengearbeitet hatte. All seine menschlichen Talente könne er nun als Priester noch mehr für das Reich Gottes fruchtbar machen. Am Beispiel des heiligen Petrus aus dem Sonntagsevangelium zeigte P. Schindele jedoch auf, dass Jesus seine Apostel im Zuge ihrer Berufung nicht von ihren Fehlern und Schwächen befreit hatte. Doch er nutzte ihre Schwächen für übernatürliche Ziele. So hat der heilige Petrus gerade durch seine Verleugnung Jesu zu einer umso tieferen Reue und Demut gefunden. Diese gläubige Zuversicht, dem Herrn mit den eigenen Stärken, aber auch mit den eigenen Schwächen als Priester dienen zu können, gab P. Schindele dem Neupriester als Wunsch mit auf seinen Weg.

Die Primizmesse wurde musikalisch gestaltet von einem eigens zusammengestellten Chor von Jugendlichen aus den verschiedenen Gruppen, die P. Michael Sulzenbacher in den Jahren als Seminarist begleitet hat, u.a. mit einer a cappella Messe von Claudio Monteverdi.

Link zur Predigt von Kardinal Müller in voller Länge: „Korruption der Lehre zieht immer die Korruption der Moral nach sich“

Foto: (c) SJM


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