"Kirche in Not": Christenverfolgung in China nimmt zu

16. September 2018 in Weltkirche


Präsident Heine-Geldern in "Sonntag"-Interview: Chinas Staatsführung verstärkte zuletzt Schikanen für romtreue Christen - Noch nie war Christenverfolgung so groß


Klagenfurt (kath.net/KAP) "Wir leben in der Zeit der größten Christenverfolgung. 100 Millionen Menschen werden weltweit verfolgt, weil sie Christen sind": Darauf hat Thomas Heine-Geldern, Präsident von "Kirche in Not", im Interview der Kärntner Kirchenzeitung "Sonntag" aufmerksam gemacht. Er verwies auf den von der Hilfsorganisation regelmäßig erstellten "Religious Freedom Report" über den Stand der Religionsfreiheit in allen Ländern der Welt. Besondere Sorgen bereite neben den Prob­lemgebieten in Afrika, Pakistan und Indien derzeit China: Die Staatsführung versuche vor allem bei romtreuen Gläubigen immer stärker, "die Verbreitung des Christentums in der nächsten Generation zu verhindern". Z.B. werde Kindern die Teilnahme am Gottesdienst untersagt, sie würden sogar aus der Kirche geholt, beklagte Heine-Geldern.

Aus eigenem Augenschein kennt der langjährige Industrielle die Lage im Irak. Er berichtete von einer Reise Anfang April mit der Deutschen Bischofskonferenz in die Ninive-Ebene, wohin viele Christen nach dem IS-Angriff von 2014 wieder zurückgekehrt sind oder dies noch vorhaben. "Es ist uns gelungen, die christlichen Kirchen vor Ort - das sind die syrisch-orthodoxen, die syrisch-katholischen und die chaldäischen - an einen Tisch zu bekommen und das NRC (Nineveh Reconstruction Committee) für ein Wiederaufbauprogramm zu bilden", berichtete Heine-Geldern.

Die Lebensumstände für Minderheiten machen es Christen freilich weiterhin schwer, im Land zu bleiben. "Vor dem Ers­ten Weltkrieg war der Anteil der christlichen Bevölkerung im Nahen Osten noch 20 Prozent, jetzt ist er unter vier Prozent", erinnerte der "Kirche in Not"-Präsident an den enormen Aderlass im vergangenen Jahrhundert. Nach Beobachtungen der Reisegruppe seien manche Häuser von Christen in der Ninive-Ebene, nachdem der IS vertrieben wurde, noch intakt gewesen und erst danach geplündert oder zerstört worden. "Das ist natürlich nicht so vertrauensfördernd", merkte Heine-Geldern an. Dennoch wollten viele Christen, die im Irak zum überdurchschnittlich gebildeten Mittelstand gehören, in ihrer angestammten Heimat zum Wiederaufbau beitragen.

"Ohne die Unterstützung von 'Kirche in Not' wären wir nicht geblieben", hätten einige gemeint. Die Erwartungen an die Hilfe der internationalen Staatengemeinschaft seien jedoch nicht erfüllt worden. Der Schwerpunkt der Arbeit von "Kirche in Not" bleibt laut Heine-Geldern in Syrien und im Irak; er hoffe, dass im humanitären Bereich die internationale Hilfe bald anläuft.

Lage in Osteuropa hat sich stabilisiert

Es gebe auch Länder, wo "Kirche in Not" ihr Engagement reduzieren kann. Heine-Geldern erinnerte an die Jahrzehnte lange Aufbauarbeit für die Kirche in den osteuropäischen Ländern. "Da gibt es keine Kirche, kein Seminar, die bzw. das nicht mit unserer Hilfe aufgebaut worden ist." Jetzt würden dort nur mehr wenige Projekte gefördert. Die Kirche z.B. in Polen oder der Slowakei sei so gefestigt, "dass wir dort schon Landesorganisationen haben" - wie in weiteren 21 Ländern. In insgesamt mehr als 140 Ländern ist die von Werenfried van Straaten nach dem Weltkrieg als "Ostpries­terhilfe" gegründete Organisation aktiv tätig.

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Archivfoto: Junge Chinesin betet


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