Die absolute und totale ‚Neuheit’ Christi, keine ‚Neuheiten’ der Welt

10. September 2018 in Aktuelles


Franziskus in Santa Marta: wider ein Christentum ‚der Neuheiten’. Das Evangelium verwandelt ganz, in Leib, Seele und Geist. Christen, die wie Heiden leben, sind Heuchler. Der Weg des Christen: das Martyrium. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) „Allgemein hört man von Unzucht unter euch, und zwar von Unzucht, wie sie nicht einmal unter den Heiden vorkommt, dass nämlich einer mit der Frau seines Vaters lebt. Und da macht ihr euch noch wichtig, statt traurig zu werden und den aus eurer Mitte zu stoßen, der so etwas getan hat“ – ihr aber seid Christen und lebt so?

Von diesen harten Worten des Apostels Paulus aus dem ersten Brief an die Korinther ging Papst Franziskus in seiner Predigt bei der heiligen Messe in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“ am Montag der 23. Woche im Jahreskreis aus. Der Apostel stelle fest, dass viele von den Christen in Korinth ein Doppelleben führten.

So sei Paulus sehr verärgert über sie, über jene, die sich gerühmt hätten, „offene Christen“ zu sein. Bei ihnen aber „ist das Bekenntnis zu Jesus Christus Hand in Hand mit einer tolerierten Unmoral gegangen“. Paulus rufe in Erinnerung: „Wisst ihr nicht, dass ein wenig Sauerteig den ganzen Teig durchsäuert? Schafft den alten Sauerteig weg, damit ihr neuer Teig seid!“.

Jesus habe seine Jünger gemahnt: „Neuer Wein in neuen Schläuchen“:

„Die Neuheit des Evangeliums, die Neuheit Christi bedeutet nicht nur, unsere Seele zu verwandeln. Sie bedeutet, uns ganz zu verwandeln: Seele, Geist und Leib, alle, alles, das heißt: den Wein – den Sauerteig – in neuen Schläuchen, auch da alles. Die Neuheit des Evangeliums ist absolut, total. Sie nimmt uns alle ein, denn sie verwandelt uns von Innen nach Außen, den Geist, den Leib und das tägliche Leben“.

Der Papst machte darauf aufmerksam, dass die Christen von Korinth die völlig einnehmende Neuheit des Evangeliums nicht verstanden hätten. Diese Neuheit sei keine Ideologie oder eine Art des sozialen Lebens, das mit den Gewohnheiten der Heiden zusammengehe. Die Neuheit des Evangeliums „ist die Auferstehung Christi, der Geist, den er uns gesandt hat, damit er uns im Leben begleite“. So seien wir Christen Männer und Frauen der Neuheit, nicht der „Neuheiten“:

„Und viele Leute versuchen, ihr Christentum ‚der Neuheiten’ zu leben: ‚Nun, heute kann man das so machen. Nein, heute kann man so leben...’. Und diese Leute, die die Neuheiten leben, die von der Welt vorgeschlagen werden, sind weltlich, sie akzeptieren nicht die ganze Neuheit. Es besteht ein Gegensatz zwischen ‚der Neuheit’ Jesu Christi und ‚den Neuheiten’, die die Welt uns zum Leben vorbringt“.

Die Menschen, die Paulus verurteile, „sind lau, es sind unmoralische Menschen, Menschen, die simulieren, formale Menschen, heuchlerische Menschen“. Franziskus unterstrich: „die Berufung Jesu ist eine Berufung zur Neuheit“:

„Jemand mag sagen: ‚Aber Pater, wir sind schwach, wir sind Sünder...’ – ‚Nun, das ist etwas anderes’. Wenn du es annimmst, ein Sünder und schwach zu sein, dann vergibt er dir, denn ein Teil der Neuheit des Evangeliums besteht im Bekenntnis, dass Jesus Christus für die Vergebung der Sünden gekommen ist. Doch wenn du, der du sagst, Christ zu sein, mit diesen weltlichen Neuheiten zusammenlebst, nein, das ist Heuchelei. Das ist der Unterschied. Und Jesus hatte im Evangelium gesagt: ‚Seid vorsichtig, wenn sie euch sagen werden: der Messias ist da oder dort... Das sind die Neuheiten: nein, das Heil – es liegt bei dem, bei dem...’. Nur einer ist Christus. Und Christus ist klar in seiner Botschaft“.

Jesus aber täusche nicht jene, die ihm folgen wollten. Auf die Frage: „Nun, wie ist der Weg derer, die ‚die Neuheit’ leben und nicht ‚die Neuheiten’ leben wollen?“ rief Franziskus in Erinnerung, wie das Evangelium vom Tag (Lk 6,1-11) endete: „sie aber in ihrem Unverstand berieten sich untereinander, was sie gegen Jesus unternehmen könnten“ – mit der Entscheidung der Schriftgelehrten und Gesetzeslehrer, Jesus zu töten, ihn „aus dem Weg zu schaffen“.

„Der Weg derer, die die Neuheit Jesu Christi annehmen, ist derselbe Weg, den Jesus genommen hatte: der Weg des Martyriums“, so der Papst. Dieses Martyrium sei nicht immer „blutig“, sondern ein Martyrium aller Tage:

„Wir sind unterwegs und auf uns blickt der große Ankläger, der die Ankläger von heute erweckt, um uns im Widerspruch einzunehmen. Doch mit ‚den Neuheiten’ darf man nicht verhandeln. Die Botschaft des Evangeliums darf nicht verwässert werden!“.

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