Das Ende der Friedhofsruhe

6. September 2018 in Prolife


„Plötzlich also ist Abtreibung wieder ein Thema. Seit den Vorgängen um Frau Hänel bläst die Abtreibungslobby, von den allermeisten Medien in Deutschland kräftig unterstützt, aus allen Rohren.“ Gastkommentar von Cornelia Kaminski


Berlin (kath.net) Viele Jahre war es mehr oder weniger still in Deutschland um Abtreibungen. Für Politiker war die Frage danach, wie man mit dem Lebensrecht der ungeborenen Kinder umgehen sollte, seit der Neuregelung des § 218 zu Beginn der 90er Jahre vom Tisch, in den Medien tauchte der Begriff lediglich dann auf, wenn das statistische Bundesamt neue Abtreibungszahlen veröffentlichte, und die Kirchenvertreter, so schien es, hatten das Thema so gern wie der Teufel das Weihwasser.

Mit dem Prozess gegen die Gießener Abtreibungsärztin Kristina Hänel wegen des § 219a war es mit dieser Friedhofsruhe in Deutschland mit einem Schlag vorbei. Der allem Anschein nach sorgfältig vorbereitete Coup – schließlich war Frau Hänel ja wegen der unerlaubten Werbung für Abtreibung bereits einmal rechtskräftig verurteilt worden, und ihre Anwältin, Frau Prof. Frommel, ist Pro Familia Aktivistin – hatte das erwünschte Ergebnis: in den Medien wurde Frau Hänel als Opfer dargestellt, die doch nur den Frauen helfen wolle und dafür nun bestraft werde. Das evangelische Magazin Chrismon legte noch eins drauf und bezeichnete sie in einem ausführlichen Bericht als „Retterin“, die sich „schon immer für die Schwächsten eingesetzt“ habe.

Plötzlich also ist Abtreibung wieder ein Thema. Seit den Vorgängen um Frau Hänel bläst die Abtreibungslobby, von den allermeisten Medien in Deutschland kräftig unterstützt, aus allen Rohren: zunächst war es nur die Forderung nach einer Streichung des § 219a, der die Werbung für Abtreibung untersagt. In einem Hau-Ruck-Verfahren sollte dieser Paragraf bereits vor der Unterzeichnung des Koalitionsvertrags vom Bundestag gekippt werden, ein Streich, der nur durch den Einsatz aktiver Lebensrechtler verhindert werden konnte.

Seit einigen Wochen nun häufen sich Berichte in den Medien, nach denen die Zahl der Abtreibungsärzte alarmierend rückläufig sei: Frauen müssten lange Wege auf sich nehmen, um ihr ungeborenes Kind los zu werden, das sei nicht zumutbar, Gynäkologen müssten verpflichtet werden, auch Abtreibungen durchzuführen, damit Frauen dieses „wichtige Recht“ ungehindert in Anspruch nehmen könnten. Dass zahllose Frauen gar keinen Frauenarzt wollen, der abtreibt, und eine solche Forderung den Fachärztemangel in Deutschland nur verschärfen wird, ist den Abtreibungsideologen egal.

Passend dazu werden stattdessen Forderungen laut, Abtreibungen in den Ausbildungskatalog von Medizinstudenten aufzunehmen. Diese würden bisher lediglich im Rahmen der Facharztausbildung mit Abtreibungen konfrontiert, das sei zu spät – an der Berliner Charité bietet daher die Organisation „Medical Students for Choice" Praxis-Kurse an, in denen Gynäkologinnen mit den Studenten Abtreibungen an einer Papaya simulieren. Das Ausräumen einer Papaya hat zwar medizinisch und ethisch mit dem Ausräumen einer Gebärmutter ungefähr soviel zu tun wie das Köpfen einer Kokosnuss mit dem Köpfen von Terroropfern, aber das ficht die Studentinnen von „Medical Students for Choice“ genauso wenig an wie die Journalisten, die darüber berichten.

Es ist also vorbei mit dem Mantel des Schweigens, der über Abtreibungen in Deutschland gelegt wurde. Es liegt nun an uns, dafür zu sorgen, dass unter diesem Mantel die ganze Wahrheit zum Vorschein kommt: die zahllosen getöteten Kinder, die verzweifelten Mütter, die deprimierten Väter, eine Gesellschaft, der das Bewusstsein für den Wert menschlichen Lebens abhanden zu kommen droht. Es liegt an uns, dafür zu sorgen, dass wir über Abtreibungen wieder mit klarer Sprache reden: Ja, bei Abtreibungen wird ein Mensch getötet und nicht die Weltbevölkerung reguliert. Ja, Abtreibungen verstören Frauen zutiefst und dienen nicht ihrer reproduktiven Gesundheit. Und nein, Abtreibung ist kein Menschenrecht. Das Recht auf Leben ist ein Menschenrecht, und zwar das Fundamentalste überhaupt. Nicht umsonst wird es durch die ersten Sätze in unserer Verfassung geschützt. Wer das nicht mehr allen Menschen zuerkennen will, sondern an Bedingungen knüpft (alt genug – groß genug - gesund genug) handelt keinen Deut besser als die Sklavenhändler vergangener Jahrhunderte.

Wir sind die Pro Life Generation. Wir sind die, deren Klassenkameraden, Freunde, Arbeitskollegen nicht leben durften, sondern abgetrieben wurden. Wir sind verpflichtet, unsere Stimme zu erheben – für die, die nicht leben durften, für die, die sich ein Leben mit Kind nicht zutrauen, und für die, die vielleicht morgen getötet werden sollen. Tun wir das gemeinsam: am 22.9. in Berlin beim Marsch für das Leben!

Marsch für das Leben Berlin 2018 - Am Samstag, 22. September, ab 13 Uhr vor dem Reichstag

Pressefoto Cornelia Kaminski


Foto C. Kaminski (c) privat


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