Kritik an Kardinal Cupich - ‚Das hat etwas mit Homosexualität zu tun’

16. August 2018 in Weltkirche


Der Erzbischof von Chicago hat behauptet, die Missbrauchsskandale hätten nichts mit gelebter Homosexualität von Priestern zu tun. Prominente katholische Laien sind anderer Ansicht.


Chicago (kath.net/LSN/jg)
Prominente katholische Laien haben die von Blase Kardinal Cupich aufgestellte Behauptung zurückgewiesen, die Missbrauchskrise habe nichts mit Homosexualität zu tun. Cupich hatte dies in einem Interview mit dem Jesuitenmagazin America vertreten.

Er sei „sehr vorsichtig“ bei der Schlussfolgerung, dass die Zulassung homosexueller Männer zum Priestertum zu einer Kultur geführt habe, welche den Missbrauchsskandal um den ehemaligen Kardinal Theodore McCarrick ermöglicht habe. Ein ähnlicher Zusammenhang zwischen Homosexualität unter Priestern sei in den 2000er Jahren behauptet worden, als die Skandale um den Missbrauch Minderjähriger durch Priester öffentlich geworden seien. Dies sei durch den Bericht des John Jay College of Criminal Justice widerlegt worden, sagte Cupich laut America.

Das Thema Homosexualität werde nur deshalb ins Spiel gebracht, um vom eigentlichen Problem abzulenken, das den Missbrauchsskandalen in Wahrheit zugrunde liege. Dies sei der Klerikalismus, behauptete der Kardinal.

Cupich lobte die „Dallas Charter“, die Regelung welche die US-Bischöfe 2002 für den Umgang mit Missbrauchsvorwürfen gegen Priester beschlossen haben. Diese habe zum Rückzug von Erzbischof McCarrick geführt, behauptete Cupich. Die Charter betrifft allerdings dank einer Intervention von McCarrick nicht Bischöfe, gegen die Vorwürfe erhoben werden.

Er sei über das Fehlverhalten McCarricks „schockiert“ und schlug eine Untersuchung vor, welche prüfen solle, ob die bestehenden Regelungen eingehalten worden seien, berichtet America.

Beide Berichte des John Jay College, der aus dem Jahr 2004 und der aus dem Jahr 2011, würden zeigen, dass 80 Prozent der Opfer von Missbrauchsfällen männliche Jugendliche waren, sagte Jennifer Roback Morse, Gründerin und Leiterin des Ruth Institute. „Das hat etwas mit gelebter Homosexualität zu tun“, sagt sie wörtlich gegenüber LifeSiteNews. Die Opfer der aktuellen Krise seien Seminaristen, die von ihren Oberen missbraucht würden. Auch das habe etwas mit gelebter Homosexualität zu tun, betont sie.

Auf ihrem Blog hat sie die Zahlen der Berichte des John Jay College analysiert und kommt zu dem Ergebnis, dass Homosexualität tatsächlich ein wichtiger Faktor in den Missbrauchsskandalen gewesen sei. Sie ist überzeugt, dass Kleriker, die aktiv homosexuelle leben, der Kirche große Probleme bereiten würden. „Wenn die Bischöfe diese Probleme nicht sehen wollen, werden die Laien neue und kreative Wege finden, um Druck auszuüben“, sagt sie wörtlich.

Austin Ruse, der Vorsitzende des Center for Family and Human Rights (C-FAM) argumentiert ähnlich wie Roback Morse. Wie könne der Missbrauchsskandal, der 2002 bekannt geworden sei, nichts mit Homosexualität zu tun haben, wenn 80 Prozent der Fälle erwachsene Männer betreffe, die männliche Jugendliche missbraucht hätten, fragt er. Im Fall McCarrick sei die Lage noch eindeutiger, weil dessen Opfer erwachsene Männer seien. „Wir werden es nicht zulassen, dass sie mit dieser Geschichte durchkommen“, sagt er in Richtung der Bischöfe.

Klerikalismus sei tatsächlich ein Problem im Klerus, sagt die Moraltheologin Dr. Janet Smith, die am Sacred Heart Major Seminary in Detroit unterrichtet. Zu viele Priester würden seien kleine Tyrannen, die ihren Einfluss für ihren eigenen Vorteil einsetzen würden. Sobald das Problem homosexueller Netzwerke in den Diözesen und Orden gelöst sei, könne es in Angriff genommen werden, schlägt sie vor.



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