Sinnvolle Freizeitgestaltung

15. August 2018 in Jugend


Das Böse kennt viele Wege, um in unser Leben zu gelangen und es weiß, dass es v.a. unterschwellig Erfolg hat. Es tarnt sich als etwas Gutes, als etwas Angenehmes - Die Jugendkolumne von kath.net - Diese Woche ein Beitrag von Viktoria Samp


Linz (kath.net)
Nach einem schweren Arbeits- oder Schultag möchte man einfach nur ins Sofa fallen und alle Sorgen vergessen. Man möchte zumindest für einen Moment aus dieser Welt flüchten. Was hilft da nicht mehr, als „abzuschalten“, sich ablenken, um „auf andere Gedanken zu kommen“? Und wer greift da nicht gerne zur Fernbedingung, zum Internet oder zu einer ablenkenden Lektüre?
„Bloß nicht zu anspruchsvoll“ soll es sein und so passiert es schnell, dass man auf fragliche Seiten, Programme oder Sendungen stößt.

Hier scheint die Regel zu gelten: Je primitiver, desto erfolgreicher, je stumpfer, desto mehr Zuschauer. Und so sorgt die Regel von Angebot und Nachfrage für immer neue Ideen, wie die Freizeit der Massen ausgefüllt werden kann. Aber betrügen wir uns nicht: Nacktheit, Verlogenheit, Betrug, Unehrlichkeit, Ehebruch, Intrigen usw. sind Themen, die immer wieder auftreten und die diese Programme so richtig spannend machen.

Nicht selten passiert es auch, dass Menschen, die im Alltag Werte vertreten, die in solchen Programmen nicht nur verlacht, sondern sogar deren Gegenteil propagiert wird, in den Bann gezogen werden. „Nach einem langen Arbeitstag brauche ich etwas Leichtes“, „Es ist nur ein Film“ oder „Das ist das Leben“ – wer hat diese Argumente noch nicht gehört oder gar selber mal ausgesprochen? Und dann heißt es oft auch noch: „Es ist ok, solange man nicht selber so lebt“, „Ich bin anders“. Vielleicht brauchen wir diese Bilder manchmal, um uns selbst zu bestätigen, um zu sehen, dass wir doch gar nicht so schlecht sind, dass wir doch eigentlich ein relativ gutes Leben führen.

Manchmal wundere ich mich darüber. Als Kinder haben wir doch immer Märchen geschaut, die eigentlich immer die gleiche Botschaft enthielten: Am Ende siegt immer das Gute. Und bekanntlich ist die Kindheit die schönste Zeit – man ist glücklich und ohne Sorge. Ohne wirkliche Forschung betrieben oder wissenschaftliche Artikel zu dem Thema gelesen zu haben, wage ich zu behaupten, dass es hier einen Zusammenhang gibt.

Alles, was uns umgibt, was wir erleben, was wir sehen, hören und selber tun, hinterlässt eine Wirkung. Manchmal stärker, manchmal kaum bemerkbar. Kindern zeigen wir diese Märchen, damit sie lernen, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden und sich für das Gute entscheiden. Doch wir selber flüchten uns häufig in Welten, die unseren Werten widersprechen. Wir merken kaum die unterschwellige Wirkung, doch sie ist da. Nicht selten kommt es sogar zu einer Sucht und ähnlich wie die Konkurrenz unter den Anbietern, kommt es auch in unserem Inneren zu einem Wettbewerb, einer Suche nach immer „besseren“ Angeboten, die das letzte übertreffen und die Zeit rauben für wirklich wertvolle Freizeitgestaltung.

Langsam und unmerklich stumpfen wir ab. Wir lassen uns auf immer leichteres ein, akzeptieren eine immer niedrigere moralische Schwelle und merken gar nicht, wie schnell die Demoralisierung.

Spätestens, wenn das Kind anfängt, sich ebenfalls in seine Welt zu flüchten, merken wir auf einmal doch, dass es vielleicht sinnvoller gewesen wäre, ihm mehr Zeit zu schenken.

An der Wurzel sollten wir das Böse bekämpfen, heißt es. Dürfen wir uns hier auf Kompromisse einlassen? Ich glaube, dass wir solchen Dingen nicht nur aus dem Weg gehen sollten, sondern entschieden dagegen ankämpfen müssen. Wenn wir schon nicht selber aktiv etwas konkretes unternehmen können, so denke ich, dass wir zumindest passiv unseren Protest zeigen können, indem wir solchen Seiten und Programmen den Rücken kehren. Selbst, wenn wir selber ein so starkes moralisches Gerüst aufgebaut haben, dass wir uns sicher sein können, dass uns diese Freizeitangebote nicht schaden, so sollten wir auch durch einen Boykott dafür sorgen, dass die Zuschauerzahlen nicht unnötig in die Höhe gehen und so nicht noch weiter verbreitet werden und möglicherweise Menschen schaden, die ein schwächere moralische Basis haben (ganz zu schweigen, von den Kindern, die unabsichtlich auf Dinge stoßen, die auf immer eine Spur in ihrem Leben hinterlassen können).

Das Böse kennt viele Wege, um in unser Leben zu gelangen und es weiß, dass es v.a. unterschwellig Erfolg hat. Es tarnt sich als etwas Gutes, als etwas Angenehmes. Doch bereits dann, wenn wir das Gefühl haben, uns für etwas rechtfertigen zu müssen, sollten die Alarmglocken läuten und wir sollten uns fragen, warum wir überhaupt das Bedürfnis nach Rechtfertigung haben. Es gibt so viele Angebote für Freizeit und Urlaub, die uns aufbauen und für den Alltag stärken können. Lassen wir uns nicht die Zeit für diese Dinge rauben!


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