Angriffe auf Kirchen und Priester im Osten Äthiopiens

11. August 2018 in Aktuelles


Milizen in Region Somali attackierten Einrichtungen ethnischner Minderheiten - Mehrere äthiopisch-orthodoxe Priester wurden getötet - Örtlicher katholischer Bischof: Somalischen Rebellen griffen ausschließlich Kultstätten an und töteten nur Christen


Rom-Addis Abeba (kath.net/ KAP)
Von der jüngsten Gewaltwelle im Osten Äthiopiens sind offenbar die örtlichen christlichen Kirchen und ihre Gläubigen besonders betroffen. Der vatikanische Pressedienst "Fides" berichtete am Donnerstag unter Berufung auf lokale Quellen, dass bei den Unruhen in der Region Somali mindestens sechs Priester der äthiopisch-orthodoxen Kirche ums Leben gekommen seien. Bereits zu Wochenbeginn hatte Patriarch Abuna Mathias eine ungenannte Zahl an getöteten Priestern sowie Brandanschläge auf etliche Kirchen beklagt. Die genaue Zahl getöteter Zivilisten ist noch offen.

Der katholische Bischof Angelo Pagano schilderte gegenüber "Fides", dass er am vergangenen Samstag in einem Vorort der Provinzhauptstadt Jijiga gerade eine Kapelle gesegnet habe, als Unruhen losbrachen. In einer nahen orthodoxen Kirche habe er ein Feuer beobachtet, schilderte der Apostolische Vikar von Harar. Als er sich im Priestergewand zu nähern versuchte, hätten junge, mit Stöcken bewaffnete Männer damit begonnen, Steine zu werfen. Später sei ein orthodoxer Priester bereits tot aufgefunden worden, einen weiteren verletzten Geistlichen habe er zusammen mit dem Dorfältesten wegbringen können, so der Bischof.

Am nächsten Tag sei festgestellt worden, dass allein auf dem Gebiet des Vikariats Harar mindestens acht orthodoxe Kirche in Brand gesteckt wurden und Priester, Diakone und Mitarbeiter der Kirchen ums Leben gekommen waren. Auch die von ihm tags zuvor gesegnete neue katholische Kapelle sei zerstört worden, berichtete Pagano: "Sie konnten sie zwar nicht in Brand setzen, weil sie aus Ziegeln gebaut ist, aber sie zerstörten alles, was wir nicht mitnehmen konnten, Heiligenbilder, Kruzifix, Stromgeneratoren."

Ursprung der Gewaltwelle ist ein Konflikt zwischen der Regionalregierung von Somali, der NGOs in der Vergangenheit immer wieder Menschenrechtsverletzungen an ihren Gegnern vorgeworfen haben, und der äthiopischen Regierung unter dem neuen Premier Abiy Ahmed. Während Abiys Vorgänger den Regionalpräsidenten Abdi Illey gewähren ließen, damit dieser die islamistische Al-Shabaab-Miliz aus dem benachbarten Somalia von einem Vordringen nach Äthiopien abhielt, hatte Abiy umfassende Reformen in der Region angekündigt, zitierte die "Austria Presse Agentur" Rashid Abdi von der International Crisis Group. Die Regionalregierung fürchte nun um ihre uneingeschränkte Macht, sagte der Experte.

Laut "Fides"-Dienst störte die unter Kommando von Regionalpräsident Abdi Illey stehende "Miliz Liyu" Ende vergangener Woche in der Provinzhauptstadt Jijiga eine Versammlung des Regionalparlaments, bei der es um Menschenrechtsverletzungen in der Region ging. Das äthiopische Militär habe daraufhin das Gebäude des Regionalparlaments und des Präsidentenpalastes von Abdi Illey umstellt. In der Folge hätten Mitglieder der Liyu-Milizen Ziele angegriffen, die in Verbindung mit ethnischen Minderheiten stehen.

Abdi Illey soll mittlerweile festgenommen und nach Addis Abeba gebracht worden sein. Noch am Montag hatte er die örtlichen christlichen Religionsvertreter an seinen Amtssitz gerufen, wie der katholische Bischof Pagano am Donnerstag gegenüber "Fides" berichtete. "Er sagte, dass er Frieden wolle und er forderte uns auf, unseren Gläubigen zu sagen, dass sie sich nicht rächen sollten, da es sich bei den Vandalen um Kriminelle handelte", wurde Pagano zitiert. Der Bischof wies Abdi Illey demgegenüber nach eigenen Angaben auf den religiösen Hintergrund der Angriffe hin. "Er hätte sehen sollen, wie sich die somalischen Rebellen benahmen, wie sie ausschließlich Kultstätten angegriffen und nur Christen getötet haben", so der Bischof.

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