Kardinal: Italiener sind nicht rassistisch, nur verängstigt

9. August 2018 in Aktuelles


Bischofskonferenz-Vorsitzender Bassetti: Vielfalt als Wert und Ressource wahrnehmen und nachwachsende Generationen entsprechend erziehen


Rom (kath.net/KAP) Italiens Bürger fühlen sich nach Einschätzung des Vorsitzenden der Italienischen Bischofskonferenz, Kardinal Gualtiero Bassetti, im Stich gelassen. Die Menschen seien "im Grunde nicht rassistisch", empfänden sich aber vor den aktuellen Vorgängen schutzlos. Dies führe zu Lähmung und Abwehr gegenüber Fremden, sagte der Erzbischof von Perugia vor Journalisten in Rom. Aufgabe der Politik sei, "die Menschen so weit wie möglich von der Angst zu befreien".

Bassetti äußerte sich am Dienstag im Zuge eines Mediengesprächs anlässlich der Vorstellung einer Jugendwallfahrt nach Rom. Welche politischen Kräfte Angst schürten, wollte der Kardinal nicht konkretisieren. "Ich sage uns und denen, die wie wir öffentliche Aufgaben haben: Befreit die Menschen von der Angst, denn die Angst lässt einen im anderen ein Hindernis, einen Feind sehen", sagte Bassetti. Es gelte, Vielfalt als Wert und Ressource wahrzunehmen und die nachfolgenden Generationen entsprechend zu erziehen.

In Italien kam es in den vergangenen Wochen mehrfach zu Übergriffen mit mutmaßlich rassistischem Hintergrund. Innenminister Matteo Salvini kommentierte dies damit, der Rassismus-Alarm sei "eine Erfindung der Linken"; alarmierend sei einzig die Kriminalitätsrate unter Migranten, so der Lega-Politiker.

Bischofskonferenz-Vorsitzender Bassetti zeigte sich im Mediengespräch auch besorgt, dass Italien der jungen Generation oft keine Zukunft mehr biete. "Italien, wie es jetzt ist, ist immer weniger ein Land für die Jungen", sagte der Kardinal. Nach einer "Wohlstandsgeneration" gingen junge Italiener wieder wie ihre Großeltern auf der Suche nach Arbeit ins Ausland.

Während hervorragend ausgebildete junge Italiener ihrer Heimat den Rücken kehrten, habe Italien Mühe, die von Krieg und Armut getriebenen Migranten aus dem Süden der Welt aufzunehmen, sagte Bassetti. Migration sei ein komplexes und strukturelles Phänomen, das nicht nur Europa betreffe, betonte der Kardinal. Wenn Italien jungen Menschen eine Zukunft bieten wolle, müsse es auch diesen Problemen Rechnung tragen.

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