Schluss mit dem Jammern!

20. Juli 2018 in Kommentar


Sommerliches Selbstexperiment: Ich schränke meine Jammerei ein und übe mich in der Dankbarkeit. Benedicta von Petra Knapp-Biermeier.


Linz (kath.net) Sie sitzt vor mir und stellt die Frage aller Fragen. Eine Ameise klettert meine linke Wade hoch, und aus dem Augenwinkel sehe ich, wie unsere Jungen kaputte Telefone auseinandernehmen. Es ist ein Feriensamstag, nicht zu heiß, nicht zu kalt, und der Sommer ist noch sehr lang.

Also, sag mir, wie überstehst du die Ferien? Suggestiv, geschmeidig, weich wie Butter ist das, und die Frage impliziert natürlich die Antwort, so als würde mir jemand ein ofenwarmes Cookie auf die Zunge legen. Aber ich bin hellwach. Auf den Lippen läge mir eine exquisite Mischung aus intellektuellem Augenverdrehen und Gejammer über dies und jenes, was neun Wochen Ferien so mit sich bringen.

Ein paar Sekunden brauche ich, um mich in meinen neuen Modus einzuklinken, den ich seit ein paar Tagen einübe. Die Worte sperren sich etwas und kommen bruchstückhaft aus meinem Mund, aber gelogen sind sie nicht: "Weißt du, die erste Ferienwoche ist total gut gelaufen!"

Nicht jammern. Nicht klagen. Dankbar sein. Begonnen hat alles mit einem youtube-Vortrag von Joyce Meyer, der mich in einem Moment erreicht hat, wo er wie eine eiskalte Dusche wirkte, die mich wachrüttelte. Was bin ich nur für eine Jammertante. Wenn ich mein Alltagsreden analysiere, dann besteht es zu einem beschämend hohen Prozentsatz aus Aussagen, in denen ich mich über etwas beschwere, wo ich Dinge beanstande, Menschen inklusive meiner selbst kritisiere und so weiter.

„Ändere dein Reden, dann ändert sich dein Leben!“, sagt die bekannte Rednerin. Jammern ist für sie so etwas wie eine self-fullfilling prophecy: Das was ich nämlich an Negativem über meine Situation ausspreche, und das in Permanenz, nun, warum wundere ich mich, dass nichts besser wird?

„Wenn wir nachlässig mit unseren Worten umgehen, macht das unser Leben kaputt“, erklärt sie im Vortrag. Wie oft sagen wir Sätze wie: „Ich bin es leid. Mir stinkt's. Du machst mich krank. Mein Job macht mich krank. Ich habe es satt. Mein Haus nervt mich. Ich habe die Nase voll. Und übrigens, du treibst mich in den Wahnsinn. Ihr Kinder treibt mich in den Wahnsinn. Ich hasse meine Figur, meine Haut, mein Leben. Und ich glaube, das bringt mich alles noch um...“

„Die Zunge hat Macht über Leben und Tod“, knüpft Meyer an das Wort Gottes an. „Gott hat uns die Sprache anvertraut. Wir sollten mit Bedacht reden. Worte haben Macht. In ihnen liegt Kraft. Ihr könnt eure Zukunft mit den Worten, die ihr jetzt redet, negativ oder positiv beeinflussen.“ Sie ortet unglaublich viel Gemecker in unserer Alltagssprache. „Wir meckern und meckern und meckern, obwohl wir danken und loben und preisen sollten!“

Wir sollen uns daran erinnern, was Gott Gutes für uns getan hat, ermutigt Meyer in ihrem Vortrag. „Wenn ihr ein Problem hat, könnt ihr euch selbst wieder Mut machen und den Teufel in die Schranken weisen, indem ihr darüber redet, was Gott Großartiges in der Vergangenheit getan hat, anstatt ständig über eure Probleme zu reden.“ Sich zu beschweren bedeute übrigens, dass „die Last immer schwerer“ wird.

„Wenn man sich beschwert, kommt man nicht vorwärts“, betont Meyer. „Es ist das Lob, das uns nach vorne bringt. Danken schützt vor Wanken, Loben zieht nach oben.“ Und, by the way: „Wenn ihr euch schon beschwert über das, was ihr habt, warum sollte euch Gott noch mehr geben, über das ihr euch beschweren könnt?“

Unser Charakter werde dann geformt, „wenn wir Schwierigkeiten erleben und trotzdem dankbar bleiben“. Meckern sei Sünde „und öffnet dem Feind die Tür“. Meyer: „Wir sollten es uns zum Ziel setzen, die dankbarste Person aller Zeiten zu sein. Dankbarkeit ist ein Kraftspender.“

Immer wieder sollten wir aussprechen: „Gott, ich danke dir inmitten dieser Schwierigkeiten, weil ich glaube, dass du ein guter Gott bist, der aus allen Widrigkeiten etwas Gutes machen wird!“

Ein Satz, der mich in diesen heißen Julitagen begleitet, und der mich trägt, wenn sich alles spießt, wenn Pläne platzen, menschliche Launen kommen und gehen, Probleme noch immer da sind. Und mein Weg durch den langen Sommer ist deswegen ganz schlicht und einfach geworden: Jeden Ferientag will ich sie sammeln, meine tausend Gründe, Gott dankbar zu sein, ihn zu loben und seine Güte zu preisen...


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