Die ‚geheime Umfrage’ von Paul VI. zu ‚Humanae vitae’

17. Juli 2018 in Weltkirche


Ein neues Buch über die Entstehung von ‚Humanae vitae’ schildert eine Umfrage über die Zulassung von Verhütungsmitteln, die Paul VI. unter den Bischöfen der ersten Vatikansynode 1967 durchführen ließ.


Vatikan (kath.net/jg)
Während der ersten Bischofssynode im Vatikan im Oktober 1967 ließ Papst Paul VI. eine Umfrage unter den anwesenden Bischöfen über deren Ansicht zur Empfängnisverhütung durchführen. Von den 200 Bischöfen antworteten nur 26, die meisten davon befürworteten eine Freigabe von Verhütungsmitteln. Nur sieben waren dagegen.

Dies wird in dem Buch „Die Geburt einer Enzyklika. Humanae vitae im Licht der Vatikanischen Archive“ von Mons. Gilfredo Marengo dargestellt. Der Vatikanexperte Andrea Tornielli hat das Buch in einem Beitrag für den Vatican Insider, eine Beilage der Zeitung La Stampa, vorgestellt. (Siehe Link am Ende des Artikels)

Marengo habe damit den Vorwurf gegen Paul VI. widerlegt, der Papst habe die Entscheidung gegen Verhütungsmittel im Alleingang getroffen, schreibt Tornielli.

Unter den Befürwortern einer Öffnung für Verhütungsmittel und damit Änderung der Lehre von Pius XI. (Enzyklika „Casti connubii“, 1930) und Pius XII. befanden sich Kardinal Suenens, der Erzbischof von Brüssel, und Kardinal Döpfner, der Erzbischof von München. Döpfner hatte den Papst darauf hingewiesen, dass die deutschen Bischöfe mehrheitlich für eine Freigabe von Verhütungsmitteln durch die Kirche eintreten würden.

Suenens hatte sich sogar dreimal schriftlich an Paul VI. gewandt und unter anderem damit argumentiert, dass bereits die Zulassung der Ogino-Knaus Methode durch Pius XII. eine Erneuerung gegenüber Casti connubii darstelle. Die Ogino-Knaus Methode ist eine Methode der natürlichen Empfängnisregelung. Eine Zulassung von Verhütungsmitteln wäre ein damit vergleichbarer Schritt, schrieb Suenens an Paul VI.

Gegen eine Freigabe von Verhütungsmitteln äußerten sich unter anderem Fulton Sheen, der Bischof von Rochester, und Kardinal Wojtyla, der Erzbischof von Krakau und spätere Papst Johannes Paul II. Wojtyla sandte Paul VI. das „Memorandum von Krakau“ der polnischen Bischöfe, das einen Vorschlag zur besseren theologischen und naturrechtlichen Begründung einer Ablehnung von Verhütungsmitteln enthielt. Diese Gedanken seien allerdings nicht in die Enzyklika „Humanae vitae“ eingeflossen, schreibt Marengo.


Link zum Artikel von Andrea Tornielli in Vatican Insider (englisch):

’Humanae vitae’, Paul VI’s secret survey



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