Früherer Erzbischof von Maribor von Untreuevorwurf freigesprochen

14. Juli 2018 in Weltkirche


Emeritierter Erzbischof Kramberger, der im Zuge eines großen kirchlichen Finanzdesasters zurückgetreten war, stand im Zusammenhang mit Aktiengeschäften aus den Jahren 2003/2004 vor Gericht


Laibach (kath.net/KAP) Der emeritierte slowenische Erzbischof Franc Kramberger ist von einem Gericht in Laibach zusammen mit drei weiteren Mitangeklagten vom Vorwurf der Untreue im Zusammenhang mit dubiosen Aktientransaktionen aus den Jahren 2003 und 2004 freigesprochen worden. Die zuständige Richterin habe die Beweise als ungenügend für eine Verurteilung erachtet, berichteten die Nachrichtenagenturen STA und APA am Donnerstag.

Konkret ging es um Transaktionen mit Aktien des slowenischen Verlagshauses "Mladinska knjiga", die die Staatsanwaltschaft als gesetzwidrig bewertet hatte. 2003 soll die damals von Kramberger geleitete Erzdiözese Maribor Wertpapiere des Unternehmens von einer kirchlichen Investitionsfirma erworben und nur einen Tag später mit einem Gewinn von rund 600.000 Euro weiterverkauft haben. Eine ähnlicher Vorgang im Jahr 2004 brachte ebenfalls 630.000 Euro Profit. Neben Kramberger und dem damaligen Diözesanökonomen hatte die Staatsanwaltschaft auch gegen die früheren Manager jener Unternehmen, die von der Erzdiözese die Aktien gekauft haben, Anklage erhoben.

Es sei nicht erweisen worden, dass die Angeklagten die Transaktionen im Vorfeld abgesprochen hätten, urteilte nun das Gericht. Die Vorwürfe seien "ohne wahren Kern", so die Richterin. Kramberger selbst, dessen Unterschrift auf zwei der umstrittenen Verträge stand, plädierte in dem Verfahren von Beginn an auf nicht schuldig. Er habe in der Erzdiözese die seelsorgerische Arbeit erledigt, während seine Mitarbeiter für den geschäftlichen Teil verantwortlich gewesen seien, sagte er laut den Agenturberichten vor Gericht aus. Dass er Verträge unterfertigt habe, bestätigte Kramberger, betonte aber zugleich, sich mit deren Inhalt nicht beschäftigt zu haben.

Kramberger war 2011 im Zuge eines großen kirchlichen Finanzdesasters in seiner Diözese als Erzbischof von Maribor (Marburg an der Drau) zurückgetreten. Eine 2007 eröffnete Untersuchung hatte aufgedeckt, dass die Erzdiözese Maribor mehrere Investmentfonds und ein eigenes Firmenimperium gegründet und hierbei eine große Geldsumme verloren hatte. Nach Medienberichten soll sich der Gesamtschaden auf mehrere Hundert Millionen Euro belaufen haben.

2009 wurde Maribors Erzbischof Kramberger mit Marjan Turnsek ein Koadjutor mit Nachfolgerecht zur Seite gestellt. Turnsek übernahm nach dem Rücktritt Krambergers 2011 das Bischofsamt, wurde aber seinerseits zwei Jahre später und zusammen mit dem damaligen Laibacher Erzbischof Anton Stres von Papst Franziskus wegen des Finanzdesasters zum Rücktritt aufgefordert.

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