Jesuit Zollner: Missbrauchsprozesse schnell und zentral führen

10. Juli 2018 in Chronik


Experte gegen Missbrauch erinnert an kirchenrechtliche Vorgaben - Verstärkter Fokus der Diözesen auf juristisch ausgebildetes Personal gefordert


Vatikanstadt (kath.net/KAP) Bei der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche seien schnellere und zentralisierte Prozesse ein Beitrag dazu, Vertuschungen durch Kirchenobere zu verhindern: Das schreibt der Theologe und Psychologe Hans Zollner in einer aktuellen Sonderbeilage der Zeitschrift "Civilta Cattolica" zum Thema Missbrauch. Der Leiter des Kinderschutzzentrums an der Päpstlichen Universität Gregoriana erläutert darin zudem die kirchenrechtlichen Richtlinien im Umgang mit Verdachtsfällen von Missbrauch und fordert einen verstärkten Fokus der Diözesen auf juristisch ausgebildetes Personal.

Die juristischen Vorgaben, wie bei entsprechenden Anschuldigungen vorzugehen ist, seien in der römisch-katholischen Kirche überall gleich. An sie sei jeder Bischof gebunden, so der in Rom lebende deutsche Jesuit. Sie begännen mit Voruntersuchungen, deren Ergebnisse im Fall einer begründeten Anschuldigung an die Glaubenskongregation in Rom weitergeleitet werden müssen. Dort werde dann entschieden, auf welcher Ebene der Prozess weitergeführt wird.

Natürlich sei wünschenwert, schreibt Zollner, dass diese kirchlichen Strafprozesse dort stattfinden, wo das Vergehen stattgefunden hat. Das erleichtere ein schnelleres und transparenteres Vorgehen. Leider gebe es in fast keiner Ortskirche, keiner Diözese, eine genügende Zahl entsprechend geschulter Kirchenrechtsexperten. Das wiederum verhindere, dass die Prozesse zügig durchgeführt werden.

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