In Jesu Blick ist Leben

27. Juni 2018 in Jugend


Zerbrochenheit hat nicht das letzte Wort, doch Gott hat es - Die Jugendkolumne von kath.net - Diese Woche ein Beitrag von Magdalena Preineder


Wien (kath.net)
Meine eigene Geschichte hat es mir ermöglicht, vielen Menschen zu begegnen, die des Lebens müde sind. Menschen, die unter der Last des Lebens zu zerbrechen scheinen. Menschen, die sich fragen, ob am Leben festzuhalten tatsächlich das Richtige ist. Menschen, die sich zu schwach fühlen für diese Welt und die am liebsten die weiße Flagge hissen würden. Menschen, die sich fühlen, als wären sie bereits begraben und sich darüber grämen, dass sie es in Wirklichkeit noch nicht sind.

Während ich diesen Beitrag schreibe, denke ich an ein junges Mädchen, das sich vor einigen Jahren an mich gewandt hat, weil sie bulimisch war und dem Leben nichts mehr abgewinnen konnte. Ich denke an eine Nachricht, die ich erst vor wenigen Tagen bekam, und die besagte, dass diese Person nicht mehr leben möchte. Ich denke an all den Schmerz, mit dem die Herzen dieser Menschen gefüllt sind. Ich denke an all das Leid, das sie ertragen mussten. Ich denke an all die stummen Tränen, die sie vergossen haben und all die Umarmungen, die sie brauchten und nie bekamen. Ich denke an den Schmerz, der in ihnen saß und der gesehen werden wollte, und es doch nicht wurde.

Während ich diesen Beitrag
schreibe, darf ich auch an mein eigenes Leben denken. Daran, wie ich vor sechs Jahren selbst an Anorexie erkrankt war und daran, wie ich mir vor fünf Jahren nichts schöneres vorstellen konnte, als dem Leben ein Ende zu bereiten. Ich denke an all die Momente, in denen ich dachte zu schwach für alles im Leben zu sein und dass es niemals besser werden könnte. Der Regen des Lebens schien permanent zu sein und ich hatte weder einen Regenschirm, noch die Kraft im Regen zu tanzen. Viel mehr fühlte ich mich, wie eine Blume, die man überwässerte und statt zu wachsen, vollkommen verging.

Inmitten all der Erinnerungen und Erfahrungen, die ich heute mit mir trage, und die geprägt wurden von einem Schmerz, dem man keinen Sinn abgewinnen kann, einer Leere, die endlos scheint und dem Kampf, der gegen das eigene Leben gerichtet ist, darf ich all jenen, denen es vielleicht ähnlich ergeht, bezeugen, dass nichts sinnlos ist und, dass Gott selbst in der trostlosesten Wüste wieder Leben entstehen lassen kann. Wie schon seit vielen Jahren nähert sich auch heuer wieder das Pöllauer Jugendtreffen und jedes Jahr darf ich ganz besonders in dieser Zeit an der Freiheitserfahrung des Volkes Israels, als es aus dem Sklavenhaus Ägypten herausgeführt worden war, Anteil nehmen. Ich darf bezeugen, dass Gott auch heute noch Wunder wirkt und Ketten sprengt. Vor tausenden von Jahren hat er das für sein geliebtes Volk Israel getan hat, vor fünf Jahren für mich. Ich darf bezeugen, dass Gott stärker ist, als der Wille zum Tod.
All jenen, die sich (zu) schwach fühlen, möchte ich sagen, dass Gott in deiner Schwachheit, stark sein möchte. All jenen, die die Freude im Leben verloren haben oder durch eine Wüstenerfahrung gehen, möchte ich sagen, dass Gott für dein Klagen nicht taub ist und er möchte, dass du lebst. Dein Herzschlag hat einen Sinn. Dass du atmest, ist geplant und gewollt.

All jenen, denen ihr Joch zu schwer ist, möchte ich sagen, dass Jesus dir tragen helfen möchte und Gott nicht zulässt, dass auf den Schultern seiner Kinder mehr lastet, als sie zu tragen fähig sind.

Nichts und niemand ist für Gott ein aussichtsloser Fall. Alles Gebrochene kann er wieder zusammenfügen. Jede Gebrochenheit und jede Zerbrochenheit kann er zu etwas Schönem wandeln. So wie auch ein Mosaik aus vielen verschiedenen, oftmals klitzekleinen, Teilen besteht.

Vor fünf Jahren, hat Gott mich der Sehnsucht nach dem Tod entrissen und mir ein neues Leben geschenkt. Während der Anbetung beim Pöllauer Jugendtreffen durfte ich erfahren, dass in Jesu Blick Leben ist. In einem einzigen Moment, hat er all die Ketten gesprengt, die mich gefangen hielten. Auch heute noch wirkt Jesus wie einst an Lazarus.
Auf Jesus zu schauen, lohnt sich. Auf ihn zu schauen, schenkt Leben. Gott ist nicht taub für das Schreien seiner Kinder. Gott ist nicht blind für die Wunden seiner Kinder. Gott ist allem mächtig und auch wenn ich heute vielleicht nicht weiß, was das morgen hält, so weiß ich doch, wer es hält und das ist genug und ich wünsche jedem, der das liest, dass auch er darin seinen Frieden finden darf


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