Geisteswissenschaftliches Studienprogramm und viele Konversionen

16. Juni 2018 in Chronik


Staunen als Motiv für das Studium, Lektüre von Klassikern der westlichen Geistesgeschichte, Walzer tanzen und die Beobachtung des Sternenhimmels waren wesentliche Elemente eines Studienganges an das Kansas University.


Lawrence (kath.net/jg)
Ein Mitarbeiter des katholischen Missionsprojektes FOCUS (Fellowship of Catholic University Students) hat in einer Twitternachricht an ein geisteswissenschaftliches Programm an der Kansas University erinnert, das zur Bekehrung einer ganzen Reihe seiner Studenten zum katholischen Glauben geführt hat.

Es lief unter dem Namen „Integrated Humanities Program“ (IHP) von 1970 bis 1979 und bot ein integriertes geisteswissenschaftliches Studienprogramm, das den Studenten Bildung durch die Lektüre klassischer Werke der westlichen Kultur von der Antike bis zur Gegenwart vermitteln wollte.

Das Programm richtete sich in erster Linie an Studenten des ersten und zweiten Studienjahres und stand unter dem lateinischen Motto „Nascantur in Admiratione“ („Mögen sie im Staunen geboren werden“). Das Staunen ist der Beginn der Philosophie und gibt ein Motiv für das Studium. Verliert ein Student das Staunen, dann verliert sein Studium die rechte Form, wird zu einem mechanischen Tun, zur Last statt zur Freude, schreibt Robert K. Carlson, selbst ein Absolvent des IHP, in einem Artikel für das Crisis Magazine.

Neben dem Lesen klassischer Werke der westlichen Geistesgeschichte standen auch das Auswendiglernen von Gedichten, die Beobachtung des Sternenhimmels und Walzertanzen auf dem Programm. Die Professoren unternahmen mit den Studenten Reisen nach Griechenland und Irland.

Das IHP wurde von den Studenten dankbar angenommen. Nach einem Beginn mit 20 Studenten 1970 nahmen ein Jahr später bereits 149 und 1972 186 Studenten teil.

Bereits 1971 begann eine Evaluierung des Programms durch das College of Liberal Arts and Sciences, an dem das IHP beheimatet war. Die Gegner warfen den Professoren des IHP vor, zu wenig pluralistisch zu sein und die Studenten zu indoktrinieren. Dies sei mit dem Konzept einer „offenen Universität“ nicht vereinbar.

Nach Abschluss der Evaluierung wurden die Kurse im Rahmen des IHP den Studenten nicht mehr angerechnet. 1976 wurde die Diskussion um das IHP öffentlich, als ein Zeitungsartikel die Beschwerden einiger Eltern über die Konversion ihrer studierenden Kinder zum katholischen Glauben aufgriff. Berichten zufolge sind bis zu einhundert Teilnehmer an den Kursen des IHP in die katholische Kirche eingetreten. Die Eltern hatten sich an Organisationen wie die ACLU (American Civil Liberties Union) gewendet, die von außen Druck auf die Leitung der Kansas University ausübten, das Programm zu schließen.

Die drei Professoren, die das Programm leiteten, waren Katholiken. Die Studenten wurden durch das Studium klassischer Texte wie der „Bekenntnisse“ von Augustinus und anderer mit dem katholischen Denken bekannt.

Der Beratungsausschuss, der die Vorwürfe untersuchte, kam zu dem Schluss, dass für „die Anschuldigung der religiösen Indoktrination und Missionierung“ keine Beweise gefunden worden seien. Die Methode der Professoren der IHP könne „fruchtbar und adäquat“ sein, falls sie in ein „ausgewogenes geisteswissenschaftliches Programm eingebunden“ sei. Eine Beibehaltung des Status quo sei für das College of Liberal Arts and Sciences und das IHP „untragbar“, befand der Ausschuss. 1979 wurde das IHP beendet.

Zu den Absolventen zählen neben Robert Carlson auch Paul Coakley, der Erzbischof von Oklahoma City und James Conley, der Bischof von Lincoln.


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