Eucharistie-Streit ein 'richtiges deutsches Eigentor'

9. Juni 2018 in Aktuelles


Kardinal Müller kritisiert Bischofsbestellungen von Papst Franziskus und das Büro der Deutschen Bischofskonferenz: "Es kann ja nicht sein, dass das Sekretariat der Bischofskonferenz in Deutschland publizistisch nur für den Vorsitzenden arbeitet"


Passau (kath.net) Der frühere Präfekt der Römischen Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, macht „Hofklatsch“ für seinen Rauswurf durch Papst Franziskus vor einem knappen Jahr verantwortlich. Im Interview mit der „Passauer Neuen Presse“ (PNP) sagte Müller, er wisse immer noch nicht, welche Gründe Franziskus gehabt habe, seine am 2. Juli 2017 auslaufende Amtszeit nicht zu verlängern. Er gehe aber davon aus, dass „ideologische und kirchenpolitische Motive ausschlaggebend waren“. Müller erklärte, er habe damals in Frankreich auf Französisch gesagt, die Glaubenskongregation habe laut ihren Statuten die Aufgabe, den katholischen Glauben durch Symposien, Vorträge und ähnliches in der ganzen Welt zu fördern. Das habe dann jemand dem Papst so vorgetragen, „als hätte ich gesagt, wir müssten das, was er in seinen pastoralen Impulsen macht, theologisch strukturieren, ihm also sozusagen Nachhilfeunterricht erteilen“. Müllers Schlussfolgerung: „Das ist der Beleg für das intellektuelle Niveau der Zuträger, die mit ihrem Hofklatsch dem Papst und der Kirche nur schaden.“

Der deutsche Kardinal kritisierte auch Franziskus erneut scharf. Bei manchen Bischofsernennungen durch den Papst stelle sich die Frage, „warum theologische Kompetenz kaum noch berücksichtigt wird“. " Bei der Suche nach geeigneten Kandidaten darf man nicht nur fragen: Wer passt zu uns und unserem Netzwerk? Die richtige Frage lautet: Wer könnte ein guter Hirte sein gerade für diese Diözese?" Es sei „immer schädlich in der Kirche, wenn theologische und pastorale Kompetenz gegeneinandergestellt werden“. Den Streit um die Euchariste für Protestanten bezeichnete der Kardinal als ein "richtiges deutsches Eigentor“. Aus der ganzen Weltkirche habe es Stimmen gegeben, die den „Anspruch“ aus Deutschland abgelehnt hätten, bei der Kommunion für protestantische Ehepartner „Lehrmeister“ zu sein. „Das war mal wieder so ein richtiges deutsches Eigentor.“ Auch bereits jetzt können laut Müller Nicht-Katholiken unter Umständen die Hl. Eucharistie empfangen, zum Beispiel in Todesgefahr. Diese Möglichkeit beziehe sich aber nicht auf die Messe, dafür sei laut dem Kardinal die Voraussetzung, dass man den katholischen Glauben bekenne. Dieser werde ja "in höchster Weise" in der Eucharistie ausdrückt.

Kritik übte der Kardinal dann auch an der Diskussion um Ortskirche und ihrer Stärkung. Dies dürfe nicht darauf hinauslaufen, dass es um Machtverschiebungen zwischen dem römischen Zentrum und den Provinzen ginge. Manche meinen laut Müller damit nur, dass der Vorsitzende einer Konferenz und sein Sekretariat über die Bischöfe herrschen können. Der Vorsitzende der Konferenz sei aber "keinen Deut" mehr wert als jeder einzelne Bischof. Wörtlich sagte Müller: "Es kann ja nicht sein, dass das Sekretariat der Bischofskonferenz in Deutschland publizistisch nur für den Vorsitzenden arbeitet und die anderen Bischöfe dann als Opposition hingestellt werden." Die Bischofskonferenz sei keine politische Versammlung, in der um die Macht gespielt werde, sondern eine kirchliche Versammlung der Apostel, der Zeugen Christi, in der es um die Wahrheit des Evangeliums Christi gehe. Ziel einer Ökume könne es laut Müller auch nicht sein, dass sich einerseit evangelische und katholische Christen sich verbrüdern, andererseits aber neue Spaltungen auf katholischer oder evangelischer Seite entstehen. "Sie müssen nur mal den Ton beachten, in dem einige Bischöfe sich jetzt übereinander geäußert haben und wie andere, denen die jüngste Klarstellung aus Rom nicht passt, jetzt wieder ihren antirömischen Affekt hochgewürgt haben.",


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