Frankreichs ältester Baum birgt zwei Baumhauskapellen

31. Mai 2018 in Chronik


Als die Eiche in Allouville-Bellefosse/Normandie 1669 einen Blitzschlag überlebte, beschloss der Ortspfarrer, eine Kapelle in den tiefen Spalt zu bauen, den der Blitz in den Stamm eingebrannt hatte. Mit Video - Von Petra Lorleberg


Allouville-Bellefosse (kath.net/pl) Frankreichs ältester Baum birgt zwei der sonderbarsten Baumhäuser der ganzen Welt: katholische Kapellen. Die uralte Eiche in Allouville-Bellefosse/Normandie scheint schon 1669, als sie von einem Blitz getroffen wurde, ein bemerkenswerter Baum gewesen sein. Anders ist es wohl nicht zu erklären, dass man ihre Reste nicht einfach zu Brennholz verarbeitete, sondern abwartete, ob sie wieder Leben treibt. Und siehe da: der Baum überlebte den Blitzschlag, was als ungewöhnlich galt. Der damalige Ortspfarrer beschloss, in den tiefen Spalt, den der Blitz in das Innere des Stammes eingebrannt hatte, eine Kapelle zu bauen. Diese wurde der „Muttergottes vom Frieden“ geweiht, eine jährliche Wallfahrt entstand am Festtag Maria Himmelfahrt (15. August). Dann wird in der Kapelle die Hl. Messe gefeiert. Später wurde noch das „Eremitenzimmer“ im Baumwipfel eingerichtet, ebenfalls eine Kapelle. Zugang zu den beiden Kapellen wird durch eine Wendelttreppe ermöglicht, die sich um den mächtigen Baumstamm dreht. Die Kapelleneiche gilt als Touristenattraktion.

Die wissenschaftliche Untersuchung der Kapellen-Eiche ergab, dass sie mindestens 800 Jahre alt sein muss. Die Dorfbewohner munkeln, dass sie deutlich älter sei: Der Baum wachse seit der Zeit von Kaiser Karl dem Großen (gestorben 814), und William I. der Eroberer (gestorben 1087) habe sogar persönlich vor dem Stamm gebetet. Auch wenn dies wahrscheinlich nicht wahr ist, bezeugt es doch die hohe Ausstrahlung, die dieser Baum schon lange für die Menschen der Gegend hat. Wahr ist aber, dass während der Französischen Revolution ein wütender Mob den Baum mitsamt Kapelle als Wahrzeichen „reaktionärer“ Kräfte abbrennen wollte. Ein pfiffiger Dorfbewohner hatte in hoher Not die rettende Idee: Er erklärte, dass er die Kapelle zum „Tempel der Vernunft“ umgewidmet habe und konnte dadurch Baum und Kapelle retten. Bald danach wurde die Kapelle wieder ihrer eigentlichen Bestimmung zugeführt.

Die Eiche bedarf der sorgfältigen Pflege: Die Äste müssen abgestützt werden, Teile des Stammes sind bereits abgestorben, Schindeln bedecken den Stamm an den Stellen, wo er seine Borke verloren hat. Auch war sie sie früher vermutlich deutlich höher gewesen, nun misst sie nur noch um die 15 Meter - mehr bestechen der gewaltige Umfang ihres Stammes und ihr ehrwürdiges Alter.

Jeden Frühling grünt Frankreichs ältester Baum aufs Neue.

Frankreichs ältester Baum birgt zwei Baumhauskapellen (engl.)



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